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Villeneuve: "Wheldon war nur Passagier"
Jacques Villeneuve kennt die IndyCars, die NASCAR und natürlich die großen US-Ovale - er hält mit seiner Meinung zum Wheldon-Unfall nicht hinter dem Berg
(Motorsport-Total.com) - Jacques Villeneuve war gerade einmal elf Jahre alt, als er 1982 beim Formel-1-Grand-Prix im belgischen Zolder seinen Vater Gilles verlor. Trotzdem wurde der Kanadier ein Rennfahrer, der später ein Indy 500 und eine Formel-1-Weltmeisterschaft gewann. Die großen US-Ovale kennt er aber nicht nur aus seiner Indy-Zeit, sondern auch aus der NASCAR, in der er seit 2007 Fuß zu fassen versucht.

© NASCAR
Jacques Villeneuve hat seine Meinung zu den Geschehnissen von Las Vegas
Natürlich hat auch Villeneuve die tragischen Ereignisse von Las Vegas verfolgt und macht sich seine eigenen Gedanken. "Die Leute müssen sich daran erinnern, dass der Rennsport gefährlich ist", sagte der 40-Jährige gegenüber 'Auto123.com'. "Noch vor zwei oder drei Jahrzehnten haben pro Jahr zwei oder drei Rennfahrer ihr Leben verloren. Damals waren die Menschen gewöhnt, solch schlimme Nachrichten zu hören. Heute denken aber die meisten, dass der Rennsport außerordentlich sicher ist. Das ist falsch. Solche Leute sind sich offenbar nicht im Klaren über die Gefahren."
Diese Kritik will Villeneuve insbesondere auch in Richtung einiger Fahrerkollegen verstanden wissen. "Früher haben sich die Piloten gegenseitig respektiert, weil es so leicht war, sich in diesen Autos zu verletzen. Heute fahren manche, als würden sie gerade ein Videospiel spielen. Und große Unfälle passieren immer noch regelmäßig. Denkt einfach an die 24 Stunden von Le Mans in diesem Jahr. Nur wenn du Glück hast, dann steigst du ohne eine Schramme aus dem Wrack."
Die hohen Geschwindigkeiten sind seiner Meinung nach nicht die alleinige Ursache. "Man muss keine 350 Stundenkilometer fahren, um sich zu verletzen. Zum Beispiel bei Felipe Massa, dem in der Formel 1 vor ein paar Jahren eine Stahlfeder gegen den Helm schlug. Ein paar Zentimeter rechts und er wäre sofort tot gewesen. Die Gefahr hängt also nicht immer mit dem Speed zusammen."
Immer nur Vollgas

© NASCAR
Jaques Villeneuve 2010 in Indianapolis bei einem NASCAR-Start Zoom
Doch leider "gibt es im Rennsport nach wie vor keine Chance, schwere Unfälle zu vermeiden. Der arme Dan Wheldon war ein ausgezeichneter Rennfahrer und hatte mit dem Unfall, der vor ihm geschah, überhaupt nichts zu tun. Er war einfach nur ein Passagier." Auch Villeneuve sieht das Thema IndyCars auf den schnellen Ovalen grundsätzlich kritisch.
"Diese Ovale sind nicht für den Formelsport geeignet. Diese Strecken sind für die Stockcars der NASCAR designt und gebaut worden, die ein geschlossenes Cockpit und viel mehr Sicherheit für die Piloten bieten. Auf diesen Strecken Rennen zu fahren, ist nichts anderes, als dein Glück heraus zu fordern." Im Fall IndyCars kommt seiner Meinung nach noch ein weiterer wesentlicher Aspekt hinzu.
"Es ist heute sehr einfach, ein IndyCar am Limit zu bewegen. Ich bin in der damaligen CART-Serie alle Ovaltypen gefahren. Da gab es Ovale, auf denen du dein Auto wirklich kontrollieren musstest. Du musstest die Kurven anbremsen und den Kollegen viel Platz lassen. Mit einem aktuellen IndyCar kannst du ganz einfach nur Vollgas geben. Das bedeutet, dass auch ein durchschnittlicher Pilot so schnell sein kann, wie die Besten der Serie. Das kreiert dann Verkehrsprobleme und das kann zu Unfällen führen."

