• 12.06.2013 19:05

  • von Pete Fink

Vorschau: IndyFest in Milwaukee

Andretti und die Milwaukee Mile - diese beiden Begriffe gehören seit vielen Jahren in IndyCar-Kreisen eng zusammen - Ryan Hunter-Reay auf Aufholjagd?

(Motorsport-Total.com) - Die IndyCars betreten am kommenden Wochenende wieder einmal historischen Motorsport-Boden: Saisonrennen Nummer neun findet auf der altehrwürdigen Milwaukee-Mile statt, die natürlich eine Rundenlänge von genau einer Meile (1,609 Kilometer) und dazu eine Kurvenüberhöhung von neun Grad aufweist. Es ist also ein recht flaches Oval, auf dem die 24 gemeldeten IndyCar-Piloten bereits am Samstagabend über 250 Runden um den Sieg kämpfen werden.

Titel-Bild zur News: Start Milwaukee

Die Milwaukee-Mile empfängt am Wochenende den IndyCar-Tross

Die Milwaukee-Mile ist das älteste, noch in aktiven Diensten befindliche Oval der USA. Seit dem Jahr 1876 wurden dort Pferderennen ausgetragen, das erste Automobilrennen kam im Jahr 1903 zustande. Die IndyCar-Offiziellen behaupten heute, dass in Milwaukee seit der Saison 1933 IndyCar-Rennen stattfinden, was allerdings von einigen unabhängigen Experten anders gesehen wird. In der Tat wurde der Dirt Track von Milwaukee erst im Jahr 1954 asphaltiert und das erste Rennen unter der Federführung des USAC ging im Jahr 1956 über die Bühne.

Wie auch immer man die formale Vergangenheit einordnen mag, fest steht eines: Seine Bekanntheit erlangte Milwaukee als die Strecke, auf der seit der Saison 1947 nur eine Woche nach dem Indy 500 gefahren wurde. Das heißt: Die Zuschauer bekamen auf dem ausverkauften Gelände der Wisconsin State Fair immer den frischgebackenen Indy-500-Sieger zu sehen. Dies änderte sich erst Mitte der 1990er-Jahre durch den berühmt-berüchtigten Split der beiden US-Formelserien.

Die logische Folge: Als die ChampCars dort ihr Saisonevent austrugen, gingen die Zuschauerzahlen zurück und als ab 2004 parallel auch die IRL in Milwaukee fuhr, musste man mit einem Termin im Juli Vorlieb nehmen. Als sich die ChampCars nach der Saison 2006 verabschiedeten, ließen Tony George und Co. die alte Tradition wieder aufleben, doch Ende 2009 kippte aus finanziellen Gründen auch dies: In der Saison 2010 gab es erstmals seit einem halben Jahrhundert kein IndyCar-Rennen mehr auf der so traditionsreichen Milwaukee Mile.

Andretti und Milwaukee

Ein klares No-Go im IndyCar-Zirkus. Ein unerfahrenes Promoter-Team kümmerte sich auf Geheiß des damaligen IndyCar-Chefs Randy Bernard um das schnelle IndyCar-Comeback 2011 und nach einem finanziellen Fiasko organisiert seit dem Juni 2012 Andretti Sports Marketing das Milwaukee IndyFest. Die Rennfahrerfamilie Andretti hat spätestens seit dem 2. Juni 1991 ein ganz besonderes Verhältnis zur Milwaukee-Mile: Damals gewann Michael Andretti vor Cousin John Andretti und Vater Mario Andretti. Der gesamte Andretti-Clan stand gemeinsam auf dem CART-Podium.

Marco Andretti, Michael Andretti

Michael und Marco Andretti: Ohne den Andretti-Clan geht in Milwaukee nichts Zoom

"Es gibt ein paar IndyCar-Strecken, die etwas ganz besonderes sind", sagt Andretti-Pilot und IndyCar-Champion Ryan Hunter-Reay. "Milwaukee gehört dazu." Auch Hunter-Reay hat dort gute Erfahrungen gemacht: 2004 feierte er von der Pole-Position aus einen Start-/Zielsieg. Im Vorjahr war sein zweiter Milwaukee-Erfolg der Auftakt zu seiner Titeljagd. Eine Woche später siegte er auch in Iowa und danach in Toronto: Hunter-Reay war binnen weniger Tage zum Titelaspiranten erwachsen und machte am Saisonende den Meistersack zu.

Rein statistisch gesehen, ist Tony Kanaan mindestens ebenbürtig. Der KV-Routinier gewann 2006 und 2007 in Milwaukee, dazu gesellt sich Platz zwei aus dem Vorjahr. Andersrum betrachtet, landete Kanaan in sechs seiner acht letzten Milwaukee-Starts in den Top 5. Ganassi feierte mit Scott Dixon (2009) und Dario Franchitti (2011) zwei Siege. Und Ryan Briscoe schaffte im Juni 2008 seinen endgültigen Durchbruch bei Team Penske: Es war der erste IndyCar-Triumph für den Australier, der damals zu Saisonbeginn frisch ins Team kam.


Eine virtuelle Runde in Milwaukee

Für Premieren-Siege ist Milwaukee im allgemeinen kein gutes Pflaster: Neben Briscoe glückte dies nur noch Michel Jourdain Jr. (2003) und Greg Moore (1997). Und noch eine statistische Randnotiz: In den beiden Vorjahren gewann der Milwaukee-Sieger auch beide Male den Titel (Franchitti 2011 und Hunter-Reay 2012). Tabellenführer Helio Castroneves (Penske-Chevrolet) ist also gefordert, der "Spiderman" besitzt jedoch keine gute Milwaukee-Statistik: Trotz dreier Pole-Positions (1999, 2006 und 2007) fuhr er in seiner langen Karriere erst ein einziges Mal (1998) auf ein Milwaukee-Podium.

Rennen schon am Samstagabend

Bleibt also die Frage, ob sein härtester Verfolger Marco Andretti die große Milwaukee Tradition seiner Familie aufrechterhalten kann: Mario Andretti gewann viermal, Michael Andretti stand sogar fünfmal in der Victory Lane. "Unsere Familie hat in Milwaukee eine große Tradition", sagt der 26-Jährige. "Klar fokussieren wir uns auf die Meisterschaft und wollen in erster Linie den Rückstand auf Helio wettmachen. Konstanz wird der Schlüssel zum Erfolg sein, aber an diesem Wochenende will ich den Sieg."

Marco Andretti, Helio Castroneves

Helio Castroneves (re.) und Marco Andretti: Die beiden Tabellenersten der IndyCars Zoom

Die Milwaukee-Auflage 2013 ist bereits die Nummer 89 unter den verschiedenen organisatorischen Dächern der IndyCars (USAC, CART/ChampCars, IRL und IndyCars). Neben den Andrettis hat auf dieser Traditionsstrecke eigentlich alles gewonnen, was Rang und Namen besitzt: A.J. Foyt, Al Unser Sr. und Jr., Johnny Rutherford, Rick Mears, aber auch Nigel Mansell, Jimmy Vasser, Juan Pablo Montoya, Paul Tracy oder Sebastien Bourdais konnten sich in die Siegerlisten eintragen.

24 IndyCar-Teams haben in diesem Jahr für die 250 Milwaukee-Runden gemeldet. Ryan Briscoe sitzt wieder im Panther-Chevrolet und wer den zweiten Dale-Coyne-Honda mit der Startnummer 18 fahren wird, steht zur Stunde noch nicht fest. Achtung: Das Milwaukee-Rennen geht - wie bereits in den Vorjahren und aufgrund des US-amerikanischen Vatertags am Sonntag - schon am Samstagabend über die Bühne: Die Startflagge fällt um kurz nach 22:30 Uhr MESZ.

Der Zeitplan von Milwaukee (in MESZ):

Freitag:

17:00 Uhr - 18:00 Uhr: Erstes Freies Training
20:00 Uhr - 21:00 Uhr: Zweites Freies Training
23:15 Uhr - 00:30 Uhr: Qualifikation

Samstag:

ab 22:30 Uhr: Milwaukee IndyFest (250 Runden)

Die Meldeliste für Milwaukee:

01. 1 Ryan Hunter-Reay (Andretti-Chevrolet)
02. 3 Helio Castroneves (Penske-Chevrolet)
03. 4 Ryan Briscoe (Panther-Chevrolet)
04. 5 Ernesto Viso (Andretti-Chevrolet)
05. 6 Sebastian Saavedra (Dragon-Chevrolet)
06. 7 Sebastien Bourdais (Dragon-Chevrolet)
07. 9 Scott Dixon (Ganassi-Honda)
08. 10 Dario Franchitti (Ganassi-Honda)
09. 11 Tony Kanaan (KV-Chevrolet)
10. 12 Will Power (Penske-Chevrolet)
11. 14 Takuma Sato (Foyt-Honda)
12. 15 Graham Rahal (Rahal-Honda)
13. 16 James Jakes (Rahal-Honda)
14. 18 TBA (Coyne-Honda)
15. 19 Justin Wilson (Coyne-Honda)
16. 20 Ed Carpenter (Carpenter-Chevrolet)
17. 25 Marco Andretti (Andretti-Chevrolet)
18. 27 James Hinchcliffe (Andretti-Chevrolet)
19. 55 Tristan Vautier (Schmidt-Honda)
20. 67 Josef Newgarden (Fisher-Honda)
21. 77 Simon Pagenaud (Schmidt-Honda)
22. 78 Simona de Silvestro (KV-Chevrolet)
23. 83 Charlie Kimball (Ganassi-Honda)
24. 98 Alex Tagliani (Herta-Honda)

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