Finsterbusch über Spanien: "Sehe es als neue Chance"

Toni Finsterbusch wird nach einer schwierigen Saison die WM Richtung spanischer Moto2-Meisterschaft verlassen - Im Interview gibt der Deutsche Auskunft

(Motorsport-Total.com) - Das Kiefer-Team erlebte eine enttäuschende Saison in der Moto3. Weder Florian Alt noch Toni Finsterbusch konnten WM-Punkte holen. Für Finsterbusch war es das zweite volle Jahr in der WM. Der junge Deutsche konnte seine Rundenzeiten im Vergleich zu 2012 deutlich steigern, doch da das Niveau in der Moto3 generell höher wurde, wirkte sich seine Verbesserung nicht in Platzierungen aus. 2014 wird Finsterbusch nicht mehr in der WM fahren. Sein Weg geht in die spanische Moto2-Meisterschaft. Mit diesem Schritt will der 20-Jährige seiner Karriere wieder den richtigen Schwung verleihen. Im Interview mit 'Motorsport-Total.com' blickt Finsterbusch auf sein schwieriges Jahr zurück und erklärt die Gründe für den Wechsel nach Spanien.

Titel-Bild zur News: Toni Finsterbusch

Toni Finsterbusch versucht in Spanien neuen Fuß zu fassen Zoom

Frage: "Toni, du wirst im nächsten Jahr nicht in der Moto3 fahren, sondern in Spanien. Was kannst du über die Pläne verraten?"
Toni Finsterbusch: "Es wird die Spanische Meisterschaft und es geht in die Moto2. Wir sind noch am Verhandeln, aber es sieht ganz gut aus."

Frage: "Steht schon das Chassis fest?"
Finsterbusch: "So gut wie. Es wird kein Fabrikat sein, das in der WM fährt. Es ist das Chassis mit dem Roman Ramos (Ariane; Anm. d. Red.) Meister geworden ist. Ich denke, das ist nicht ganz so schlecht."

Frage: "Der Umstieg auf die Moto2 ist groß. Wie bereitest du dich darauf vor?"
Finsterbusch: "Im Vergleich zur Moto3 muss man konditionell und bei der Kraft eine Schippe drauflegen. Ich versuche jeden Test gut zu nützen, denn jeder Kilometer zählt. Andere Fahrer wie Salom fahren ständig in Spanien mit einer 600er. Ich muss die Kilometer, die ich bekomme, so gut wie möglich nutzen."

Frage: "Hast du bereits eine Moto2 getestet?"
Finsterbusch: "Ich bin im Vorjahr einmal die FTR gefahren. Die Power hat Spaß gemacht. Ich bin aber nur ein paar Runden gefahren und bin nicht schnell gefahren. Es ist einfach komplett anders. Nach zehn Runden entwickelt man ein grobes Gefühl."

Frage: "Die Moto2 müsste dir auch von deiner Körperstatur besser liegen?"
Finsterbusch: "Auf jeden Fall. Ich passe besser drauf. Kleinmachen geht auch viel einfacher. Für die Moto3 war ich schon relativ groß."


Moto3 in Valencia

Frage: "Du wirst im nächsten Jahr nicht in der WM fahren. Ist die Spanische Meisterschaft ein Rückschritt? Wie siehst du das allgemein?"
Finsterbusch: "Ich sehe es als neue Chance. Die WM-Saison ist für mich eher enttäuschend verlaufen. Die Jungs, die in der Spanischen Meisterschaft vorne sind, sind zum Teil auch in der WM in die Punkte gefahren. Wenn man gute Leistungen zeigt, dann ist es sicher ein Sprungbrett für die WM."

Es lief 2013 nicht rund

Frage: "Du hast es angesprochen, dein Jahr ist nicht nach Wunsch verlaufen. Hast du schon analysiert warum du von der Platzierung her weit hinten warst?"
Finsterbusch: "Bei einigen Rennen war ich nicht schlecht dabei, aber dann bin ich gestürzt oder etwas anderes war der Fall. Das waren meistens die Rennen, wo das Qualifying ganz gut lief. Bei anderen Rennen war ich schon im Qualifying zu langsam. Wenn man von den Plätzen 27 oder 28 startet, dann ist es schwierig im Rennen noch etwas auszurichten. Die ersten Runden sind die wichtigsten. Von ganz hinten ist es schwierig die Pace von Platz 15 zu fahren. Man kann auch nicht den Anschluss halten. Teilweise wird hinten mehr gekämpft als vorne. Wenn ich einen guten Startplatz hatte, dann lief es in den ersten Runden auch angenehmer und besser."

Toni Finsterbusch

Toni Finsterbusch holte in der abgelaufenen Saison keinen einzigen WM-Punkt Zoom

Frage: "Technisch gesehen war das Paket gut genug für WM-Punkte. Gab es bei euch technische Probleme, weshalb es nicht gelaufen ist?"
Finsterbusch: "Es gab ein paar Mal kleinere Sachen, wie einmal die Kette festging. Das passte aber zur ganzen Saison. Punkte hätten wir sicher einfahren können, aber es ist uns eben nicht gelungen."

Frage: "In der zweiten Moto3-Saison hat sich das Niveau extrem gesteigert. War das auch ein Mitgrund für die Schwierigkeiten?"
Finsterbusch: "Es waren alle Fahrer relativ schnell und es war viel schneller als im Vorjahr. Die spanischen Wildcard-Starter, die dort um Siege fahren, waren meist hinter uns. Die Abstände rund um Platz 15 waren auch sehr gering. Wir waren eigentlich nicht so weit weg, aber eben doch zu weit."

Frage: "Was kannst du aus diesem schwierigen Jahr für die Zukunft mitnehmen?"
Finsterbusch: "Ich habe doch einiges gelernt in diesem Jahr und Erfahrungen gesammelt. Einige Dinge wie die Arbeitsweise habe ich verfeinert. Das ist, denke ich, positiv. Das Qualifying und vor allem die ersten Trainings haben nicht so gut geklappt. Am Freitag war ich meistens viel zu weit weg von der Pace. In diesem Bereich muss ich mich auf jeden Fall verbessern."

"Ich habe doch einiges gelernt in diesem Jahr und Erfahrungen gesammelt." Toni Finsterbusch

Frage: "Und sie siehst du fahrerisch deine zweite Saison?"
Finsterbusch: "Durchwachsen (lacht; Anm. d. Red.). Ich habe mich in ein paar Bereichen verbessert, aber die anderen haben sich auch verbessert. Den großen Schritt habe ich nicht ganz so hinbekommen. Grundsätzlich war ich für Punkte zu langsam."

Frage: "Die Finanzierung ist im Motorsport ein großes Thema. Für Nachwuchsfahrer ist es oft schwierig ein Budget aufzutreiben. Wie ist die Situation bei dir nach dieser schwierigen Saison? Die Spanische Meisterschaft ist sicher billiger als die WM."
Finsterbusch: "Es ist teuer, aber nicht so teuer wie die WM. Trotzdem ist es schwierig Sponsoren an Land zu ziehen. Es geht allen so und ist bei mir nicht anders. Nach so einem Jahr ist es nicht leichter. Die Leistung war jetzt nicht ganz so gut, weshalb es noch schwieriger ist, Sponsoren an Land zu ziehen als wenn man Erfolg hatte. Ich wäre natürlich froh, wenn sich für das nächste Jahr noch jemand melden würde. Das Budget ist größtenteils gedeckelt, aber es fehlt noch ein bisschen was."

Frage: "Wirst du auch nach Spanien ziehen?"
Finsterbusch: "Nein, ich bleibe in Deutschland."

Frage: "Hast du dir besondere Pläne für den Winter vorgenommen?"
Finsterbusch: "Ich werde die Tests abwarten und schauen, wie ich mich daran gewöhne. Ich hoffe, dass ich den Fahrstil rasch umstellen kann. Es wird sicher nicht einfach, denn die Spitze ist auch sehr schnell. Trotzdem muss es das Ziel sein, dass ich vorne mitfahre. Bei den ersten Rennen wird das sicher schwierig, aber ich hoffe, dass ich es dann hinbekomme."

Frage: "In den vergangenen Jahren sind viele Fahrer aus der Spanischen Meisterschaft in die WM gekommen, aus der IDM eher weniger. Glaubst du, dass Spanien ein Sprungbrett für eine Rückkehr in die WM ist?"
Finsterbusch: "Ja, das denke ich schon. Es sind auch in diesem Jahr einige Leute aus der Spanischen Moto2 in der WM gefahren. In Spanien gibt es viele Fahrer und es geht auch kämpferisch richtig zur Sache."