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  • 13.12.2010 10:56

  • von Pete Fink

Die heiße Wachstumsaktie IndyCars

Aufschwung in Indianapolis: Randy Bernard kann ein positives Fazit seines ersten Jahres ziehen, auch die Sponsoren sind hochzufrieden - zwei Probleme bleiben

(Motorsport-Total.com) - Verizon Wireless ist mit knapp 100 Millionen Kunden der größte US-amerikanische Mobilfunkanbieter. Nach zwei Jahren in der NASCAR, wo man den Penske-Dodge von Justin Allgaier in der Nationwide-Serie unterstützte, verlässt Verizon die StockCar-Szene und wechselt ab sofort komplett zu den IndyCars. Dort sponsorte man bereits in der Saison 2010 den Penske-Dallara von Vize-Champion Will Power.

Titel-Bild zur News: Randy Bernard IndyCar-Chef

IndyCar-Chef Randy Bernard hat in seinem ersten Jahr vieles bewegt

Bereits im August 2010 unterzeichnete Verizon zusätzlich ein Sponsorenabkommen mit den IndyCars, das einen mehrstelligen Millionenbetrag nach Indianapolis bringen dürfte. Einer der Gründe für diesen Wechsel war NASCAR-Titelsponsor Sprint, hinter Verizon und AT&T die Nummer drei in den USA, der von NASCAR natürlich besondere Schutzmaßnahmen zugestanden bekam. Verizon wechselte daher das Motorsport-Lager.

IndyCar-Chef Randy Bernard dürfte sich die Hände reiben: Der lukrative Verizon-Vertrag war einer von nicht weniger als 14 neuen Sponsorenabkommen in nur einem Jahr. Kein Zweifel, es rührt sich etwas im so lange angeschlagenen IndyCar-Lager. Vor allem durch den neuen Titelsponsor IZOD erhöhten sich die Werbeausgaben von 34 Millionen US-Dollar (2009) auf über 100 Millionen in diesem Jahr. Die Sponsorenausgaben stiegen um 83 Prozent, das Plus im Bereich Merchandise betrug 71 Prozent.

Dies alles blieb nicht unbeobachtet. "Ich habe es schon bemerkt, als IZOD während der Playoffs der American Footballer massiv Werbespots geschalten hat", erinnert sich Chip Ganassi an den Winter 2010. "IZOD hat nicht lange gefackelt und dieses Tempo das ganze Jahr über hochgehalten. Die Sache ist doch ganz einfach: Wir haben viele Hardcore-Fans, die uns sehr lange treu bleiben werden. Aber wir sind uns alle darin einig, dass wir neue Fans brauchen und dafür müssen wir uns präsentieren. Genau dabei macht IZOD einen Superjob."

Bestnoten der Sponsoren

Mit anderen Worten: Drei Jahre nach der Wiedervereinigung stehen die Zeichen wieder auf Sturm. Einen großen Anteil daran hat der neue Chef Randy Bernard, dem quer durch die Bank erhebliches Lob zuteil wird. Er selbst gibt sich zurückhaltend: "Ich befinde mich erst im ersten Viertel eines Vierjahresprogramms", sagt Bernard. "Wir haben viel verändert, aber es ist noch ein langer Weg. Was wir geschafft haben, ist ein gesundes Fundament."

IZOD IndyCars Series

IZOD ist seit gut einem Jahr der Titelsponsor der IndyCar-Serie Zoom

Gerade das Engagement von Marketingspezialist Bernard, der vor seiner IndyCar-Zeit nichts mit den alten politischen Verstrickungen zu tun hatte, erwies sich als Glücksgriff. "Ich wollte die Kultur, die Tradition und die Wünsche der Fans verstehen", beschreibt der 43-Jährige. "Meine Aufgabe ist es, intelligente und unvoreingenommene Leute an Bord zu holen, die das Beste für die IndyCars wollen."

Soll heißen: Für die ewig Gestrigen ist in Bernards Konzept kein Platz vorhanden. Das hat gute Gründe, denn die bitteren Zahlen liegen auf dem Tisch. Die IndyCar-Spitze schätzt den Verlust an Fans, die sich durch den sinnlosen Krieg zwischen IRL und ChampCars vom US-amerikanischen Formelsport abgewandt hatten, auf 15 bis 20 Millionen Menschen. Eine Menge Holz, die ebenfalls zurück gewonnen werden will.

Das kostet Geld. IZOD, Verizon, dazu große Konzerne wie Sunoco, Avis oder Apex-Brasil - an Unterstützung mangelt es den IndyCars immer weniger. Und die Sponsoren sind hochzufrieden: "Auf einer Skala von eins bis zehn würde ich eine Elf vergeben", beurteilt etwa Mike Kelly, der Marketingchef von Titelsponsor IZOD sein Engagement. "Unsere Erwartungen sind weit übertroffen worden."

Noch zwei große Probleme zu lösen

So ist es kein Wunder, dass die IndyCars in den Wirtschaftskreisen der USA durch die Bank als hochinteressante Wachstumsaktie gehandelt werden. Das Jahr 2011 ist demnach in erster Linie als eine Art Übergangsjahr zu betrachten, denn es ist die letzte Saison mit dem alten Dallara-Chassis, bevor 2012 das viel beachtete Next-Generation IndyCar kommen wird.

Tony Kanaan

Kein gutes Bild: Haben Paydriver mehr Chancen als ein Tony Kanaan? Zoom

Dann werden auch Chevrolet und Lotus als neue Motorenlieferanten mit von der Partie sein, wovon sich Bernard einen weiteren Quantensprung erhofft. "Chevy, Lotus, aber auch Honda werden Geld ausgeben müssen, um ihre Aktivitäten bei den IndyCars zu vermarkten", weiß Bernard. "Auch das wird uns dabei helfen, eine völlig neue Fanbasis zu erarbeiten."

Doch zwei große Probleme hat Bernard noch zu lösen: Die unbefriedigende TV-Situation in den USA und die Tatsache, dass bei den IndyCars immer noch die Politik der Bezahlfahrer die klare Oberhand besitzt. Der Übernahmevertrag zwischen der 'Versus'-Mutter 'Comcast' und 'NBC' ist nach wie vor nicht in trockenen Tüchern. "Aber ich bin sehr optimistisch, dass wir bald einen 'NBC Sports Channel' haben werden, der uns etwa 100 Millionen potenzielle Zuschauer bringen wird", hofft Bernard.

"Gleichzeitig möchte ich betonen, dass aber auch wir selbst einen Job zu erledigen haben. Wir müssen für die guten Schlagzeilen sorgen und in der Lage sein, unsere Starpiloten zu halten." Soll heißen: Solange Top-Fahrer wie zum Beispiel Tony Kanaan oder Dan Wheldon in der Winterpause um ein IndyCar-Cockpit zittern müssen, ist der IndyCar-Turnaround noch nicht zu 100 Prozent geschafft. Doch wenn der Weg der Wachstumsaktie IndyCars weiter in diesem Tempo bergauf geht, dann dürfte dies lediglich eine Frage der Zeit sein.