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  • 11.04.2013 09:44

  • von Pete Fink

Pocono-Comeback: Andretti und das Heimrennen

Historische Reifentests in Pocono: Für Marco Andretti steht in dieser Saison ein echtes Heimrennen an - viel IndyCar-Prominenz bei der Rückkehr

(Motorsport-Total.com) - Mario Andretti ließ es sich nicht nehmen, sich höchstpersönlich um das Auto seines Enkels Marco zu kümmern, der am Mittwoch als erster der vier anwesenden IndyCar-Piloten eine Runde auf dem Pocono Raceway drehte. Es waren zwar nur Firestone-Reifentests, aber es war das erste Mal seit dem August 1989, dass ein IndyCar wieder einmal eine Runde auf dem superschnellen Tri-Oval in den Wäldern von Pennsylvania fuhr. Der 73-Jährige konnte und wollte diesen emotionalen Moment nicht missen.

Titel-Bild zur News: Marco Andretti

Marco Andretti muss beim Heimrennen die Kohlen aus dem Feuer holen Zoom

"Wir haben lange auf diesen Augenblick gewartet und wir gehören einfach hierher", sagte Mario Andretti, der das Pocono-Rennen von 1986 gewann. Der Andretti-Clan stammt aus Nazareth, Pennsylvania, das nur ein paar Kilometer südlich der Pocono Mountains liegt. Bei der letzten IndyCar-Auflage 1989 standen mit Mario, Michael und John gleich drei Mitglieder der Andretti-Familie im 27-köpfigen Starterfeld. "Es ist eine tolle Anlage und es war immer meine Lieblingsstrecke."

Ende der 1960er-Jahre begannen die Bauarbeiten. Die drei Kurven des "Tricky Triangle" bilden jeweils eine Kurve anderer US-Speedways nach: Turn 1 ist angelehnt an den mittlerweile stillgelegten Trenton Speedway, der superschnelle Turn 2 wurde nach dem Indianapolis-Vorbild desingt und Turn 3 ähnelt der traditionsreichen Milwaukee-Mile. Die so heikle Kurve 2 wird auch "Tunnel-Turn" genannt, weil darunter die einzige Zufahrt ins Infield hindurchführt. Diese Kurve war in der Vergangenheit desöfteren Ursache für heftige Unfälle.

Der unvergessene Mark Donohue gewann 1971 in einem Penske-McLaren das erste Pocono-Rennen der IndyCars. A.J. Foyt siegte später gleich viermal, auch Al und Bobby Unser trugen sich genauso in die Siegerlisten ein wie Bobby Rahal oder Rick Mears, der am Mittwoch ebenfalls persönlich vor Ort war. Seit der Saison 1974 ist auch die NASCAR zweimal pro Jahr zu Gast. Seit 1990 waren die beiden NASCAR-Wochenenden im Juni und im August die einzigen beiden jährlichen Großveranstaltungen von Pocono.

Pocono und die "Triple Crown"

"Diese Strecke unterscheidet sich von jedem anderen Superspeedway, weil jede Kurve einen anderen Radius und ein unterschiedliches Banking besitzt", weiß Mario Andretti. "Und genau deshalb bin ich hier so gerne gefahren." Kein Zweifel: Wenn am 7. Juli das IndyCar-Comeback stattfinden wird, dann liegt der Heimvorteil bei den Andrettis. "Ich wäre ein Idiot, wenn ich am Rennwochenende nicht genau zuhören würde, was er zu sagen hat", versicherte Marco Andretti in Richtung seines Großvaters.

Marco Andretti

Enkel und Opa: Marco Andretti im Gespräch mit seinem Großvater Mario Zoom

Der einzige aktuelle IndyCar-Pilot mit Streckenerfahrung ist Dario Franchitti, der das 2,5 Meilen lange Tri-Oval aufgrund seines NASCAR-Abstechers kennt. Die Stock-Cars waren auch dafür verantwortlich, dass in der Saison 2004 die Safer-Barrier montiert wurde. Und nach der Neu-Asphaltierung im Vorjahr "ist der Belag jetzt so topfeben, dass auch wir wieder darauf fahren können", schildert der Ganassi-Pilot. Sein Urteil: "Mir war klar, dass es ein absoluter Kracher sein wird, hier mit einem IndyCar zu fahren - und genauso ist es."

Für Team Penske griff Will Power ins Lenkrad, Kollege Helio Castroneves beobachtete den Australier von der Boxenmauer aus. Dazu gesellte sich als vierter Pilot Simon Pagenaud im Schmidt-Honda. Die Aero-Konfiguration und der Basis-Reifen wurden an das Vorjahrespaket aus dem Indy 500 gebildet. Zeiten wurde keine veröffentlicht. Inoffiziell wurde der Streckenrekord von Emerson Fittipaldi (211,715 Meilen pro Stunde oder 356,8 Kilometer pro Stunde) aus dem Jahr 1989 bereits am Vormittag geknackt.

Übrigens: Wie in den 1980er-Jahren ist Pocono auch wieder ein Bestandteil der "Triple Crown". Damals bekam ein Pilot, der in einer IndyCar-Saison das Indy 500, Pocono und Ontario (später Michigan) gewinnen konnte, einen saftigen Bonus, was nur Al Unser in der Saison 1978 gelang. 2012 ist Michigan durch Fontana ersetzt und für die neue "Triple Crown" gibt es eine Million US-Dollar zu gewinnen. Für zwei Siege in diesen drei Superspeedway-Rennen stehen immer noch 250.000 US-Dollar an.