• 18.03.2022 13:30

  • von M. Fritzsche, Co-Autoren: G. Garcia Casanova, M. Nugnes

Ducati-Werksteam stellt vorderes Ride-Height-Device vorerst zurück

Das System zum Einfedern der Gabel der Ducati GP22 während der Fahrt wird derzeit hauptsächlich von den Pramac-Piloten evaluiert, nicht von den Werkspiloten

(Motorsport-Total.com) - Im Lager des Ducati-Werksteams heißt die Devise in der MotoGP-Saison 2022 weiterhin Rückschritt statt Fortschritt. Nachdem sich am Saisonauftaktwochenende Anfang März in Katar Francesco "Pecco" Bagnaia gegen den 2022er-Motor entschieden hatte und daraufhin auch Teamkollege Jack Miller mitziehen musste, fahren beide die Saison mit einer überarbeiteten Version des 2021er-Triebwerks.

Titel-Bild zur News: Francesco Bagnaia

"Pecco" Bagnaia fährt in Mandalika ohne Ride-Height-Device am Vorderrad der GP22 Zoom

An diesem Wochenende nun gastiert der MotoGP-Zirkus in Indonesien und da hat man im Ducati-Werksteam einen weiteren Schritt zurück gemacht. Zumindest momentan verwenden weder Bagnaia noch Miller an der GP22 das Ride-Height-Device für das Vorderrad. Diese Neuentwicklung, die man Anfang Februar beim Sepang-Test erstmals ausprobiert hatte, wird aktuell vordergründig von den beiden Pramac-Ducati-Piloten Jorge Martin und Johann Zarco evaluiert.

Das Ride-Height-Device für das Vorderrad ist nicht zu verwechseln mit dem Holeshot-Device. Während das Holeshot-Device speziell für den Start konzipiert wurde, weil sich damit die Gabel beim Losfahren einfedern lässt, ermöglicht das Ride-Height-Device ein Einfedern der Gabel auch während der Fahrt.

Das kompliziertere der beiden Systeme am Vorderrad folgt damit dem Prinzip des Ride-Height-Device für das Hinterrad. Dieses wiederum ermöglicht durch Einfedern des hinteren Dämpfers eine bessere Traktion und wird weiterhin genutzt.

Das Ride-Height-Device am Vorderrad, das die Konkurrenz von Ducati am liebsten verboten sehen möchte, ist noch längst nicht so ausgereift wie jenes am Hinterrad. Laut Jorge Martin, der momentan als einer der wenigen damit fährt, ist eine endgültige Entscheidung pro oder contra noch nicht gefallen.

"Ich weiß, dass einige es nicht mehr verwenden", sagt Martin auf Nachfrage für unsere spanischsprachige Schwesterplattform 'Motorsport.com' und wird etwas genauer. "Das Werksteam und wir, wir testen es, aber ich weiß nicht, in welchem Umfang sie es haben oder nicht", so der Pramac-Pilot mit Verweis auf Bagnaia und Miller.

Die beiden Ducati-Werkspiloten selbst geben sich bedeckt. "Ich möchte da nicht zu sehr ins Detail gehen. Wir probieren Devices und testen unterschiedliche Dinge. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen", so Miller. Teamkollege Bagnaia sagt: "Ich möchte da nicht in Details gehen. Wir haben uns für die Variante entschieden, mit der ich mich auf dem Motorrad wohler fühle."

Jack Miller

Folgt Jack Miller - wie beim Motor - auch beim Vorderrad-Device der Bagnaia-Richtung? Zoom

Während Pramac-Pilot Johann Zarco eigener Aussage zufolge "noch damit fährt", hat Teamkollege Martin am Indonesien-Wochenende zwei unterschiedlich konfigurierte GP22-Bikes in der Pramac-Box stehen. "Wir arbeiten daran. Ich habe hier ein Bike mit dem Device und eins ohne. Das ist ein Unterschied gegenüber Katar, wo ich es an beiden Bikes hatte."

Nachgefragt, ob er in Mandalika einen Unterschied spürt, wenn er einerseits das Bike mit dem System fährt und andererseits das Bike ohne, antwortet Martin: "Beide haben beim Beschleunigen und beim Bremsen ihre Pluspunkte. Wir versuchen jetzt herauszufinden, welches wie viel besser ist. Andere verzichten darauf, aber Zarco und ich werden es für den Moment weiterhin nutzen und dann entscheiden, wie viel wir damit gewinnen und wie viel wir damit verlieren."

In der kombinierten Zeitenliste der beiden Freitagstrainings zum Grand Prix von Indonesien in Mandalika belegten Zarco und Martin die Plätze drei und vier hinter den beiden Yamaha-Werkspiloten Fabio Quartararo und Franco Morbidelli, die von ihren Platzierungen selber ein wenig überrascht sind.

Jorge Martin

Jorge Martin hat in Mandalika zwei Bikes - eins mit, eins ohne Vorderrad-Device Zoom

Derweil finden sich Miller und Bagnaia auf P6 und sogar nur auf P21 im Tagesergebnis wieder. Bagnaia hat für sein Abschneiden aber eine Erklärung: "Ich hatte einfach Pech, weil ich zweimal gelbe Flagge vorgefunden habe."

Damit spricht "Pecco" auf die beiden in der Schlussphase des FT2 passierten Stürze von Gresini-Ducati-Pilot Enea Bastianini und von Honda-Werkspilot Marc Marquez an. "Deshalb konnte ich keine Zeitattacke fahren", bemerkt Bagnaia, der mit seinem grundsätzlich Gefühl auf der abgerüsteten GP22 aber zufrieden ist.

"Ich bin happy mit der Arbeit, die wir heute erledigt haben. Für uns war es der beste Tag seit Beginn des Jahres und das schließt die Tests mit ein. Meine Pace mit dem Medium-Reifen war sehr stark. Da war ich Zweitschnellster. Deshalb bin ich happy, endlich", so Bagnaia.

Zum Ride-Height-Device sagt der italienische Ducati-Werkspilot noch: "[Jorge] Martin war heute schnell. Wenn er etwas Positives herausfindet, dann werden wir versuchen, uns an seinen Vorschlägen zu orientieren." Heißt also: Es ist noch nicht gesetzt, dass man im Ducati-Werksteam das neue System ebenso zu den Akten legt wie den neuen Motor.

Pramac-Pilot Martin erklärt, was es so schwierig macht. "Vor allem ist es ein Haufen Arbeit, [das Device] zum Funktionieren zu bringen. Das Team muss viele Stunden aufwenden, um es richtig einzustellen. Wir müssen jetzt einfach schauen, inwiefern es uns helfen kann. Wir müssen Rückschlüsse ziehen und können uns hoffentlich noch an diesem Wochenende auf eine einheitliche Richtung festlegen, die wir dann für den Rest des Jahres verfolgen werden."

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