Ducati: Werkspiloten gewöhnen sich an 2024er-Aero - Jorge Martin auch

Nach einem "Ultimatum" am Donnerstag legt sich neben Francesco Bagnaia und Enea Bastianini nun auch Jorge Martin auf die neue Ducati-Verkleidung fest

(Motorsport-Total.com) - Ducati geht aus dem dreitägigen MotoGP-Wintertest in Sepang (Malaysia) mit drei Tagesbestzeiten hervor. Nach Pramac-Pilot Jorge Martin am Dienstag waren es am Mittwoch und Donnerstag die Werkspiloten Enea Bastianini und Francesco Bagnaia, die das Klassement anführten. Im Gesamtklassement des Sepang-Tests, das sich fast komplett mit dem Ergebnis des Schlusstages deckt, finden sich vier Ducati-Fahrer auf den ersten vier Positionen.

Titel-Bild zur News: Ducati Desmosedici GP24

Ducati gab beim MotoGP-Test für 2024 in Sepang den Ton an Zoom

Der Gesamtschnellste war Weltmeister "Pecco" Bagnaia mit seiner am Donnerstag gefahrenen Fabelzeit von 1:56.682 Minuten. Martin, Bastianini und Gresini-Pilot Alex Marquez knackten am Schlusstag ebenfalls die 1:57er-Marke. Bezogen auf die Rundenzeiten hat Ducati im Vergleich zum Sepang-Rennwochenende vom November 2023 deutlich zugelegt. Das aber gilt für die anderen vier Hersteller ebenso.

Im Ducati-Lager setzt man im Werksteam und im Pramac-Team in diesem Jahr auf die brandneue Desmosedici GP24. Die Neuerungen im Vergleich zur GP23 betreffen einerseits den Motor, andererseits die Aerodynamik und da konkret die Verkleidung.

Über beide Bereiche - Motor und Verkleidung - äußerten sich Bagnaia und Bastianini in dieser Woche überwiegend positiv, Martin aber hatte am Mittwoch bezüglich der Verkleidung noch Zweifel. Diese Zweifel sind nun auch bei ihm nahezu ausgeräumt.

Bagnaia: Bremsphase der größte Fortschritt verglichen mit 2023

Weltmeister Bagnaia stellt nach seiner Testbestzeit klar heraus: "Klar, ich bin happy. Ich bin aber jemand, dem bei Testfahrten die Konstanz wichtiger ist als eine schnelle Runde. Die Bedingungen waren perfekt, aber es war eben einfach ein Test."

Dennoch: Verglichen mit dem Sepang-Test vor genau einem Jahr "habe ich diesmal ein sehr gutes Gefühl", sagt Bagnaia. Komplett reibungslos verlief der vorletzte Wintertest 2024 für den zweimaligen und amtierenden MotoGP-Champion trotzdem nicht. "Auf meinem Longrun hatte ich ein Problem am Motorrad. Das hatte zur Folge, das ich etwas Tempo verlor. Ich habe den Longrun aber trotzdem durchgezogen", sagt er, ohne auf Details einzugehen.

Francesco Bagnaia

Francesco Bagnaia sieht sich und Ducati bei 80 Prozent der To-Do-Liste angekommen Zoom

Als Gesamtfazit nach den drei Testtagen in Malaysia sieht Bagnaia sich und das Ducati-Werksteam "bei 80 Prozent. Das lässt uns in einer guten Verfassung nach Katar reisen". Auf Nachfrage, welchen Aspekt der Ducati GP24 er als den größten Fortschritt im Vergleich zur GP23 ausmacht, antwortet der Titelverteidiger: "Die Bremsphase. Da haben wir uns deutlich verbessert."

Auf der To-Do-Liste für den anstehenden Katar-Test haben Bagnaia und das Team jetzt noch "das Evaluieren unterschiedlicher Mappings für die Leistungsentfaltung des Motors". In Katar finden auf dem Lusail International Circuit sowohl der letzte Wintertest (MotoGP-Testtermine 2024) als auch der Saisonauftakt statt (MotoGP-Renntermine 2024).

Martin: Ducati setzte ihm Ultimatum für Aero-Entscheidung

Auch Pramac-Ducati-Pilot Jorge Martin ist beim Dreitagestest in dieser Woche eine Tagesbestzeit, in seinem Fall am Dienstag, gelungen. Am Donnerstag drang auch er in den 1:56er-Bereich vor und sagt: "Es war ein schönes Gefühl, eine 1:56 auf dem Dashboard zu sehen, keine Frage."

"Das Wichtigste aber", so Martin weiter, "war zu verstehen, welches Aero-Paket wir in der Saison 2024 einsetzen werden. Diesbezüglich haben wir heute endlich verstanden, dass die 2024er-Aero ein bisschen mehr Potenzial hat. Sie generiert mehr Abtrieb. Und wenn du weißt, wie du diesen Abtrieb nutzen kannst, dann kann das eine Hilfe sein, schneller zu fahren."

Jorge Martin

Auch Jorge Martin aus dem Pramac-Team hat sich auf die 2024er-Verkleidung festgelegt Zoom

Nachdem er auch am Schlusstag wieder direkte Vergleiche zwischen der 2024er- und der 2023er-Spezifikation angestellt hat, weil er beide Motorräder auf der Strecke im Einsatz hatte, kommt Martin zum Schluss: "Gestern hatte ich noch Zweifel, aber es ist wohl einfach eine Frage der Gewöhnung. Es braucht einen etwas anderen Fahrstil."

"Weil das neue Motorrad ein bisschen stabiler ist und mir dabei hilft, schneller zu fahren, werden wir damit antreten", legt sich Martin nun fest und verrät: "Sie haben mir ein Ultimatum gestellt. Heute war der Tag, an dem ich mich entscheiden musste. Dass ich heute ein so gutes Gefühl hatte, das war ganz wichtig. Anderenfalls hätte ich mich wohl für die alte Verkleidung entschieden."


Fotos: MotoGP 2024: Vorsaisontest in Malaysia


In diesem Zusammenhang erklärt Martin: "Wir haben es heute mit einer anderen Abstimmung, also nicht mit meiner Basisabstimmung, probiert. Wir wollten herausfinden, ob wir damit die neue Verkleidung zum Funktionieren bringen können. Ich muss sagen, dass ich mich heute ein bisschen wohler gefühlt habe als auf dem alten Motorrad. Jetzt müssen wir nur noch entscheiden, ob wir diesen Weg weiterverfolgen oder doch wieder auf meine Basisabstimmung zurückgehen."

Zusammenfassend hält der amtierende Vizeweltmeister nach dem Sepang-Test 2024 fest: "Insgesamt fühle ich mich jetzt ein bisschen besser vorbereitet als vor einem Jahr. Das war unser Hauptziel für diesen Test hier und das haben wir erreicht."

Bastianini: Neue Aero der GP24 muss in Katar verifiziert werden

Gut zurecht kam beim Sepang-Test auch Enea Bastianini. Der Teamkollege von "Pecco" Bagnaia im Ducati-Werksteam errang auf dem Kurs in Malaysia seinen einzigen Saisonsieg 2023. Jetzt, drei Monate später, hat "Bestia" den Test mit einer Tagesbestzeit (Mittwoch) und mit P3 in der kombinierten Zeitenliste aller drei Tage abgeschlossen.

"Das waren drei gute Tage für mich. In puncto Rundenzeit habe ich mich verglichen mit dem Vorjahr gesteigert", sagt Bastianini. Dabei gibt er zu: "Als wir hier angereist sind, hätte ich eine 1:56er-Zeit nicht für möglich gehalten. Wir haben es aber geschafft. Das ist sicherlich gut."

Enea Bastianini

Enea Bastianini ist gespannt, ob sich die Malaysia-Eindrücke in Katar bestätigen Zoom

Fühlt sich Bastianini nicht nur für die Qualifyings, sondern auch für die Rennen der Saison 2024 schon bereit? "Ja, wir sind bereit, aber", sagt er und holt aus: "Ein paar andere Lösungen wollen wir in Katar noch testen. Dort wird es auch wichtig sein zu sehen, wie sich das Motorrad auf einer Strecke mit einer anderen Charakteristik [als Sepang] verhält."

"Für den Moment halte ich die neue Aerodynamik für eine Verbesserung, aber das müssen wir noch verifizieren", so Bastianini über die 2024er-Verkleidung. Abgesehen davon sieht er mit der GP24 "im Bereich der Motorbremse noch ein wenig Spielraum für Verbesserungen. Ich muss aber sagen, dass es schon besser geworden ist als im vergangenen Jahr".

Als vierter Ducati-Fahrer mit einer GP24 neben Francesco Bagnaia, Enea Bastianini und Jorge Martin war in dieser Woche Michele Pirro im Einsatz. Der offizielle Ducati-Testfahrer sprang im Pramac-Team für Franco Morbidelli ein, weil der Ducati-Neuzugang aufgrund seines in Portimao passierten Sturzes (mit einer Ducati Panigale) derzeit nicht fahren darf. Morbidelli muss deshalb auch den anstehenden Katar-Test noch auslassen.

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