Long-Beach-Vorschau: Jubiläum im Schatten der Queen Mary

Der kalifornische Stadtkurs in Long Beach sieht zum 40. Mal ein Motorsport-Wochenende der Extraklasse: Nächste Runde im Dauerduell Penske vs. Ganassi

(Motorsport-Total.com) - Die IndyCar-Saison 2014 nimmt Fahrt auf. Zwei Wochen nach dem Auftaktrennen in St. Petersburg gastieren die Piloten am kommenden Wochenende im "Monaco der USA". Der rund 30 Autominuten südlich vom Stadtzentrum von Los Angeles gelegene Stadtkurs in Long Beach bittet die IndyCar-Asse zum Stelldichein.

Titel-Bild zur News: Toyota Grand Prix of Long Beach 2013

Der Long-Beach-Grand-Prix findet am Sonntag zum 40. Mal statt Zoom

Die heutige IndyCar-Serie gastiert seit 2009 in Long Beach. 2008 zählten die Punkte des Long-Beach-Grand-Prix zwar auch schon zur IndyCar-Gesamtwertung, doch damals wurde einmalig mit den 2007er-ChampCar-Boliden (Panoz-Cosworth DP01) gefahren. Es war das Abschiedsrennen der ChampCars. Der Sieger 2008 war der aktuelle IndyCar-Tabellenführer Will Power, der damals für das ChampCar-Team des heutigen IndyCar-Renndirektors Derrick Walker fuhr.

Das diesjährige Long-Beach-Wochenende steht im Zeichen eines Jubiläums. Inklusive Formel 5000 (1975), Formel 1 (1976 bis 1983) und CART/ChampCar (1984 bis 2007) ist es die 40. Auflage des Stadtrennens im Schatten des seit 1967 in Long Beach vor Anker liegenden Ozeankreuzers Queen Mary. Aufgrund der langen Tradition des Rennsportklassikers in Kalifornien spricht Josef Newgarden vom "Indy 500 der Stadtrennen".

Fahrer schwärmen vom "Monaco der USA"

Newgarden, der für das Team von Sarah Fisher fährt, ist nicht der einzige, der beim Gedanken an den in der heutigen Form 3,167 Kilometer langen und mit elf Kurven gespickten Stadtkurs ins Schwärmen gerät. "Long Beach ist ein großer Teil der Motorsportgeschichte", weiß Ryan Hunter-Reay, IndyCar-Champion des Jahres 2012 und Fahrer des knallgelben Andretti-Boliden mit der Startnummer 28.

Takuma Sato, Graham Rahal, Justin Wilson

Im vergangenen Jahr siegte Takuma Sato vor Graham Rahal und Justin Wilson Zoom

"Dieses Rennen hat alles, was ein IndyCar-Rennen braucht: Die Lage, die Kulisse, die Werbung, die für dieses Rennen gemacht wird - alles ist vom Feinsten. Die Tribünen sind prall gefüllt. Es ist eines der Rennen, das jeder einmal gewinnen will", sagt Hunter-Reay, der sich diesen Traum im Jahr 2010 erfüllte.

Im vergangenen Jahr gewann Takuma Sato. Es war der erste und bis heute einzige IndyCar-Sieg des Japaners. Entsprechend gut sind dessen Erinnerungen an jenen 21. April 2013. "Es war fantastisch. Ich erinnere mich vom Start weg an jede einzelne Sekunde. Es war einfach ein wunderschöner Tag, an dem alles zusammenpasste", rekapituliert Sato, der auch in diesem Jahr für das Team der IndyCar-Legende A.J. Foyt ins Lenkrad greift.

Sieben Long-Beach-Sieger im Starterfeld

Im Starterfeld für die Jubiläumsausgabe des Long-Beach-Grand-Prix finden sich neben Sato und Hunter-Reay fünf weitere ehemalige Sieger dieses Rennens. Will Power gewann nach seinem historischen 2008er-Sieg für Derrick Walker auch im Jahr 2012. Bei seinem zweiten Long-Beach-Triumph saß Power längst im Penske-Cockpit.

Sebastien Bourdais in Long Beach 2007

Sebastien Bourdais: Mit drei Siegen (zuletzt 2007) der Long-Beach-King im Feld Zoom

Mike Conway, der am kommenden Wochenende wie schon in St. Petersburg das Auto von Owner/Driver Ed Carpenter fährt, siegte 2011 für Andretti Autosport. Im Jahr davor holte Hunter-Reay seinen Long-Beach-Sieg ebenfalls für das Team von Michael Andretti.

Der Teambesitzer selbst siegte auf dem kalifornischen Stadtkurs in den Jahren 1986 und 2002 unter dem Banner der CART-Serie. Es waren der erste und der letzte Sieg in Michael Andrettis langer und erfolgreicher aktiver Karriere. Dazwischen zog der Sohn von Mario Andretti 40 weitere Rennsiege und den CART-Titel 1991 an Land.

Montoya kennt die Strecke und die Victory Lane

Doch es gibt auch drei noch aktive Piloten, deren Long-Beach-Triumph(e) in der CART-Ära lagen. Helio Castroneves gewann im Jahr 2001, schon damals für das Team von Roger Penske. Castroneves' neuer Teamkollege Juan Pablo Montoya siegte im Jahr 1999 im Schatten der Queen Mary für Chip Ganassi. Es war der erste von insgesamt zehn CART-Siegen Montoyas.

Juan Pablo Montoya in Long Beach 1999

Long Beach 1999: Juan Pablo Montoyas erster Sieg auf dem Weg zum CART-Titel Zoom

Anders als beim Auftaktrennen der IndyCar-Saison 2014 in St. Petersburg hat Montoya am kommenden Wochenende nicht den Nachteil einer unbekannten Strecke. Die von Montoya gewonnene 1999er-Ausgabe des Long-Beach-Grand-Prix fand einmalig auf einer 2,935 Kilometer langen Streckenvariante mit zwölf Kurven statt.

Schon damals wurde genau wie heute über Aquarium Way und Golden Shore gefahren (Kurven 1 bis 5), doch nach der 90-Grad-Rechts Kurve 5 ging es deutlich früher auf das alte Layout der Strecke zurück. Die Pine Avenue zwischen den Kurven 6 bis 8 wird erst seit 2000 befahren. Montoya, der 1999/2000 zwei Jahre in der CART-Serie fuhr, war auf dem aktuellen Layout also bereits unterwegs.

Der nach Siegen gerechnet erfolgreichste Long-Beach-Bändiger im aktuellen Starterfeld ist aber nicht Montoya, Castroneves, Hunter-Reay, Conway, Sato oder der zweifache Sieger Will Power, sondern Sebastien Bourdais. Der in diesem Jahr für KV Racing ins Lenkrad greifende Franzose gewann in Diensten von Newman/Haas Racing in den Jahren 2005, 2006 und 2007 dreimal hintereinander in Long Beach.


Eine virtuelle Runde in Long Beach

Penske und Ganassi nehmen sechsten Sieg ins Visier

Auch Bourdais' heutiger Boss Jimmy Vasser ist ein Long-Beach-Sieger. Der aus dem Los-Angeles-Vorort Canoga Park stammende Kalifornier triumphierte im Jahr 1996 vor seiner Haustür. Vasser fuhr damals für das Team von Chip Ganassi und sicherte sich am Saisonende den CART-Titel. Chip Ganassi ist neben Roger Penske der siegreichste IndyCar-Teambesitzer in den Straßen von Long Beach. Die Boliden ihrer beiden Teams fuhren je fünfmal in die Victory Lane.

Chip Ganassi, Roger Penske

Roger Penske und Chip Ganassi haben als Owner je fünf Long-Beach-Siege Zoom

Penske triumphierte 1993 mit Paul Tracy, 1994 und 1995 mit Al Unser Jr., 2001 mit Helio Castroneves und 2012 mit Will Power. Ganassi siegte 1996 mit Jimmy Vasser, 1997 und 1998 mit Alex Zanardi, 1999 mit Juan Pablo Montoya und 2009 mit Dario Franchitti. Gelingt einem dieser beiden Teams am Sonntag Long-Beach-Sieg Nummer sechs?

Basierend auf der Historie dürfte Penske die besseren Karten haben, vereint doch das aktuelle Fahrertrio Montoya/Castroneves/Power vier Long-Beach-Siege für sich, während das Ganassi-Quartett Briscoe/Dixon/Kanaan/Kimball auf dem kalifornischen Stadtkurs noch sieglos ist.

Erfolgsdruck in zweifacher Hinsicht für Marco Andretti

Neben den Ganassi-Piloten ist auch Marco Andretti einer der Fahrer, die in Long Beach noch nie gewonnen haben, dies aber liebend gern ändern würden. Der 27-jährige Andretti-Pilot ist fest entschlossen, die erfolgreiche Long-Beach-Tradition der Andretti-Dynastie fortzusetzen.

Mario Andretti in Long Beach 1977

Marco Andrettis Großvater Mario siegte schon 1977 in Long Beach - im Lotus 78 Zoom

"Hinter dem Indy 500 belegt Long Beach auf meiner To-Do-Liste für Siege den zweiten Platz. Der Grund ist die Erfolgsgeschichte meiner Familie", sagt Marco Andretti. Vater Michael ist ein zweifacher, Großvater Mario gar ein vierfacher Long-Beach-Sieger. Familienoberhaupt Mario Andretti ist der einzige Fahrer, der es geschafft hat, in Long Beach sowohl im Formel-1-Boliden (1977) als auch im IndyCar (1984, 1985 und 1987) zu triumphieren.

Neben der Fortsetzung der Familientradition käme Marco Andretti ein Sieg am Sonntag in Long Beach auch aus einem anderen Grund gerade recht. Aufgrund des Crashs beim Restart in St. Petersburg ging der Start in die neue Saison für den Andretti-Spross gründlich in die Hose. Der letzte Platz in der aktuellen Gesamtwertung ist alles andere als das, was sich der Gesamtfünfte der Vorsaison vorgestellt hat.

Mit Servia: 23 IndyCars auf der Meldeliste

Verglichen mit dem Auftaktrennen in St. Petersburg umfasst die Meldeliste für den zweiten IndyCar-Saisonlauf einen Eintrag mehr. Statt 22 sind 23 Boliden gemeldet. Der zusätzliche Dallara wird von Rahal Letterman Lanigan Racing gestellt, hat einen Honda-Motor im Heck, trägt die Startnummer 16 und wird wie bereits Anfang März verkündet von IndyCar-Routinier Oriol Servia pilotiert.

Dank der Nennung des zweiten Rahal-Autos steigt das Motoren-Übergewicht im Feld von 12:10 auf 13:10 zu Gunsten von Honda. Beim Saisonauftakt in St. Petersburg jubelte am Ende trotzdem die Chevy-Fraktion. Penske-Pilot Will Power kommt nach seinem St.-Pete-Sieg als Tabellenführer nach Kalifornien. Im IndyCar-Kalender 2014 markiert Long Beach das erste Rennen, bei dem stehend gestartet wird.

Oriol Servia

Oriol Servia steuert das zweite Auto aus dem Team von Bobby Rahal Zoom

Neben den IndyCar-Boliden gastiert am Wochenende auch die neue United-SportsCar-Championship (USCC) in Long Beach. Im USCC-Starterfeld befinden sich vier ehemalige IndyCar-Piloten: Scott Pruett, Christian Fittipaldi, Ryan Dalziel und Michael Valiante.

Der Start zum Toyota Grand Prix of Long Beach erfolgt am Sonntag um 22:45 Uhr MESZ. 'Sport 1 US' überträgt den zweiten von 18 IndyCar-Saisonläufen ab 21:30 Uhr MESZ inklusive der kompletten Pre-Race-Show live.

Der Zeitplan für Long Beach (MESZ):

Freitag, 11. April:
19:00 Uhr: Erstes Freies Training
23:00 Uhr: Zweites Freies Training

Samstag, 12. April:
19:00 Uhr: Drittes Freies Training
22:15 Uhr: Qualifying

Sonntag, 13. April:
00:10 Uhr: USCC-Rennen
18:00 Uhr: Warmup
22:00 Uhr: Toyota Grand Prix of Long Beach (80 Runden)

Die Meldeliste für Long Beach:

01. 2 Juan Pablo Montoya (Penske-Chevrolet)
02. 3 Helio Castroneves (Penske-Chevrolet)
03. 7 Michail Aljoschin (Schmidt-Honda)
04. 8 Ryan Briscoe (Ganassi-Chevrolet)
05. 9 Scott Dixon (Ganassi-Chevrolet)
06. 10 Tony Kanaan (Ganassi-Chevrolet)
07. 11 Sebastien Bourdais (KV-Chevrolet)
08. 12 Will Power (Penske-Chevrolet)
09. 14 Takuma Sato (Foyt-Honda)
10. 15 Graham Rahal (Rahal-Honda)
11. 16 Oriol Servia (Rahal-Honda)
12. 17 Sebastian Saavedra (KV-Chevrolet)
13. 18 Carlos Huertas (Coyne-Honda
14. 19 Justin Wilson (Coyne-Honda)
15. 20 Mike Conway (Carpenter-Chevrolet)
16. 25 Marco Andretti (Andretti-Honda)
17. 27 James Hinchcliffe (Andretti-Honda)
18. 28 Ryan Hunter-Reay (Andretti-Honda)
19. 34 Carlos Munoz (Andretti-Honda)
20. 67 Josef Newgarden (Fisher-Honda)
21. 77 Simon Pagenaud (Schmidt-Honda)
22. 83 Charlie Kimball (Ganassi-Chevrolet)
23. 98 Jack Hawksworth (Herta-Honda)

Alle bisherigen Long-Beach-Sieger:

2013: Takuma Sato
2012: Will Power
2011: Mike Conway
2010: Ryan Hunter-Reay
2009: Dario Franchitti
2008: Will Power (ChampCar-Abschiedsrennen)
2007: Sebastien Bourdais
2006: Sebastien Bourdais
2005: Sebastien Bourdais
2004: Paul Tracy
2003: Paul Tracy
2002: Michael Andretti
2001: Helio Castroneves
2000: Paul Tracy
1999: Juan Pablo Montoya
1998: Alex Zanardi
1997: Alex Zanardi
1996: Jimmy Vasser
1995: Al Unser Jr.
1994: Al Unser Jr.
1993: Paul Tracy
1992: Danny Sullivan
1991: Al Unser Jr.
1990: Al Unser Jr.
1989: Al Unser Jr.
1988: Al Unser Jr.
1987: Mario Andretti
1986: Michael Andretti
1985: Mario Andretti
1984: Mario Andretti
1983: John Watson (Formel 1)
1982: Niki Lauda (Formel 1)
1981: Alan Jones (Formel 1)
1980: Nelson Piquet (Formel 1)
1979: Gilles Villeneuve (Formel 1)
1978: Carlos Reutemann (Formel 1)
1977: Mario Andretti (Formel 1)
1976: Clay Regazzoni (Formel 1)
1975: Brian Redman (Formel 5000)