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Will Power und die IndyCar-Ovale
Vizechampion Will Power schrammte 2010 denkbar knapp am IndyCar-Titel vorbei - die Ursache ist glasklar: Die acht IndyCar-Ovale
(Motorsport-Total.com) - Erst im letzten Saisonrennen verlor Will Power den IndyCar-Titel 2010 an Dario Franchitti. Fünf Saisonsiege waren nicht genug, um gegen den routinierten Ganassi-Fuchs aus Schottland (drei Saisonsiege) in den letzten vier Ovalrennen von Chicagoland, Kentucky, Motegi und eben Homestead einen satten Punktevorsprung von 59 Zählern zu verteidigen.

© IRL
Fünf Saisonsiege reichten Will Power nicht zum IndyCar-Titel 2010
Es gibt keinen Zweifel: Auf den Nicht-Ovalen war der Penske-Pilot im Jahr 2010 der mit Abstand konstanteste und schnellste IndyCar-Fahrer, doch das alleine reichte eben nur zur Vizemeisterschaft. Franchitti schaffte es, in insgesamt acht Ovalrennen seinen Rückstand auf Power nicht nur zu egalisieren, sondern am Ende um winzige fünf Meisterschaftspunkte die Nase vorne zu haben.
Die nackten Zahlen sind beeindruckend. Power gewann in dieser Saison fünf von neun Nicht-Ovalrennen. Dazu zweimal Platz zwei, einmal Rang drei und einmal Rang vier. Aber: Bei seinem acht Oval-Auftritten schaffte er es gerade viermal in die Top 10. Gibt es in Punkto Ursachenforschung ein deutlicheres Indiz für den Vizetitel? Wohl kaum. Vor allem dann nicht, wenn man einen kurzen Blick auf den Werdegang des Australiers wirft.
2003 kam Power nach Europa und verbrachte zwei Jahre in der britischen Formel-3-Meisterschaft. Dort drohte ihm das Geld auszugehen, bevor ihm sein Landsmann und Kumpel Mark Webber aus der Patsche half. 2005 fuhr der Mann aus Toowoomba eine Saison in der World Series by Renault, bevor er in die USA ging, um sein Glück bei den ChampCars zu versuchen.
Kein Marketing-Gag

© ChampCar Media
Will Power wirbelte bei den ChampCars sofort viel Staub auf Zoom
Power sorgte sofort für Furore, als er im Team Australia von Derrick Walker und dem Milliardär Craig Gore fuhr. Er befand sich von Beginn an auf dem Niveau seines routinierten Teamkollegen Alex Tagliani, und holte sich 2006 im heimischen Surfers Paradise eine umjubelte Pole-Position. Ein Jahr später gewann er zwei Saisonrennen in Las Vegas und Toronto.
Als es im US-Formelsport zur Wiedervereinigung kam, holte sich Power im April 2008 seinen dritten und letzten ChampCar-Sieg beim Abschlussrennen in Long Beach. Gore und Team Australia hatten sich von Walker getrennt und auf ein Team reduziert, das nun von Kevin Kalkhoven und Jimmy Vasser eingesetzt wurde. Im März 2008 bestritt Power sein erstes Ovalrennen überhaupt, bis heute sind es erst deren 20 geworden.
2008 war auch das dritte und letzte Vertragsjahr Powers, der im Winter folgerichtig auf der Straße stand. Allerdings hatte er einen Fürsprecher: Penske-Präsident Tim Cindric war der Australier schon in dessen ChampCar-Zeiten aufgefallen. In erster Linie wegen seines Namens, den Cindric zunächst für einen Marketing-Gag hielt: "Ich habe mit dem Kopf geschüttelt, mit welchen Ideen sie jetzt wieder daherkommen", erinnert er sich.
Doch Power war kein Marketing-Gag, sondern ein superschneller PiIot auf Jobsuche, was Cindric und Team Penske im Winter 2009 sehr entgegen kam. Helio Castroneves ärgerte sich mit einem heiklen Steuerprozess herum und Penske musste für die Saison 2009 auf Nummer sicher gehen. Power wurde als Castroneves-Ersatzmann angeheuert, die ganz große Chance für den damals 28-Jährigen.
Die wilde Achterbahnfahrt

© IRL
Ganz unterschiedliche Typen: Will Power und Helio Castroneves Zoom
Obwohl der "Spiderman" zum zweiten Saisonrennen in Long Beach zurückkam, wurde Power belohnt. Als dritter Penske-Pilot neben Castroneves und Ryan Briscoe holte er sich einen tollen fünften Platz beim Indy 500 und gewann wenige Wochen später in Edmonton. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war klar, dass Power die Aussicht auf ein drittes Stammcockpit bei Roger Penske hatte. Dann kam das Sonoma-Wochenende.
Eine furchtbare Kollision mit dem gestrandeten Nelson Phillippe sorgte für eine fünfmonatige Rennpause. Power erlitt Frakturen an der Wirbelsäule, doch Penske hielt ihm die Treue. Der Australier bedankte sich zum Comeback mit zwei Siegen in Sao Paulo und St. Petersburg, die ihm sofort die IndyCar-Tabellenführung einbrachten. Genau ein Jahr nach seinem schweren Sonoma-Crash hatte er 59 Punkte Vorsprung auf Franchitti - und den Titel dicht vor Augen.
"Geplant war das mit Sicherheit nicht", kommentiert Power die wohl wildeste Achterbahnfahrt seiner Karriere aus heutiger Sicht. "Das hat sich alles ganz einfach so entwickelt." Eine typische Aussage für den ruhigen und introvertierten Australier, der vor wenigen Tagen in Hawaii seine Langzeitfreundin Elizabeth Cannon heiratete.
Im Gegensatz zu Castroneves und Ryan Briscoe scheut Power fast die Öffentlichkeit: "Ich gebe mir große Mühe, meinen Namen vom Internet fernzuhalten." Showeinlagen wie "Dancing with the Stars", die Castroneves in den USA zur Mainstream-Persönlichkeit werden ließen, sind nicht seine Sache: "Ich will Rennen fahren und ich will gewinnen. Ich liebe ganz einfach das Racing." Die Konkurrenz wird genau hingehört haben, denn der Vizemeister wird 2011 wieder einen Anlauf zu seinem ersten großen Titel nehmen. Gerade auf den IndyCar-Ovalen.

