Verstellbare Fahrwerke in der MotoGP: Diskussion um Verbot nimmt Fahrt auf

Fünf der sechs MotoGP-Hersteller fordern ein Verbot der Ride-Height-Systeme - Entscheidung bei der Grand-Prix-Kommission - Verbot könnte 2024 kommen

(Motorsport-Total.com) - Hinter den Kulissen der MotoGP wird über eine Abschaffung der Ride-Height-Systeme diskutiert. Ducati kann während der Fahrt am Kurvenausgang nicht nur das Heck absenken, sondern bei der Beschleunigung auch die Vordergabel stauchen. Damit wird insgesamt der Schwerpunkt gesenkt, die Traktion erhöht und die Beschleunigung verbessert.

Titel-Bild zur News: Jack Miller

Ducati hat die verstellbaren Fahrwerke in die MotoGP gebracht Zoom

Die restlichen fünf Hersteller stauchen die Vordergabel nur beim Start. Während der Fahrt wird nur das Heck am Kurvenausgang abgesenkt. Ducati hat als erster Hersteller das System auch bei der Vordergabel weiterentwickelt, um es im Laufe der Runde nutzen zu können.

Auch aus Sicherheitsgründen steht dieses System zur Diskussion. Einerseits müssen die Fahrer zusätzliche Knöpfe drücken, da es sich um ein mechanisches System handelt. Elektronische Fahrwerke sind per Reglement verboten.

Außerdem steigt die Geschwindigkeit auf den Geraden. Auch die Bremsen von Brembo werden in der Bremsphase stärker belastet. Schon jetzt sind auf einigen Strecken die Auslaufzonen am Limit. Aus all diesen Gründen wird über ein Verbot dieser Systeme nachgedacht.

Im Laufe des ersten Rennwochenendes in Katar sprachen sich fünf der sechs Hersteller für ein Verbot aus. Wenig überraschend war Ducati dagegen. In der Herstellervereinigung MSMA muss eine Entscheidung einstimmig erfolgen. Das war eben nicht der Fall.

Ducati Vordergabel

Die Vordergabel der Ducati: Die Seilzüge sind für das Holeshot-System Zoom

Ducati vom Vorstoß der Gegner "enttäuscht"

"Es ist enttäuschend", sagt Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti bei 'Sky Italia', "dass wieder die anderen Hersteller eine Innovation von Ducati per Reglement verbieten wollen. Diese fünf Hersteller wollen ein Verbot ab 2023."

Das Thema ist nun am Tisch der Grand-Prix-Kommission gelandet. In diesem Gremium sind alle Parteien vertreten. Das sind der Motorradweltverband FIM, MotoGP-Promoter Dorna Sports, die Herstellervereinigung MSMA und die Teamvereinigung IRTA.

"Wir werden sehen, was die Grand-Prix-Kommission in den kommenden Tagen entscheidet", sagt Ciabatti. "Ich wiederhole, dass unsere Gegner wieder eine Innovation von Ducati mit irgendwelchen Vorwänden verbieten lassen wollen."

Paolo Ciabatti, Davide Tardozzi

Paolo Ciabatti (li.) und Davide Tardozzi (re.) vom Ducati-Werksteam Zoom

"In der MotoGP geht es um Zehntelsekunden. Wir glauben, dass wir dieses System [die Vordergabel während der Fahrt zu stauchen] auf manchen Strecken verwenden können. Aber wir sprechen über eine Zehntelsekunde oder weniger."

"Innerhalb der Regeln suchen wir nach Hundertstelsekunden. Das haben wir getan, aber so ist nun die Situation. Wir müssen abwarten, was passieren wird." Selbst wenn sich Ducati weiterhin gegen ein Verbot stemmt, könnte es trotzdem dazu kommen.

Grand-Prix-Kommission entscheidet mit Mehrheit

In der Grand-Prix-Kommission fällt im Gegensatz zur MSMA die Mehrheit die Entscheidung. Eine technische Änderung hat aber eine Vorlaufzeit von zwei Jahren. Somit könnten die Ride-Height-Systeme theoretisch ab 2024 komplett verboten werden.

Und wie lautet die Meinung der Fahrer? "Für mich ist das etwas, das in Zukunft verschwinden muss", meint Marc Marquez. Bis zu seiner schweren Armverletzung in Jerez 2020 gab es bei Honda solche Systeme nicht. Als er 2021 zurückgekehrt ist, musste er sich damit auseinandersetzen.

"Ich habe das bereits gesagt, als ich nach meiner Verletzung zurückgekehrt bin. Ich denke, alle Fahrer müssen an einem Strang ziehen, denn die Hersteller wollen immer mehr. Es gibt die Holeshot-Systeme, mehr Speed - die Startprozedur wird auch immer schwieriger."

Der Knackpunkt ist für Marquez: "Meiner Meinung nach wird die Show dadurch nicht besser. Okay, es sind Prototypen, aber für Straßenmotorräder ist das nicht notwendig." Denn bei Serienmodellen halten elektronische Fahrwerke immer mehr Einzug.


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"Wir versuchen die Auslaufzonen zu vergrößern, aber wir kommen jetzt viel schneller bei den Bremspunkten an. Wir bremsen auch später, weil wir später bremsen können. Für die Zukunft macht das alles keinen Sinn", findet der sechsmalige MotoGP-Weltmeister.

Joan Mir stimmt Marquez zu: "Ich glaube, dass es zu viel wird. Wenn wir immer schneller auf die Geraden kommen, werden wir bald 370 km/h erreichen. Die Layouts der Strecken bleiben aber gleich. Es ist natürlich mehr Performance, aber aus Sicherheitsgründen ist es wohl nicht das Beste."

Francesco Bagnaia hält sich aus den Diskussionen heraus. Der Ducati-Fahrer meint nur, dass sein System während der Fahrt sehr einfach zu bedienen ist: "Ich muss nur einen Knopf drücken, also ist es für mich kein Problem."