Aki Ajo über Moto2-Saison: "Start war schwieriger als erwartet"

Aki Ajo, KTM-Teamchef, zieht erste Saisonbilanz: Erwartungen nach 2017er-Erfolgen war zu hoch - Stärke in zweiter Saisonhälfte könnte Oliveira die Krone bringen

(Motorsport-Total.com) - Brad Binder krönte sich auf dem Sachsenring zum Sieger des Moto2-Rennens. Damit schaffte der Südafrikaner den ersten Sieg in der mittleren Kategorie, nachdem er am Ende des Vorjahres bereits dreimal in Serie auf dem Podium stand. Für das Ajo-KTM-Team sollte es der zweite Sieg in diesem Jahr sein, Miguel Oliveira durfte zuvor bereits in Mugello jubeln. Insgesamt verlief der Saisonbeginn für die Mannschaft des Finnen Aki Ajo etwas schleppender als erwartet, dennoch ist er mit den Leistungen zufrieden.

Titel-Bild zur News: Aki Ajo

Ajo ist der Meistermacher bei KTM: Er verhalf bereits Binder & Zarco zum Erfolg Zoom

"Wir sind Zweiter in der Meisterschaft, nur sieben Punkte hinter der Spitze und führen die Team-Wertung an. Es lief also ziemlich gut bisher", zieht Ajo gegenüber 'MotoGP.com' eine erste Zwischenbilanz. "Man muss sich dennoch immer weiter verbessern. Wie das im Motorrad-Sport eben so ist, kann man einige Dinge immer noch perfektionieren."

Besonders im Qualifying sieht Ajo noch Nachholbedarf. Jeweils nur viermal starteten Binder und Oliveira in dieser Saison aus den Top 10. Ihre durchschnittlichen Startpositionen: 12,44 (Binder) und 11,88 (Oliveira). Diese Startplätze wandelten die beiden KTM-Fahrer in insgesamt sechs Podestplätze um. "Wir sollten uns im Qualifying verbessern. Das würde das Leben der Fahrer im Rennen vereinfachen. In der Moto2 geht es in diesem Jahr sehr eng zu: Im Vorjahr konnte man noch aus der zweiten Reihe starten, wenn man eine halbe Sekunde Rückstand hatte. Nun liegt man zehn Positionen weiter hinten."

Ajo fordert: Balance im Qualifying finden

Besonders in den letzten drei Saisonrennen 2017 zeigte KTM auf. Die Rennen in Australien, Malaysia und Spanien entschied der Portugiese für sich, Binder komplettierte zwei Doppelerfolge und wurde Dritter in Valencia. Mit diesem fulminanten Saisonabschluss im ersten Jahr in der Meisterschaft stiegen die Erwartungen für diese Saison. Wurde Ajo bislang enttäuscht? "Es ist schwierig, Erwartungen zu analysieren. Ich versuche, nicht zu viel darüber nachzudenken. Der Start in das Jahr war vielleicht nicht ganz so einfach, wie wir uns das erwartet hätten."

Brad Binder

In Deutschland durfte sich Brad Binder über seinen ersten Moto2-Sieg freuen Zoom

Die Meisterschaft hat sich in den vergangenen Rennen wieder enger zusammengeschoben. Oliveira fehlen nur sieben WM-Punkte auf den Führenden, Francesco Bagnaia. Binder katapultierte sich mit seinem Sieg auf WM-Platz sechs, ihm fehlen allerdings bereits 57 Punkte auf den Italiener. In der Teamwertung kann das Ajo-KTM-Team einen Vorsprung von 24 Punkten vor Marc VDS und dem Sky-VR46-Team in die Sommerpause mitnehmen. Bei den Herstellern liegt Kalex allerdings überlegen mit 53 Punkten Vorsprung vor KTM.

"Jedes Team ist in anderen Bereichen stärker. Das ist ganz normal in so einer Klasse, die so konkurrenzfähig ist. Auch die verschiedenen Reifenmischungen spielen eine Rolle. Es ist nicht unüblich, dass Bikes verschiedene Stärken und Schwächen haben. Es geht immer darum, die richtige Balance zu finden. Das versuchen wir auch bei unseren Quali-Ergebnissen", erklärt Ajo. Er betont, dass man sich öfter in Erinnerung rufen müsse, dass KTM praktisch ein neues Team in der Klasse sei. Der Start sei viel besser gelungen als erwartet, dadurch erfährt man 2018 bereits deutlich mehr Druck.

"Familien-Atmosphäre" sorgt für starken Saisonabschluss

Die zweite Saisonhälfte verläuft traditionell sehr gut für Ajos Teams. "Ehrlich gesagt habe ich dafür überhaupt keine Erklärung. Vielleicht ist die Familien-Atmosphäre im Team ein Vorteil bei den drei Übersee-Rennen. Das ist alte Schule, das könnte uns helfen, besser zu werden", glaubt er. Sollte Oliveira seinen starken Abschluss in diesem Jahr wiederholen können, würde sich der MotoGP-Aufsteiger womöglich doch noch die Moto2-Krone aufsetzen.

Miguel Oliveira

In Mugello sicherte sich Miguel Oliveira seinen insgesamt vierten Moto2-Sieg Zoom

Ajo möchte aber nicht spekulieren. "Ich bin nicht jene Person, die glaubt, dass das Ziel darin besteht, Titel oder Rennen zu gewinnen. Das Ziel ist es, sich jeden Tag zu verbessern. In diese Mentalität setze ich meinen Glauben. Wenn wir hart arbeiten, dann werden wir immer Schritte vorwärts machen und das führt dann dazu, um den Titel am Ende des Jahres zu kämpfen."

2019 wird Moto3-WM-Anwärter Jorge Martin in das Moto2-Team von KTM nachrücken. Der Spanier ist eine der heißesten Nachwuchshoffnungen. Was erwartet Ajo vom Moto3-Führenden? "Über Jorge Martin weiß jeder im Fahrerlager, dass er einer der größten Nachwuchstalente im Fahrerlager ist. Ich bin sehr glücklich, weiterhin mit Brad zu arbeiten. Er ist seit 2015 dabei. Er ist sehr talentiert und gemeinsam können wir tolle Ergebnisse einfahren. Ich bin froh, mit so einem starken Duo in der Moto2 weitermachen zu können." Außerdem erwartet die Moto2 mit dem Wechsel auf Triumph-Motoren eine neue Ära.

Darryn Binder hinter den Erwartungen - Öncüs überzeugen

In der Moto3 ist das Ajo-Team in dieser Saison mit Darryn Binder als einzigen Fahrer gestartet. Der Südafrikaner ist der jüngere Bruder von Brad Binder. Er kämpfte sich nach einem durchwachsenen Saisonstart in Assen auf Position sieben, sein bislang bestes Saisonergebnis. Allerdings verletzte er sich wenig später bei einem Trainingssturz am rechten Schlüsselbein, in Deutschland wurde er durch Raul Fernandez ersetzt. Der Spanier fuhr auf Rang neun.

"Wir können nicht vollkommen zufrieden sein, weil unsere Bilanz in der Moto3 sehr gut ist und wir in den vergangenen zwei Jahren nicht unser vorheriges Level erreichen konnten. Meine Einstellung wird immer sein, niemals aufzugeben. Man muss darauf vertrauen, dass wir weiterhin besser werden", kommentiert Ajo. Allerdings muss er auch zugeben: "Darryns Ergebnisse sind nicht das, was wir uns vorstellen, dennoch wächst er heran. In Assen wurde er Siebter, nachdem er sich gegen gute Fahrer durchsetzen konnte. Das ist ein positives Zeichen. Es ist schade, dass er sich am Schlüsselbein verletzt hat nach diesem Rennen. Raul Fernandez hatte ein großartiges Wochenende in Deutschland. Damit sind wir zufrieden."


Moto2 auf dem Sachsenring

In der Weltmeisterschaft liegen Binder und Fernandez hoffnungslos auf den Rängen 22 und 23, das Ajo-Team in der Team-Wertung ebenso nur auf Rang 13 mit 194 Punkten Rückstand auf die Gresini-Truppe. Und auch in der Konstrukteurs-Wertung muss man sich Honda um 21 Punkte bislang geschlagen geben.

Ajo hat allerdings bereits zwei neue heiße Eisen im Nachwuchsbereich entdeckt. Die türkischen Zwillinge Can und Deniz Öncü sind durch ihre Leistungen im Red-Bull-Rookies-Cup aufgefallen, den sie deutlich anführen. "Es ist toll, mit diesen zwei sehr jungen Zwillingen zu arbeiten", freut sich der Finne. "Das macht immer viel Spaß, es ist motivierend und ich genieße es. Die beiden sprühen voller Enthusiasmus für die Sache. Sie werden bald 15 Jahre jung, dennoch sind sie bereits sehr entschlossen. Sie verbessern sich schnell und sind unersättlich. Als Team ist es unsere Aufgabe, ihnen den richtigen Weg aufzuzeigen." Womöglich führt dieser schon bald in die Moto3.

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