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Enea Bastianini: Wie geht er mit dem Druck im Ducati-Werksteam um?

Als MotoGP-Underdog setzte sich Enea Bastianini stark in Szene, doch nach dem Aufstieg ins Ducati-Werksteam gibt es eine andere Erwartungshaltung

(Motorsport-Total.com) - Mit dem Sieg beim MotoGP-Saisonauftakt in Katar und drei weiteren Laufsiegen in der Saison 2022 zog Gresini-Pilot Enea Bastianini das Interesse auf sich. Mit seinen starken Leistungen verhinderte der Italiener den bereits sicher geglaubten Aufstieg von Markenkollege Jorge Martin ins Ducati-Werksteam und wurde im Sommer als zweiter Ducati-Werkspilot neben Francesco Bagnaia bekanntgegeben.

Titel-Bild zur News: Enea Bastianini

Mehr Druck als im Vorjahr: Von Enea Bastianini werden Siege erwartet Zoom

Mit Bagnaia lieferte sich Bastianini in der vergangenen Saison einige harte Duelle, obwohl für Bagnaia und Ducati der WM-Titel auf dem Spiel stand. In der Ducati-Box herrschte große Aufregung. Vor allem Teammanager Davide Tardozzi wirkte einige Male nicht besonders angetan von Bastianinis Fahrweise.

Am Ende konnte Ducati aber ohne den Einsatz einer Stallorder den MotoGP-Titel gewinnen. Doch das Duell Bagnaia vs. Bastianini geht 2023 in eine neue Runde. Dieses Mal haben die beiden Italiener identische Voraussetzungen. Gespannt sein darf man, wie Bastianini mit dem Druck umgeht, dem er als Werkspilot ausgesetzt ist.

Angst vor Zweikämpfen mit Teamkollege Bagnaia hat Bastianini nicht. "Zuerst einmal muss man sich die Situation anschauen. Ob ich vorn liege, ob er vorn liegt oder ob ein anderer Fahrer involviert ist. Es gibt so viele Variablen. Im Moment denke ich nur daran, mein Bestes zu geben. Ob ich antrete, um zu gewinnen? Natürlich!", stellt der Neuzugang im Rahmen der Präsentation des Ducati-Werksteams klar.

Bastianini ist sich bewusst, dass er bei Gresini weniger Druck hatte. Die Erwartungshaltung ist in diesem Jahr eine andere. "Ich wuchs bei Gresini auf. Dort gab es eine andere Philosophie als im Werksteam. Doch ich passte mich bei den Tests sofort an das neue Team an. Die Leute, mit denen ich arbeite, sind fantastisch. Deshalb muss ich mir keine Sorgen machen", versucht er den Druck abzustreifen.


Fotos: MotoGP 2023: Präsentation Ducati


Wie sich die Ducati-Spitzenfahrer unterscheiden

Die vergangene MotoGP-Saison hat bereits gezeigt, dass sich die Fahrstile von Bagnaia und Bastianini stark unterscheiden. Bagnaia bremst vergleichsweise aggressiv, während Bastianini sehr runde Linien fährt und mit mehr Schwung in die Kurven rollt.

"Pecco ist auf der Bremse sehr stark, doch das war bereits zu Moto3-Zeiten seine Stärke. Ich denke, es wird immer so sein, weil das seine natürliche Stärke ist", analysiert Bastianini und fügt hinzu: "Ich bin dafür am Kurveneingang stark."

Francesco Bagnaia, Enea Bastianini

Francesco Bagnaia bremst härter, Enea Bastianini rollt schneller in die Kurven Zoom

Laut Bastianini haben alle Ducati-Piloten ihre persönlichen Merkmale: "Martin ist am Kurvenausgang stark. Zarco ist in den Haarnadelkurven stark. Es gibt viele verschiedene Fahrstile, doch das ist das Schöne daran. Wir haben ein Motorrad, mit dem alle gut zurechtkommen. Unser Paket ist sehr ausgewogen und so können wir unsere persönlichen Stärken ausspielen."

Enea Bastianini

Neuzugang Enea Bastianini mit seiner Werks-Ducati Zoom

MotoGP-Sprintrennen: Warum Bastianini nicht der Favorit ist

Bastianini hatte vor allem gegen Rennende Stärken, weil er seine Reifen weniger stark beanspruchte als seine direkten Rivalen. Doch diese Stärke kann er in den neuen Sprintrennen nicht ausspielen.

Was erwartet der Italiener von den Rennen am Samstag? "Man kann eine Prognose abgeben, die aber nicht richtig sein muss. Bisher waren die ersten Runden nicht meine Stärke (lacht; Anm. d. Red.). Vielleicht kann ich aber für eine Überraschung sorgen", bemerkt er.

Enea Bastianini

Enea Bastianini konnte seine Qualifyings bereits verbessern Zoom

Die Qualifyings werden durch die Sprintrennen noch wichtiger. Das war in der Vergangenheit keine direkte Stärke von Bastianini. "Es ist eine Schwäche, die ich bereits zu einem Teil beseitigen konnte, denn bei den finalen Rennen startete ich immer von der Spitze", kommentiert er.

"Ich muss versuchen, meine Herangehensweise beizubehalten. Man muss aber auch festhalten, dass es mit dem 2019er-Bike schwierig war, gute Qualifyings zu haben", begründet er seine schlechten Qualifyings in der MotoGP-Debütsaison.


Fotostrecke: Die Karriere-Highlights von Enea Bastianini

Welches Motorrad das beste Bike im Feld ist

Mit Marco Rigamonti erhält er einen neuen Crewchief. Die Zusammenarbeit mit Alberto Giribuola ging beim Saisonfinale zu Ende. "Mit Pigiamino (Giribuola) hatte ich eine sehr gute Zusammenarbeit, doch das wird auch mit Marco so sein. Ich denke, es wird sich bei den Rennen weiter entwickeln. Genau das denke ich auch bei den Sprintrennen. Ich bin nicht besorgt oder fürchte sie", stellt Bastianini klar.

Mit der 2023er-Ducati erhält Bastianini das wohl beste Bike im Feld. Ist er frustriert, weil die Leute behaupten, dass die Ducati das beste Motorrad ist? "Nein, weil ich denke, dass das so ist. Ich habe keine anderen Motorräder probiert, doch ich denke, dass die Aussage stimmt", erklärt er.

"Das heißt aber nicht, dass man die anderen nicht ernst nehmen muss. Sie haben auch konkurrenzfähige Bikes und das Niveau ist sehr hoch. Die Details machen den Unterschied aus. Doch Ducati ist diesbezüglich einen Schritt voraus", vergleicht Bastianini.

Enea Bastianini

Enea Bastianini testete bereits im November mit dem Werksteam Zoom

Und hat Bastianini als Werkspilot bereits negative Aspekte erlebt? "Nein, vielleicht die vielen Interviews (lacht; Anm. d. Red.)", scherzt er. "Es gibt mehr Interesse als im Vorjahr. Doch abgesehen davon mache ich mir über nichts Sorgen."

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