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Camier: "MotoGP weniger anstrengend als Superbike"

Aspar-"Edelhelfer" Leon Camier vergleicht die Anforderungen auf einem MotoGP-Bike mit jenem auf einem Superbike und erklärt, was ihn am meisten beeindruckt

(Motorsport-Total.com) - Aufgrund der langwierigen Handverletzung von Nicky Hayden wurde Leon Camier vor knapp drei Wochen bei Aspar ins kalte MotoGP-Wasser geworfen. Beim Grand Prix von Indianapolis gab der Brite, dessen Hauptaufgabengebiet seit Herbst 2009 die Superbike-Weltmeisterschaft ist, sein Debüt in der Königsklasse auf zwei Rädern.

Titel-Bild zur News: Leon Camier

Leon Camier kommt mit der Aspar-Honda von Nicky Hayden gut zurecht Zoom

Camier schlug sich im Brickyard beachtlich, war in seinem ersten Qualifying auf Anhieb schneller als Stammfahrer Hiroshi Aoyama auf der zweiten Honda des Aspar-Teams. Im Rennen musste Camier aufgrund eines defekten Sensors die Segel streichen. Bei seinem zweiten Einsatz in Brünn aber sah er die Zielflagge und ergatterte als 15. auf Anhieb einen WM-Punkt.

Am kommenden Wochenende steht Camiers Heimrennen in Silverstone auf dem Programm und bei diesem wird er noch einmal als Ersatz für den nach wie vor außer Gefecht gesetzten Ex-Weltmeister Hayden auf die nach Open-Reglement aufgebaute Honda RCV1000R steigen.

MotoGP-Fahren heißt Verlassen auf die Elektronik

Nach inzwischen zwei kompletten MotoGP-Rennwochenenden stellt Camier die Elektronik und die Reifen als größte Unterschiede beim Vergleich zur Superbike-WM heraus: "Die Elektronik ist deutlich fortgeschrittener. Die Anti-Wheelie-Kontrolle zum Beispiel ist unglaublich. Auch die Reifen sind ganz anders. Man muss erst einmal das Limit finden und herausfinden, wie man das Beste aus den Reifen herausholt. Ich würde sagen, die größten Unterschiede liegen in den Bereichen Elektronik, Reifen und Federung."

Mike di Meglio, Leon Camier, Karel Abraham

Wilde Slides wie etwa in der 500er-Ära sind mit den MotoGP-Bikes kaum noch möglich Zoom

"Grundsätzlich ist es körperlich weniger anstrengend, ein MotoGP-Bike zu fahren als ein Superbike zu fahren. Ganz einfach deshalb, weil das Motorrad leichter ist und man es komplett anders fährt. Man verlässt sich viel mehr auf die Elektronik", bemerkt der 28-jährige Brite, der es in der Superbike-WM bisher auf neun Podestplätze gebracht hat.

Als größte Stärke des Honda-Production-Racers bezeichnet Camier genau wie die Stammfahrer das Chassis. Beim ersten Anblick der Maschine hatte der Brite aber seine Zweifel, ob er darauf überhaupt richtig sitzen könne: "Ganz ehrlich, als ich mir die Honda in der Box zum ersten Mal ansah, dachte ich, das kann nicht funktionieren." Das vermeintliche Problem war aber schnell gelöst. "Das Bike war auf Nicky abgestimmt. Sobald wir es auf meine Größe umgebaut hatten, fühlte ich mich wohl." So wohl, dass er sich vorstellen kann, mit der RCV1000R schon bald "aggressiver" zu Werke zu gehen.

Teilweise vertraute Umgebung im Aspar-Team

Im Aspar-Team fühlte sich Camier trotz der Tatsache, dass er vor Indianapolis über keinerlei MotoGP-Erfahrung verfügte, sofort heimisch. "Die Ingenieure hatten einen ganz präzisen Plan, um sicherzustellen, dass ich die Maschine so schnell wie möglich kennenlerne. Sie wussten genau, welche Richtung die zielführende ist", sagt der Hayden-Ersatzmann und fügt an: "Wichtig war auch, dass ich ohne Druck, ohne konkrete Zielvorgaben einfach nur lernen und genießen durfte."

Leon Camier

Leon Camier fühlte sich im Team von Jorge Martinez sofort heimisch Zoom

Nicht ganz unerheblich ist sicherlich auch die Tatsache, dass Camier im Aspar-Team Frankie Carchedi als Telemetrie-Ingenieur an seiner Seite weiß. Mit ihm arbeitete der britische Rennfahrer schon in der Vergangenheit erfolgreich zusammen. So zog das Gespann in der Britischen Superbike-Meisterschaft (BSB) mehrere Siege an Land.