• 13.01.2010 20:35

  • von Maximilian Kroiss

Domenicali: Ab 2011 macht sich Sparkurs bemerkbar

Ducati-Chef Claudio Domenicali erklärt die Technik der neuen GP10 im Detail - Nicht nur Casey Stoner soll mit der neuen Maschine gut zurechtkommen

(Motorsport-Total.com) - Vor der prächtigen Kulisse der italienischen Dolomiten wurde heute auf 1.800 Meter Seehöhe der anwesenden Weltpresse die Ducati Desmosedici des Jahrganges 2010 vorgestellt. Die Chauffeure des feuerroten MotoGP-Renners, Casey Stoner und Nicky Hayden, ließen sich die Gelegenheit verständlicherweise nicht entgehen, ihr Arbeitsgerät für diese Saison zu enthüllen. Zuvor gab Ducati-Boss Claudio Domenicali technische Details über das Motorrad selbst und zur Entwicklung der GP10 preis.

Titel-Bild zur News: Ducati GP10

Roter Renner: Die neue Ducati GP10 soll für alle Piloten fahrbar sein

"Die Entwicklung des neuen Bikes musste zur Gänze in Hinblick auf die neuen Regeln erfolgen", begann der Italiener mit seinen Ausführungen. "Wir mussten sicherstellen, die bestmögliche Leistung abrufen zu können, wobei aber das Motorenkontingent für 18 Grand Prix auf sechs Stück begrenzt ist. In der Vergangenheit waren wir daran gewöhnt, pro Rennen einen Motor zu benutzen. Dieser Schritt von zirka 18 Motoren auf nur noch sechs ist also fundamental."#w1#

Die Zielsetzung für die Aufgaben der Ingenieure im Werk in Bologna war klar vorgegeben. "Bei geringstmöglichen Leistungsverlust muss die Laufzeit eines Motors wesentlich erhöht werden", sagte Domenicali. "Ein Motor muss ab sofort über 2.000 Kilometer halten. Das ist bei Triebwerken, die bis zu 19.000 Touren drehen, nicht ganz einfach. Daher mussten Filippo Preziosi und sein Team viel Arbeit in den Antrieb investieren. Während der Entwicklungsphase sind wir auf interessante Details gestoßen, die uns auch in der Serienproduktion helfen werden."

"Im Verlauf der Saison werden sich die Kosten reduzieren." Claudio Domenicali

Domenicali erwähnte in diesem Zusammenhang auch den Vergleich mit einem Motor der Superbike-WM, der eine bei weiten geringere Haltbarkeit haben muss. Auslöser dieser drastischen Maßnahmen in MotoGP ist die globale Wirtschaftskrise. Weniger Motoren im Jahr sollen die Kosten reduzieren. "Ganz gewiss hat die Entwicklung eine Menge Geld gekostet", meinte der erfahrene Ingenieur. "Aber im Verlauf der Saison werden sich die Kosten reduzieren und 2011 wird der volle Umfang der Einsparungsmaßnahmen absehbar."

Neben der längeren Laufzeit war auch eine bessere Fahrbarkeit der GP10 ein Ziel für Ducati. "Unsere Stärke war immer die gewaltige Leistung, die uns 2007, 2008 und 2009 zu manchen Erfolgen verholfen hat", so Domenicali. "Aber mit der GP10 wollten wir einen anderen Weg einschlagen und eine sanftere Leistungsentfaltung bekommen. Das Bike soll fahrbarer werden. Nach einer Reihe von Prüfstandtests haben Vittoriano Guareschi, Casey und auch Nicky das neue Triebwerk auf der Rennstrecke probiert und auf Anhieb für gut befunden."


Fotos: Ducati in Madonna di Campiglio, GP10


Erster Befürworter für den eingeschlagenen Weg war Ducati-Testpilot Vittoriano Guareschi, wie Domenicali erzählte: "Vittoriano hat nach dem ersten Test sofort gesagt, dass dieser neue Motor einfacher zu bändigen ist. Das Motorrad wird berechenbarer und auch das Verhalten im Grenzbereich lässt sich gut abschätzen. Damit sorgen wir dafür, dass die anderen Ducati-Piloten näher an Casey Stoner herankommen können. Beispielsweise hat uns Aleix Espargaro schon gezeigt, dass nicht nur Casey mit der Ducati gut zu Recht kommt. Wir wollen eine größere Leistungsdichte an der Spitze."

"Dadurch bekommt die Maschine mehr Stabilität und folglich verbessert sich die Fahrbarkeit." Claudio Domenicali

An der Desmosedici GP10 wurde aber nicht nur das Herzstück erneuert, sondern auch umfangreiche Arbeiten am Motorrad im Gesamten vorgenommen. "Zusätzlich haben wir uns aber auch mit dem Rahmen beschäftigt, um das Motorrad stabiler zu machen", lauteten diesbezüglich Domenicalis Schilderungen. "Dabei haben wir unser Augenmerk speziell auf das Heck gerichtet. Dieser Teil des Motorrades ist komplett neu und soll die Piloten unterstützen. Wir haben jetzt sechs Anlenkpunkte anstatt vier. Dadurch bekommt die Maschine mehr Stabilität und folglich verbessert sich die Fahrbarkeit. Auch die Aerodynamik wurde verändert, sodass die Maschine wenig anfällig bei Seitenwind ist. Das Bike ist auch wendiger geworden."

Änderungen an der Elektronik und dem Kabelbaum sowie weiteren anderen Stelle bezeichnete Domenicali als Kleinigkeiten.