Aprilia in der MotoGP: Wie viel Geduld hat Piaggio?

Für Honda, Yamaha und Ducati war Aprilia bisher keine große Gefahr: Noch steht Konzernmutter Piaggio hinter dem MotoGP-Projekt, doch wie lange?

(Motorsport-Total.com) - Seit der Saison 2015 schickt Aprilia ein Werksteam in der MotoGP an den Start. Ursprünglich wollten die Italiener erst 2016 mit einem komplett neuen Motorrad in die Königsklasse zurückkehren, doch die Verantwortlichen änderten die Pläne und schickten bereits ein Jahr vor dem anvisierten Comeback Alvaro Bautista und Marco Melandri mit getunten Superbikes an den Start.

Titel-Bild zur News: Aleix Espargaro

Detailverbesserungen: Die 2017er-Aprilia ist eine Evolution der Vorjahresmaschine Zoom

Nach einer erwartungsgemäß schwierigen Saison wagte Aprilia vor einem Jahr einen Neuanfang und präsentierte die neue RS-GP. Doch die Ergebnisse waren nur bedingt besser als mit dem getunten Superbike. Im Sommer stockte die Entwicklung der RS-GP. Erst im Herbst gelangen spürbare Fortschritte und Stefan Bradl und Alvaro Bautista konnten aus eigener Kraft in die Top 10 fahren.

Für die neue Saison hat Aprilia-Rennleiter Romano Albesiano hohe Erwartungen: "Wir streben mit Aleix (Espargaro) die Top 5 an. Er hat das Potenzial, um gute Ergebnisse einzufahren. Mit Sam (Lowes) möchten wir nach ein paar Rennen Eingewöhnungszeit in die Top 10 fahren. Er muss sich weiter entwickeln, denn er verfügt über sehr viel Potenzial. Das erkannten wir beim Test", hält Albesiano fest.

Doch Fakt ist, dass Honda, Yamaha und Ducati für Aprilia nur schwer zu erreichen sind. Und auch Suzuki war Aprilia in der vergangenen Saison deutlich überlegen. Mit KTM steht ein vielversprechender Debütant in den Startlöchern. Sollte Aprilia keine deutlichen Fortschritte bei der Entwicklung der RS-GP machen, dann werden Top-10-Platzierungen schwierig.

Stefan Bradl, Alvaro Bautista

Stefan Bradl und Alvaro Bautista hatten große Mühe, in die Top 10 zu fahren Zoom

Noch steht Konzernmutter Piaggio hinter dem Engagement in der MotoGP: "Die Aprilia-Rennabteilung repräsentiert die technischen Fähigkeiten der Piaggio-Gruppe. Der Rennsport ist die höchste Form des Experimentierens. Es werden technische Lösungen entwickelt, von denen alle Produkte und Marken der Gruppe profitieren", betont Piaggio-CEO Roberto Colaninno im Rahmen der Präsentation der 2017er-Maschinen.

Die Entwicklung der MotoGP-Maschine stimmt Colaninno zufrieden. "Im vergangenen Jahr präsentierten wir unsere RS-GP. Es war das erste MotoGP-Motorrad, das vollständig in Noale entwickelt wurde", hält er fest. "In der zweiten Saisonhälfte zeigte das neue Motorrad deutliche Fortschritte und behauptete sich konstant in den Top 10. Wir möchten den Aufwärtstrend fortsetzen und die Hersteller herausfordern, die schon viele Jahrzehnte vertreten sind."


Fotos: Aprilia zeigt die neuen Farben für 2017


"Wir haben alles, was benötigt wird, um dieses Ziel zu erreichen: Fachkräfte, Technologien, Erfahrungen und sehr viel Leidenschaft. Aprilia blickt auf 54 WM-Titel zurück. Die meisten davon, nicht weniger als 28, wurden von Aprilia eingefahren, als die Marke ein Teil der Piaggio-Gruppe war", erklärt der Piaggio-Geschäftsführer. Von 2002 bis 2004 war Aprilia mit der technologisch sehr interessanten RS3 Cube bereits in der MotoGP vertreten, zog sich aber am Ende der Saison 2004 zurück. Jeremy McWilliams und Shane Byrne fuhren in Summe nur magere 44 Punkte ein.