Ducati 2015: "Saisonziel nicht erreicht"

Ducati-Corse-Chef Luigi Dall'Igna spricht über den Saisonverlauf und die Herausforderungen, die das Team daran hinderten, die gesetzten Ziele zu erreichen

(Motorsport-Total.com) - Bei der Präsentation der Ducati Desmosedici GP15 erklärte Ducati-Rennleiter Luigi Dall'Igna selbstbewusst, dass das Saisonziel darin besteht, mindestens ein Rennen zu gewinnen. Nach vielen durchwachsenen Jahren erschien diese Zielsetzung sehr ambitioniert, doch Ducati war mit dem neuen Motorrad vom ersten Rennen der Saison an konkurrenzfähig. Der erste Sieg seit 2010 schien nur eine Frage der Zeit zu sein. Dass die Italiener im Laufe der Saison kein Rennen gewinnen konnten, gleicht nach dem starken Debüt der GP15 einer Überraschung. Doch es gibt Gründe für das Scheitern.

Titel-Bild zur News: Andrea Iannone

Weder Andrea Iannone (Foto) noch Teamkollege Andrea Dovizioso gelang ein Sieg Zoom

"Die GP15 war ein komplett neues Motorrad mit einem neuen Motor und einem neuen Chassis. Ich denke, 95 Prozent sind komplett neu. Es ist ein komplett neues Projekt", stellt Ducati-Corse-Chef Dall'Igna klar. "Ich bin nicht zufrieden, denn der finale Teil der Saison verlief nicht so, wie wir uns das erhofft hatten. Wir konnten unser Saisonziel nicht erreichen. Ursprünglich wollten wir ein Rennen gewinnen. Wir kämpften um Siege, doch uns gelang kein Sieg. Deswegen sind wir nicht zufrieden."

"Ich kann die Saison in drei Teile aufteilen. Im ersten Teil waren wir sehr konkurrenzfähig und konnten stets ums Podium kämpfen. Einige Male konnten wir sogar um den Sieg kämpfen. Im zweiten Teil verloren wir etwas den Anschluss. Im finalen Teil hatten wir wieder bessere Ergebnisse, doch wir konnten nicht immer das Maximum herausholen", bedauert Dall'Igna. "Andrea Iannone hatte bei den finalen vier Rennen nur eine Zielankunft", ärgert sich der Ducati-Stratege.

"Wir waren mit dem neuen Motorrad spät dran und mussten viele Dinge testen. Im ersten Teil der Saison mussten wir viele neue Teile an den Rennwochenenden testen. Es war nicht gerade einfach, die richtige Richtung einzuschlagen. Manchmal kamen wir vom rechten Weg ab", gesteht Dall'Igna. "Wir kreierten dadurch selbst ein paar Probleme im Laufe der Saison."


Fotos: MotoGP: Wintertest in Valencia


Ducati verliert den Anschluss

"Unsere Gegner, vor allem Yamaha, machten Fortschritte. Ich bezweifle aber, dass das der Grund war für unser Scheitern. Wir lagen im vergangenen Jahr zurück und kämpften sehr hart, um unsere Gegner einzuholen. Ich denke, es ist normal, dass man unter solchen Umständen nicht konstant ist. Bei einigen Rennen ist man stark, bei anderen hat man Schwierigkeiten. Bei der Entwicklung ist das normal", beruhigt Dall'Igna, der fieberhaft versuchte, aus der GP15 ein Siegermotorrad zu machen.

Doch was waren die Problemzonen? Spätbremser Andrea Doviziso bemängelte vom ersten Rennen an die schlechte Bremsstabilität der GP15. Im Vergleich zur GP14.2 machte Ducati auf diesem Gebiet Rückschritte. "Dovi hat beim Bremsen die größten Probleme, weil er in diesem Bereich sehr aggressiv und stark ist. Er braucht ein Motorrad mit einer guten Bremsstabilität. Iannone beschwerte sich immer wieder über die Traktion", erklärt Dall'igna.

Luigi Dall'Igna

Luigi Dall'Igna: "Manchmal kamen wir vom rechten Weg ab" Zoom

"Es ist normal, dass es bei einem Rennmotorrad Problemzonen gibt. Man muss sich Schritt für Schritt den Problemen annehmen", bemerkt der ehemalige Aprilia-Verantwortliche. Im Laufe der Saison gelang es Iannone immer besser, sich teamintern zu behaupten. Dovizioso kämpfte nach einem starken Auftakt mit einigen Problemen, stürzte ungewohnt oft und hatte auch etwas Pech mit der Zuverlässigkeit.

Totale Gleichberechtigung

Im Fahrerlager kursierten Gerüchte, Ducati würde die beiden Werkspiloten nicht mehr gleich behandeln, was Dall'Igna genervt zurückweist: "Ich muss dazu nichts sagen. Ich behandle beide Fahrer gleich. Das bestmögliche Szenario wäre für mich, wenn beide ganz oben stehen würden, doch das geht leider nicht. Ich habe großen Respekt vor allen Fahrern und unterstütze beide absolut gleich."

Beim Nachsaisontest in Valencia gingen die Ducati-Piloten mit der GP15 auf die Strecke. Die neue 2016er-Maschine wird erst im Februar in Sepang präsentiert. Dall'Igna möchte die jüngsten Erfahrungen mit den Michelin-Reifen noch in die Entwicklung der 2016er-Ducati fließen lassen, um die optimale Balance zu treffen.

"Deswegen setzten wir die GP16 nicht beim Test in Valencia ein. Wir wollten das Verhalten der Reifen erkunden und mit Änderungen bei der Geometrie darauf reagieren, damit wir für Sepang vorbereitet sind, wo das neue Motorrad debütieren wird", begründet der clevere Stratege.


Fotostrecke: Das MotoGP-Fahrerfeld 2016

In der Saison 2015 waren die Werkspiloten die einzigen Ducati-Fahrer, die mit der GP15 fahren konnten. Bei Pramac verwendete man das Material der vergangenen Saison. Zu Beginn fuhren Yonny Hernandez und Danilo Petrucci unterschiedliche Ausbaustufen der GP14, doch für 2016 wird das System vereinfacht. Dann erhalten Petrucci und Neuzugang Scott Redding identisches Material.

"Pramac wird die GP15 verwenden, also exakt die Maschinen, die unsere Werksfahrer in der abgelaufenen Saison verwendeten. Petrucci und Redding erhalten gleichwertiges Material. Avintia und Aspar erhalten die GP14.2, also die Spezifikation, die Petrucci im finalen Teil der Saison fuhr", erklärt Dall'Igna. "Beide Teams können damit gute Ergebnisse erzielen. Ich bin zuversichtlich."

Folgen Sie uns!

Motorrad-Newsletter

Abonnieren Sie jetzt den kostenlosen täglichen und/oder wöchentlichen Motorrad-Newsletter von Motorsport-Total.com!
Anzeige

Eigene Webseite?

Kostenlose News-Schlagzeilen und Fotos für Ihre Webseite! Jetzt blitzschnell an Ihr Layout anpassen und installieren!