Butler: Rennunfall & Fehlverhalten unter der Lupe

Renndirektor Paul Butler erklärt an drei ähnlichen Startunfällen, warum in zwei Fällen gewisse Strafen ausgesprochen wurden und in einem Fall keine

(Motorsport-Total.com) - Die Renndirektion wacht über das Geschehen auf der Strecke. Sie entscheidet, ob ein Training oder Rennen abgebrochen werden muss oder ob es sich um ein Regenrennen handelt. Sie kontrolliert auch die Einhaltung der Regeln. So können beispielsweise Strafen gegen Frühstarts, bei gefährlichen Manövern oder anderen Vergehen ausgesprochen werden. Manchmal empfinden Fahrer und Fans eine Strafe als zu hart, zu milde, gerechtfertigt oder ungerechtfertigt. Renndirektor Paul Butler beschreibt die Vorgänge der Straffindung anhand dreier ähnlicher Situationen der jüngeren Vergangenheit.

Titel-Bild zur News: Randy Krummenacher

Randy Krummenacher wurde in Aragon 2010 die schwarze Flagge gezeigt

2003 verursachte John Hopkins eine Startkollision in Motegi und riss andere Fahrer mit. Dafür wurde der US-Amerikaner für das folgende Rennen gesperrt. Ein Jahr danach verursachte Loris Capirossi eine Startkollision an gleicher Stelle und kam straffrei davon. Wurde hier mit zweierlei Maß gemessen? Butler erklärt die Entscheidung der Rennleitung in diesen beiden Fällen. Als Vergleich zieht der Brite noch eine Situation aus dem vergangenen Jahr heran.

Randy Krummenacher kollidierte 2010 in Aragon beim Start des 125er-Rennens mit Marc Marquez und beförderte den Spanier ins Aus. Die Rennleitung zeigte dem Schweizer später die schwarze Flagge und nahm ihn aus dem Rennen. "Randy fuhr eine unmögliche Linie. Er sah, dass er die Kurve nicht schaffen würde, schnitt über die Strecke und nahm Marquez mit. Wir hatten in der Rennkontrolle den Vorteil, dass wir die Bilder aus der Helikopterkamera hatten", wird Butler von 'SpeedTV' zitiert.

Helikopterkamera wichtig

"Diese Bilder zeigten eindeutig, dass er viel zu schnell war. Er befand sich in einer schlechten Position. Er sah, dass er im Durcheinander der ersten Kurve drei, vier Plätze eingebüßt hatte, also zog er nach links und schnitt die Kurve. Dass er zurück auf die Strecke kam, verursachte den Unfall. Die anderen Fahrer waren auf der legitimen Line, aber er riss sie ins Aus."

John Hopkins

John Hopkins wurde für seine Startkollison 2003 in Motegi für ein Rennen gesperrt Zoom

"Ich glaube, wir verwendeten damals zum ersten Mal die schwarze Flagge für so einen Vorfall. Von unserer Entscheidung waren wir zu einhundert Prozent überzeugt. Wir hatten uns etwas Zeit dafür genommen", beschreibt Butler. "Ich war am wenigsten überzeugt. Normalerweise vergebe ich nur zögernd eine Strafe. So bin ich. Ich will nicht voreilig etwas beurteilen. Man muss die Emotionen beiseite lassen und mit kühlem Kopf an die Sache herantreten."

"Auf uns liegt jetzt auch ein größerer Druck, denn uns stehen viele Bilder zur Verfügung, während das Rennen noch läuft. Die Entscheidung gegen Randy fiel, weil er das Rennen anderer Fahrer mit einem illegalen und irrationalen Manöver ruiniert hatte. Es war die richtige Entscheidung, ihn aus dem Rennen zu nehmen."

Rennunfall von Capirossi

Anders lag der Fall bei den beiden Motegi-Rennen 2003 und 2004. Hopkins und Capirossi stürzten jeweils in der ersten Kurve und nahmen ebenfalls Konkurrenten mit. Nur Hopkins bekam eine Strafe. Warum? "Die Entscheidung in Hopkins Fall war einfacher als bei Randy, denn wir konnten nach dem Rennen in Ruhe reden, weil John sowieso ausgefallen war."

"Die Entscheidung war nicht schwierig, denn John hätte die Kurve nie geschafft. Er war mit Warp-Geschwindigkeit angeflogen gekommen. In Krummenachers Fall muss ich sagen, dass wir die Situation nur mit den Fernsehbildern schwer verstanden hätten. Die zusätzlichen Bilder vom Helikopter ermöglichten es uns, die richtige Entscheidung zu treffen", sagt Butler.

"Ein Jahr nach Hopkins war dann der Unfall mit Capirossi. Obwohl er mehr Fahrer mitgerissen hatte, war die Situation ganz anders. Loris bog in die Kurve ein und beschleunigte auf der Rennlinie, als er die Kontrolle über das Motorrad verlor. Ich meine damit, dass er die Kurve schaffte, etwas zu ambitioniert zu Werke ging, die Kontrolle über das Vorderrad verlor und dann alle anderen mitriss. Das war ein Rennunfall und hat keine Bestrafung verdient. Es gab darüber auch keine Besprechung, denn wir vier sahen sofort, dass es ein Rennunfall war."