• 29.01.2017 07:56

  • von Sebastian Fränzschky & David Emmett

Ducati auf dem Weg zum MotoGP-Durchmarsch?

Das Ducati-Werksteam rüstet sich zum finalen Angriff auf die MotoGP-Krone - Ducati-Geschäftsführer Claudio Domenicali nimmt für 2017 den Druck heraus

(Motorsport-Total.com) - In den vergangenen Jahren hat sich bei Ducati viel getan. Seit der Verpflichtung von Luigi Dall'Igna ging es bei den Italienern spürbar bergauf. Im vergangenen Jahr gelangen Ducati nach fünf sieglosen Jahren zwei Grand-Prix-Erfolge. Ab der neuen Saison hat man mit Jorge Lorenzo einen der besten Fahrer unter Vertrag. Zudem verfügt Ducati über das leistungsstärkste Triebwerk der MotoGP. Mit Casey Stoner hat man den wohl schnellsten Testfahrer der Welt verpflichtet. Sollte Dall'Igna die restlichen Puzzleteile zusammenfügen, dürfte die Luft für Honda, Yamaha und Suzuki dünn werden.

Titel-Bild zur News: Jorge Lorenzo, Andrea Dovizioso

Ducati mit Jorge Lorenzo und Andrea Dovizioso: Das neue MotoGP-Dreamteam? Zoom

"Wir zeigten nicht nur, wie schnell die Maschine ist. Es gelang uns über die Jahre eine konstante Entwicklung. Wir sind bereit für die finale Attacke", erklärt Geschäftsführer Claudio Domenicali kämpferisch. Doch der Ducati-CEO möchte das MotoGP-Werksteam nicht unter Druck setzen: "Wir sehen uns nicht als Favoriten an. Wir haben Zeit. Das Unternehmen arbeitet sehr solide, wächst und erwirtschaftet Gewinne. Es kann sich Investitionen leisten. Wir arbeiten an einem Langzeitprojekt."

"Jorge wird uns zusammen mit Casey dabei helfen, das Projekt voranzubringen. Um die Weltmeisterschaft zu gewinnen, müssen wir jedes Detail feintunen", weiß Domenicali. "Man muss auf allen Strecken sehr stark sein. Auf einigen Strecken verfügen wir bereits über eine Siegermaschine. Auf anderen Strecken haben wir Schwierigkeiten. Es hängt davon ab, wie schnell Gigi die Hinweise von Casey und Jorge implizieren kann."

Blicken die Gegner in eine düstere Zukunft?

"Wenn das binnen zwei Monaten geschieht, dann könnte das für die anderen Hersteller ein großes Problem darstellen. Wenn es ein Jahr dauert, dann sehen wir diese Saison als Lernjahr an, in der wir besser sein möchten als im Vorjahr und die Saison 2018 vorbereiten wollen", bemerkt der Ducati-Geschäftsführer.

Luigi Dall'Igna

Ducati-Corse-Chef Luigi Dall'Igna brachte die Italiener zurück in die Erfolgsspur Zoom

Und muss nach den vielen Anstrengungen dann in der Saison 2018 der Titel folgen? "Das würde ich nicht so sagen wollen", kommentiert Domenicali und gibt einen Einblick in seine Sichtweise: "Es ist unwahrscheinlich, dass wir 2017 die Meisterschaft gewinnen. 2018 ist es wahrscheinlicher. Wir werden stärker sein. Aber wir müssen abwarten, wie sich die anderen Hersteller entwickeln."

"Vielleicht baut Honda ein schnelles starkes Motorrad oder Vinales erweist sich als extrem starker Herausforderer. Es ist für alle sehr schwierig. Die Saison ist sehr lang. Es gibt unterschiedliche Bedingungen: trocken, nass, kalt, warm. Es geht nicht nur um das reine Tempo sondern um die mentale Einstellung", analysiert Domenicali und betont: "Wir möchten in der Zukunft ein ernstzunehmender Herausforderer sein."


Fotos: Ducati zeigt die 2017er-Desmosedici


Ciabatti will den WM-Titel

Sportdirektor Paolo Ciabatti hätte nichts dagegen, wenn Ducati bereits in der bevorstehenden Saison um den Titel kämpfen könnte: "Wenn man einen Fahrer wie Jorge verpflichtet, dann ist es offensichtlich, dass man große Erwartungen hat", stellt der Ducati-Manager klar. "Es ist an der Zeit, um den Titel zu kämpfen. Uns ist bewusst, dass es nicht einfach ist. Wir haben aber ein gutes Motorrad und gute Fahrer."

Andrea Dovizioso

Platzt in der neuen MotoGP-Saison bei Andrea Dovizioso der Knoten? Zoom

Ciabatti möchte aber nicht nur Lorenzo die Verantwortung geben. Er rechnet auch mit Dovizioso und beobachtet die Entwicklung des Italieners mit Genugtuung: "Dovi weiß jetzt, dass er es kann. Ich denke, sein Charakter passt gut zu dem von Jorge", bemerkt der Ducati-Sportdirektor. "Wir haben zwei Fahrer, die bei jedem Rennen um Podestplätze kämpfen können."

Nach Dall'Ignas Ankunft wurde die Ducati-Rennabteilung komplett auf links gedreht. Seitdem arbeitet das Rennteam deutlich effizienter mit dem Werk zusammen. Änderungen können viel schneller umgesetzt werden als zur Zeit, in der sich Valentino Rossi mit der unterlegenen Desmosedici plagen musste. Jetzt baut Ducati auf Stabilität: "Bei Ducati gab es bezüglich der Struktur keine großen Veränderungen", verrät Ciabatti und nennt die einzige wichtige Neuerung: "Mit Cristian Gabbarini haben wir einen neuen Crewchief für Jorge verpflichtet."