Bagnaia vs. Marquez: Argentinien 2016 darf sich für Ducati nicht wiederholen!
Vor dem Start der MotoGP-Saison 2025 sprechen die Ducati-Werkspiloten über ihre Erwartungen: Marc Marquez stapelt tief, Francesco Bagnaia warnt vor den Gegnern
(Motorsport-Total.com) - Das Ducati-Werksteam geht als großer Favorit in die MotoGP-Saison 2025. Mit Neuzugang Marc Marquez und Vize-Weltmeister Francesco Bagnaia ist die Werksmannschaft des italienischen Herstellers sehr stark aufgestellt. Viele Experten erwarten ein Titelduell zwischen Marquez und Bagnaia. Auch ein Ende der aktuell herrschenden Harmonie wird bereits prophezeit.

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Noch geht es zwischen Francesco Bagnaia und Marc Marquez harmonisch zu Zoom
Vor dem ersten Trainingstag der MotoGP-Saison 2025 geben sich Marquez und Bagnaia souverän. Beide warnen davor, die Konkurrenz vorzeitig abzuschreiben. Doch Aprilia geht geschwächt in die Saison, denn Weltmeister Jorge Martin fällt verletzungsbedingt aus. Hinter KTMs Konkurrenzfähigkeit im Laufe der Saison stehen auf Grund der Insolvenz einige Fragezeichen.
"Wenn wir jedes Rennwochenende als Erster oder Zweiter abschließen könnten, würde ich das sofort unterschreiben!", bemerkt Bagnaia am Donnerstag vor dem Saisonauftakt. "Ich denke, es wird ein intensiver Kampf - wir wissen, wie stark Marc ist, und ich weiß, dass er besonders im Rennen sehr gut ist. Wir müssen darauf vorbereitet sein und sehen, was passiert."

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Francesco Bagnaia warnt davor, Aprilia und KTM vorzeitig abzuschreiben Zoom
"Aber ich glaube nicht, dass wir etwas Ähnliches wie in Argentinien 2016 zwischen Teamkollegen erleben werden", verweist Bagnaia auf die Kollision zwischen Andrea Iannone und Andrea Dovizioso vor knapp neun Jahren.
Von Marquez hört man vor dem Auftakt diplomatische Töne. "Ich hoffe, dass ich viele Podien mit 'Pecco' teilen werde", gibt sich Marquez kameradschaftlich und warnt: "Wenn jemand erwartet, dass es jedes Wochenende ein Ducati-Doppelsieg wird, dann versteht man die MotoGP nicht."
"Ich denke, wir werden viele Kämpfe mit verschiedenen Fahrern haben, unter unterschiedlichen Bedingungen - Regen, Dunkelheit, verschiedene Temperaturen. Die Meisterschaft ist lang, aber jedes einzelne Rennen zählt", betont Marquez.
Marc Marquez spürt nach wie vor das "Kribbeln im Bauch"
Erstmals seit dem Saisonstart 2020 hat Marc Marquez eine richtige Chance, wieder um den WM-Titel zu kämpfen. Im Ducati-Werksteam findet der Routinier alles vor, was er benötigt, um seinen ersten WM-Erfolg seit 2019 zu feiern.
"Das erste Rennen ist immer etwas Besonderes. Es ist eine andere Art von Kribbeln im Bauch, aber das ist gut", kommentiert Marquez und gesteht: "Im Vorjahr hatte ich dieses Feuer in mir nicht gespürt."

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Marc Marquez weiß, dass er die optimalen Voraussetzungen vorfindet Zoom
"Doch dieses Jahr weiß ich, dass ich am richtigen Ort bin - oder ich glaube zumindest, dass ich im richtigen Team bin und auf dem richtigen Motorrad sitze, damit ich wieder um die Meisterschaft kämpfen kann. Und ja, ich werde es versuchen", stellt die Startnummer 93 klar.
Ein Podium als Zielsetzung genug für Marc Marquez?
Vor dem ersten Rennwochenende stapelt Marquez tief: "Was ich mir wünsche, wäre ein Podium im ersten Rennen. Aber ich weiß, dass ich sehr starke Gegner habe, einen sehr starken Teamkollegen. Viele Fahrer waren hier in der Vorsaison, vor gerade mal zwei Wochen, sehr schnell."
Doch Marquez selbst war es, der beim finalen Test die Zeitenliste anführte. Den starken Buriram-Test möchte der 32-Jährige aber nicht überbewerten: "Ein Test ist ein Test, ein Rennen ist ein Rennen. Meine Erfahrung zeigt, dass sich an einem Rennwochenende alles ändern kann."

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Marc Marquez fuht beim finalen Test die Bestzeit Zoom
"Aber es stimmt, dass einer meiner Hauptgegner - oder derjenige, den es von Anfang an zu schlagen gilt - mein Teamkollege 'Pecco' sein wird. Denn seine letzten vier Jahre waren beeindruckend: Zweiter, Erster, Erster, Zweiter. Das ist eine außergewöhnliche Bilanz", schwärmt Marquez von der Ausbeute seines neuen Teamkollegen.
Ducati-Duo hat bei den Wintertests gut harmoniert, doch beim Saisonauftakt dürfte sich die Stimmung im Team ändern und von Zusammenarbeit zu einem Zweikampf übergehen. "In der Vorsaison haben wir gemeinsam daran gearbeitet, das bestmögliche Paket zu finden - und ich denke, das ist uns gelungen", bestätigt Marquez. "Aber jetzt wird jeder mit seinem eigenen Team arbeiten, natürlich in der gleichen Box. Das Ziel von Ducati ist es, am Ende des Jahres die Meisterschaft in Rot zu gewinnen."
Francesco Bagnaia gibt sich entspannt: "Bisher läuft alles nach Plan"
Für Bagnaia ist die MotoGP-Saison 2025 die perfekte Gelegenheit, um seinen Ruf in der Geschichte des Motorradsports zu festigen. Bagnaias Kritiker behaupten, dass er seine beiden WM-Titel nur auf Grund des überlegenen Materials eingefahren hat. Sollte er Marquez teamintern besiegen, dann dürfte das den Großteil der Kritiker verstummen lassen.
"Die Nerven sind okay. Ich schlafe gut, also ist alles in Ordnung. Bisher läuft alles nach Plan", gibt sich Bagnaia gelassen. "Die Winterpause wird immer kürzer, aber in jedem Fall ist es anders, hier zu starten als in Katar. Es ist das erste Rennen der Saison, und wenn man dort steht, das offizielle Gruppenfoto auf der Startaufstellung macht, dann ist das einfach fantastisch. Man spürt, dass es wieder losgeht - es ist ein großartiges Gefühl", freut sich der Italiener.

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Francesco Bagnaia kehrt zur Startnummer 63 zurück Zoom
Bagnaia hat im Vorjahr beim Saisonauftakt den Grand Prix gewonnen. "Ein Sieg ist das Beste, was passieren kann. Also werden wir versuchen, diese Serie fortzusetzen - das wäre großartig. Aber es ist nicht zwingend notwendig", bremst er die Erwartungen.
Denn in erster Linie will Bagnaia vermeiden, die gleichen Fehler wie im Vorjahr zu machen. "Eine Sache, die ich aus dem letzten Jahr lernen wollte, ist, dass es manchmal besser ist, ruhig zu bleiben und die Situation genauer zu analysieren. Aber wenn ich sehe, dass die Möglichkeit für einen Sieg da ist, werde ich versuchen, sie auf die bestmögliche Weise zu nutzen. Ich hoffe, dass es ein guter Kampf wird", so Bagnaia.

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MotoGP 2024: Die vielen Stürze kosteten Francesco Bagnaia den WM-Titel Zoom
Beim Kampf um den Titel rechnet Bagnaia natürlich in erster Linie mit dem Teamkollegen. "Es ist kein Geheimnis, dass wir beide die Meisterschaft gewinnen wollen - dafür sind wir hier. Das Ziel unseres Teams ist es, die Meisterschaft zu holen, also müssen wir unser Bestes geben. Ich denke, wir werden in dieser Saison oft gegeneinander kämpfen, aber ich glaube nicht, dass irgendwelche taktischen Spielchen schon hier beginnen", kommentiert er.
"Das Wichtigste ist jetzt, sich zu verbessern, das neue Motorrad kennenzulernen. Die Basis ist die GP24, aber jede Saison gibt es Veränderungen, also müssen wir uns darauf einstellen. Gleichzeitig wollen wir verhindern, dass die anderen Hersteller die Lücke zu uns schließen", erklärt Bagnaia. "Deshalb müssen wir auch zusammenarbeiten, um weiterhin Fortschritte zu machen - und dann im Rennen kämpfen. Am Ende wird der Beste gewinnen."
Ducati 2025: Kein neuer Motor, kein neues Chassis, keine neue Aero
Die Ducati Desmosedici GP25 gibt es praktisch nicht, da das Ducati-Werksteam mit dem 2024er-Modell antritt, das lediglich kleine Updates erhalten hat, wie zum Beispiel eine neue Schwinge. "Das Motorrad ist insgesamt sehr ähnlich zur GP24", bestätigt Bagnaia.
"Wir werden im Laufe der Saison noch mehr Zeit haben, um das neue Chassis oder die neuen Verkleidungen weiter zu testen", bemerkt der Italiener. "Aber im Moment war es am wichtigsten, eine klare Basis zu haben und damit zu starten", befürwortet er die konservative Strategie von Ducati.

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Ducati hat die neuen Entwicklungen für 2025 zurückgezogen Zoom
"Ich weiß, dass unser Motorrad die Möglichkeit bietet, bereits im ersten Rennen zu gewinnen - aber wir müssen abwarten. Man weiß es nie genau, und ich habe gesehen, dass Aprilia mit Bezzecchi im Test sehr stark war, ebenso wie Pedro Acosta", schaut Bagnaia auf die Konkurrenz, warnt Ducati-intern aber auch vor Franco Morbidelli und Alex Marquez: "Beide waren schnell und konkurrenzfähig."
Auch Teamkollege Marquez hat die Ducati-Markenkollegen aus den Satelliten-Teams auf der Rechnung: "Wie 'Pecco' sagt, können alle Ducati-Fahrer um den Sieg kämpfen, weil wir alle mit einer ähnlichen Basis starten. Natürlich wird im Werksteam während der Saison an vielen kleinen Details gearbeitet."
"Die Ingenieure haben bereits einen Weg eingeschlagen, der meiner Meinung nach das Motorrad weiter verbessern wird. Aber wir dürfen Acosta nicht vergessen. Ich würde gerne auch Martin nennen, aber leider ist er nicht hier. Bezzecchi gehört ebenfalls dazu", zählt Marquez seine Favoriten auf.
Im Vorjahr holte Ducati 19 Siege aus 20 Grands Prix. Doch die Saison 2024 zeigte ebenfalls, dass Siege allein nicht ausreichen, denn Bagnaia unterlag Martin am Ende, obwohl der Champion deutlich weniger Laufsiege einfuhr.
"Konstanz ist das Wichtigste - bei einem einzelnen Rennen können viele Fahrer schnell sein und um den Sieg kämpfen", bestätigt Marquez vor dem Auftakt der neuen MotoGP-Saison, seiner mittlerweile 13. Saison in der Königsklasse.


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