Rekordverdächtiges Indy 500

Ryan Hunter-Reays Sieg vor Helio Castroneves war das zweitengste Finish in der langen Geschichte des Indy 500 - Weitere Zahlen rund um die 98. Auflage

(Motorsport-Total.com) - Als Ryan Hunter-Reay (Andretti-Honda) am Sonntag in der 200. und letzten Runde des Indy 500 aus Turn 4 herauskam, fürchtete er, dass Verfolger Helio Castroneves (Penske-Chevrolet) ihn auf den letzten Metern noch abfangen könnte.

Titel-Bild zur News: Ryan Hunter-Reay

Ryan Hunter-Reay: Der 69. unterschiedliche Sieger der Indy-500-Geschichte Zoom

"Ich hatte Angst, dass er in meinen Windschatten kommen und genau das mit mir machen könnte, was Hornish im Jahr 2006 mit Marco gemacht hat", gestand der Sieger des diesjährigen Indy 500 bezugnehmend auf das packende Finish vor acht Jahren, als Sam Hornish Jr. (Penske-Honda) Spitzenreiter Marco Andretti (Andretti-Honda) auf den allerletzten Metern noch abfing und damit ein weiteres Kapitel der schier unendlichen Saga vom Andretti-Fluch beim Indy 500 aufschlug.

Im Falle von Hunter-Reay aber klappte es. Er rettete einen hauchdünnen Vorsprung von 0,060 Sekunden vor Castroneves über die berühmte Yard of Bricks - die aus Ziegelsteinen gefertigte Ziellinie des Indianapolis Motor Speeday. "Ich musste aggressiv vorgehen, ging ausgangs Turn 4 nach innen, sodass Helio keinen allzu guten Windschatten bekommt. Ich glaube, dass war am Ende entscheidend. Wäre ich auf der Außenbahn geblieben, wäre er aus meinem Windschatten wahrscheinlich noch vorbeigezogen", so Hunter-Reay.

Zweitengster Zieleinlauf und zweihöchster Rennschnitt

Der Zeitunterschied von 0,060 Sekunden zwischen Sieger und Zweitplatziertem bedeutet das zweitengste Finish in der Indy-500-Geschichte, die seit 1911 geschrieben wird. Einzig 1992 (Al Unser Jr. vor Scott Goodyear) ging es mit 0,043 Sekunden noch etwas enger zu. Bei Hornishs Sieg 2006 gegenüber Marco Andretti wurden 0,064 Sekunden gemessen.

Zieleinlauf beim Indy 500 2014: Ryan Hunter-Reay siegt vor Helio Castroneves

0,060 Sekunden zwischen Sieger und Zweitem: Nur einmal ging es noch enger zu Zoom

Runter-Reay ist der 69. Fahrer, der sich in die Siegerliste des Indy 500 eingetragen hat. Zudem ist er der erste, der mit der Startnummer 28 in die Victory Lane eingebogen ist. Die Durchschnittsgeschwindigkeit bei der Siegesfahrt des Andretti-Piloten (186,563 Meilen pro Stunde beziehungsweise 300,180 km/h) macht das 98. Indy 500 zum zweitschnellsten aller Zeiten. Nur im vergangenen Jahr, als Tony Kanaan gewann, lag der Schnitt mit 187,433 Meilen pro Stunde (301,580 km/h) noch einen Tick höher.

Der hohe Rennschnitt war natürlich auf die wenigen Runden unter Gelb zurückzuführen. Mit nur 21 Rennrunden hinter dem Pace-Car wurde die diesbezügliche Rekordmarke aus den Jahren 1976 und 2013 egalisiert. Dabei gilt es allerdings festzuhalten, dass die Runden unter Gelb erst seit 1976 offiziell statistisch erfasst werden.

Einen anderen Rekord kann die diesjährige Ausgabe des Indy 500 für sich verbuchen: Die 33 im Feld befindlichen Fahrer legten am Sonntag zusammengerechnet nicht weniger als 6.105 Rennrunden zurück. Damit wurde die erst im vergangenen Jahr aufgestellte Rekordmarke von 5.863 Runden noch einmal deutlich noch oben geschraubt. Mehr noch: Dass diesmal nach 200 Runden noch 20 Fahrer in der Führungsrunde waren, bedeutet ebenfalls einen neuen Rekord. Der alte Rekord stand bei 19 Fahrern (2009 und 2013).


Fotos: Indy 500, Rennen


Rookie Sage Karam (Dreyer/Reinbold-Chevrolet) war am Sonntag derjenige Fahrer, der sich gegenüber der Startposition am weitesten nach vorn fuhr. Von Startplatz 31 ging es für 19-Jährigen aus Nazareth, Pennsylvania bei seinem ersten IndyCar-Rennen bis auf Platz neun nach vorn. Damit verpasste Karam den Altersrekord als jüngster Indy-500-Teilnemer in Wertung denkbar knapp. Marco Andretti war bei seinem zweiten Platz beim Debüt (2006) 19 Jahre und 76 Tage alt. Karam war am Sonntag fünf Tage älter.

Weil Marco Andretti diesmal nach 20 Führungsrunden hinter Hunter-Reay und Castroneves "nur" Dritter wurde, geht der Andretti-Fluch mindestens bis 2015 weiter. Für den Sohn von Michael und Enkel von Mario Andretti stehen beim Indy 500 nun schon 141 Führungsrunden in den Geschichtsbüchern. Kein anderer Fahrer aus dem aktuellen Feld, der das Indy 500 noch nie gewinnen konnte, verbrachte mehr Runden auf Platz eins.

Marco Andretti

Der Andretti-Fluch in Indy geht weiter: P3 für Marco nach 20 Führungsrunden Zoom

Den absoluten Rekord in dieser Hinsicht hält aber nach wie vor Marcos Vater Michael Andretti. Dessen 431 Führungsrunden bedeuten die Rekordmarke aller Fahrer, die es nie in die Victory Lane geschafft haben. Immerhin kann sich Michael Andretti dank Hunter-Reays Sieg damit trösten, nach 2005 (Dan Wheldon) und 2007 (Dario Franchitti) zum dritten Mal der siegreiche Teambesitzer gewesen zu sein.