Drehzahllimit in der MotoGP: Die Lösung vieler Probleme?

Technikdirektor Corrado Cecchinelli verspricht sich mehr Sicherheit, Chancengleichheit und eine erhebliche Kostensenkung, doch die Werke sind dagegen

(Motorsport-Total.com) - MotoGP-Technikdirektor Corrado Cecchinelli möchte die Hersteller überzeugen, in der Zukunft die Maximaldrehzahl der Motoren zu begrenzen. Dadurch sollen die Topspeeds der MotoGP-Bikes etwas gesenkt werden. Gleichzeitig würde die Haltbarkeit der Motoren verbessert werden, was die Kosten senkt. Der Spritverbrauch wäre niedriger, was die Diskussion um die Tankkapazität beenden würde. Zudem wäre der Unterschied zwischen den Spitzenmaschinen und den Motorrädern der privaten Teams kleiner, da es geringere Unterschiede bei der Spitzenleistung gibt.

Titel-Bild zur News: Mugello Start

Geschwindigkeitsrausch: In Mugello erreichen die Piloten etwa 350 km/h Zoom

In der Saison 2016 dürfen Honda und Yamaha zwei Liter mehr Sprit verwenden als bisher. Drohen deshalb neue Topspeed-Rekorde? Cecchinelli beruhigt: "Honda und Yamaha werden zwei Liter mehr Sprit haben. Meines Wissens ist es sehr schwierig, bei maximaler Leistungsabgabe Benzin einzusparen. Normalerweise sparen sie beim Bremsen und Beschleunigen Benzin ein. Ich erwarte nicht, dass es beim Topspeed einen großen Unterschied ausmachen wird.

Der MotoGP-Technikdirektor erwartet, dass die Rundenzeiten etwa zwei Sekunden langsamer sind als in der Saison 2015. Den Unterschied führt er auf den Wechsel des Reifenherstellers zurück. Zudem erwartet er, dass der zusätzliche Sprit den Performance-Nachteil der Einheitselektronik kompensiert. "Mit Ausnahme der Reifen wird alles ähnlich sein. Man wird die Hundertstelsekunden nicht ausfindig machen, die durch die Änderungen an den Motorrädern verursacht werden, wenn die Reifen zwei Sekunden ausmachen", so Cecchinelli im Gespräch mit 'Crash.net'.

Mit mehr als 349 km/h stellte Andrea Iannone beim Rennwochenende in Mugello einen neuen Topspeed-Rekord auf. Steigen die Spitzengeschwindigkeiten weiter an? "Hohe Spitzengeschwindigkeiten können angsteinflößend sein, doch es gibt nur sehr selten Unfälle bei diesen Geschwindigkeiten. Ich erinnere mich an einen oder zwei Unfälle, die auf Reifenprobleme zurückzuführen waren, aber sehr glimpflich ausgingen", bemerkt Cecchinelli.


Fotos: Marquez & Pedrosa zeigen die Honda RC213V


Dennoch wünscht er sich ein Drehzahllimit. "Doch momentan sind wir die einzigen, die diesen Vorschlag begrüßen", stellt Cecchinelli klar. Die Hersteller wollen die Topspeed-Diskussion in die Zukunft verschieben. Doch warum? Honda und Yamaha setzen bei ihren Motoren pneumatische Ventile ein, die bei hohen Drehzahlen Vorteile bringen. Ducati setzt bei der Desmosedici auf die traditionelle Desmodromik, die auch bei den Serienmotorrädern zum Einsatz kommt.

Valentino Rossi, Marc Marquez

Keine Kompromisse: Yamaha und Honda wehren sich gegen ein Drehzahllimit Zoom

Cecchinelli sucht nach der Begründung für die Ablehnung der Hersteller: "Ducatis Desmodromik ist bei niedrigen Drehzahlen kein großer Vorteil und die pneumatischen Ventile sind unnötig. Man würde die Hersteller dazu bewegen, in für die Serie relevante Bereiche zu investieren", ärgert sich der MotoGP-Technikdirektor. Doch Ducati ist nicht der größte Gegner des Drehzahllimits. Honda und Yamaha wehren sich aber recht energisch gegen diese Änderung.