Marco Andretti: "Viel fehlt uns nicht"
Wann kann Marco Andretti wieder einmal ein IndyCar-Rennen gewinnen? Ist sein Team in der Lage, die Lücke zu Penske und Ganassi zu schließen?
(Motorsport-Total.com) - Über vier Jahre sind mittlerweile vergangen, seitdem Marco Andretti im August 2006 sein bislang einziges IndyCar-Rennen gewinnen konnte. 82mal stand der jüngste Spross des legendären Andretti-Clans in der Startaufstellung, doch den Beweis, dass er tatsächlich in die Fußstapfen seines Großvaters Mario - oder zumindest seines Vaters Michael - treten kann, bleibt der 23-Jährige nach wie vor schuldig.

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Marco Andretti blickt optimistisch auf die neue IndyCar-Saison 2011
Zugegeben, diese motorsportlichen Fußstapfen sind auch nicht gerade klein. Doch am meisten irritiert die familieninterne Kritik, die vor allem Mario Andretti hinter vorgehaltener Hand immer wieder äußert: Marco würde sich zu sehr auf schnelle Autos und seine weiblichen Fans konzentrieren, was seinen Leistungen auf der Strecke nicht gerade dienlich sei.
Dreimal Platz drei (Indianapolis, Texas und Chicagoland) und am Ende Rang acht in der IndyCar-Gesamtwertung. So liest sich Andrettis Erfolgsstatistik des Jahres 2010. Eine durchschnittliche Statistik, denn immerhin konnten seine Teamkollegen Tony Kanaan (Iowa) und Ryan Hunter-Reay (Long Beach) wenigstens einmal in die Siegerstraße abbiegen, weil sie Penske und Ganassi geschlagen hatten.
Ein paar Mal in Schlagdistanz

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Im Barber Motorsports Park fuhr Andretti sein bestes Rundkursrennen Zoom
Und genau daraus bezieht Andretti seine Motivation: "Hinter dem, was Penske und Ganassi erreichen, liegt keine Magie", erklärt er in seinem persönlichen Jahresrückblick bei unseren Kollegen von 'Indycar.com'. "Sie haben großartige Piloten, aber man kann sie schlagen. Wir müssen nur herausfinden, was sie haben und wir nicht."
Dabei geht es Andretti vor allem um die sichtbar suboptimale Performance auf den Rundstrecken. "Dort hatte unser ganzes Team in diesem Jahr große Probleme. Viel hat nicht gefehlt, aber in einem so engen IndyCar-Feld muss nicht viel schief gehen, um in der Qualifikation an den Top 12 zu scheitern." Sein Erklärungsversuch: "Ich glaube, uns fehlt ein grundlegendes Konzept, von dem wir heute noch nichts wissen."
Andretti ist sich sicher: "Wenn wir alles zu 100 Prozent korrekt erledigen, dann müssen wir vor niemandem Angst haben. Das Problem ist nur, dass wir das nicht zu 100 Prozent hinbekommen. Wir waren ein paar Mal nahe dran, aber soweit sind wir noch nicht." Bestes Beispiel dafür war der Barber Motorsports Park, als Andretti 58 von 90 Runden lang in Front lag, bevor ihn ein schlecht getimter Stopp und der Mangel an Gelbphasen von Platz eins auf fünf zurückwarfen.
Penske und Ganassi mit mehr Speed

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Auf den Ovalen konnte sich Andretti (o.) teilweise mit Team Penske messen Zoom
Auch beim Indy 500, dem großen Saisonhöhepunkt des Andretti-Sprosses, war er mit Rang drei zufrieden. "Natürlich fehlte uns allen beim Training und in der Qualifikation eine Menge Speed", erinnert er sich. "Aber am Renntag, mit den vollen Tanks, den langen Stints und einem komplett anderen Setup ist das eine ganz andere Geschichte. Und unsere Autos waren im Renntrimm wirklich gut, das konnte ich aus meiner Erfahrung guten Gewissens behaupten."
"Genau dies habe ich im Rennen erlebt. Wenn es bis zum Ende unter Grüner Flagge gegangen wäre, dann hätte Dario Franchitti im Verkehr auch nur wie ein Mensch ausgesehen und wir wären noch herangekommen. Da bin ich mir ganz sicher." Doch eines kann auch Andretti nicht wegdiskutieren: "In der Qualifikation mit Vollgas haben Penske und Ganassi einen Vorteil. Das ist keine Frage. Aber wenn es im Rennen um Balance und Verkehr geht, dann machen wir vieles richtig."
So lautet seine Ankündigung für 2011: "Es wird über den Winter einige Veränderungen geben. Änderungen, die uns auf allen Streckentypen helfen werden. Klar war 2010 über weite Strecken ein frustrierendes Jahr. Aber wir sind alle bereit für diesen großen Schritt in der Off-Season und an Motivation mangelt es bei niemandem." Vielleicht geht damit Andrettis lange und sieglose Durststrecke irgendwann zu Ende.

