Kentucky: Titelkampf in der entscheidenden Phase

Will Power geht mit elf Punkten Vorsprung auf Dario Franchitti in die beiden abschließenden Oval-Rennen - 29 IndyCars für Kentucky gemeldet

(Motorsport-Total.com) - Die IndyCar-Serie beschließt die Saison 2011 mit zwei Oval-Rennen - ein Umstand, der auf dem Papier Dario Franchitti, dem Champion der vergangenen beiden Jahre, in die Karten spielen sollte. Gegenwärtig liegt der Schotte in Diensten des Ganassi-Teams elf Punkte hinter Penske-Pilot Will Power zurück. Der Australier hat mit seinem zweiten Platz beim letzten Straßenkurs-Rennen der Saison in Motegi und dem gleichzeitigem achten Platz von Franchitti die Tabellenführung übernommen.

Titel-Bild zur News:

Der Kentucky Speedway lädt zum vorletzten IndyCar-Rennen der Saison

Das erste der beiden abschließenden Oval-Rennen findet am Wochenende auf dem Kentucky Speedway statt. Spannung ist auf jeden Fall garantiert, denn auf dem 1,5-Meilen-Oval in Sparta ist Franchitti bei weitem nicht der Einzige, der gut aufgelegt ist. Auch Power zeigte dort im Vorjahr eine beeindruckende Leistung, kam nach einem verpatzten letzten Boxenstopp aber nur als Achter ins Ziel.

"Druck hat nur derjenige, der ihn sich selbst macht", sagt der Penske-Pilot vor dem Kentucky Indy 300 gelassen. "Bei den vergangenen Rennen habe ich überhaupt nicht über die Punkte nachgedacht, sondern einfach nur meinen bestmöglichen Job erledigt." Mit Erfolg: Mit zwei Siegen und einem zweiten Platz (allesamt auf Straßenkursen) hat er Franchitti - vorerst - den Schneid abgekauft.

"Alles andere befindet sich ohnehin außerhalb meiner Kontrolle", findet Power, für den es eigener Aussage zufolge "einfach darauf ankommt, noch zweimal vor der 10 (Franchitti; Anm. d. Red.) ins Ziel zu kommen". "Die 1,5-Meilen-Ovale sind mir von allen Ovalen ganz klar die liebsten", so der Australier abschließend. Das Saisonfinale steigt am 16. Oktober auf dem Las Vegas Motor Speedway und damit ebenfalls auf einem Oval dieser Länge.

Ganassi-Duo Franchitti und Dixon hat noch nicht aufgegeben

Anders als Power, der bis dato nur einen Oval-Sieg - im Juni auf dem Texas Motor Speedway in Fort Worth - zu Buche stehen hat, konnte der dreifache IndyCar-Champion Franchitti die Hälfte seiner insgesamt 30 Triumphe im Oval feiern. "Druck gehört dazu", findet der Schotte und geht von "zwei interessanten Wochen" aus, die den IndyCar-Stars bevorstehen. "Wir werden einfach mit derselben Strategie wie in den vergangenen Jahren an die Sache herangehen und sehen, was passiert." Im Vorjahr konnte Franchitti den mit zwölf Punkten Vorsprung als Tabellenführer zum Finale in Homestead angereisten Power in letzter Sekunde noch abfangen und sich seinen dritten IndyCar-Titel sichern.

Will Power, Dario Franchitti

Power und Franchitti werden den Titel wohl unter sich ausmachen Zoom

Sein Fehler in Motegi, als er im Zuge eines übermotivierten Manövers bei einem der Restarts Powers Penske-Teamkollegen Ryan Briscoe abräumte, habe Franchitti definitiv Punkte gekostet, wie er sagt: "Der Verlust der Tabellenführung ist sicherlich zum Großteil meinem Fehler vor zwei Wochen zuzuschreiben. Dennoch ist nach wie vor alles möglich. Der Unterschied zum vergangenen Jahr besteht nur darin, dass Will jetzt vor mir liegt, während ich im Vorjahr erst nach dem letzten Rennen erstmals vor ihm lag."

Franchittis Ganassi-Teamkollege Scott Dixon hat mit 59 Punkten Rückstand auf Power ebenfalls noch Titelchancen, wenn auch denkbar geringe. Aufgegeben hat jedoch auch der Neuseeländer, der seit der Saison 2006 in jeder Titelentscheidung bis zum Schluss ein Wörtchen mitreden und sich 2009 den Titel sichern konnte, noch nicht: "Solange du noch eine mathematische Chance hast, bist du noch dabei."

Powers Fortschritte im Oval sind aber Dixon nicht entgangen, was die Sache "nicht einfacher macht", wie er gesteht: "Will hat speziell auf den Ovalen viel gelernt. Das macht den Titelkampf noch härter als im vergangenen Jahr. Man muss sich immer bewusst sein, dass jeder noch so kleine Fehler den Titel kosten kann. Meiner Meinung nach ist das extrem aufregend."

29 Fahrzeuge gemeldet

Apropos aufregend: Insgesamt sind für das Kentucky Indy 300 nicht weniger als 29 IndyCars - und damit so viele wie seit Juni in Fort Worth nicht mehr - gemeldet. Neben den üblichen Verdächtigen tritt am Wochenende auch Indy-500-Sieger Dan Wheldon erstmals seit seinem Triumph im Brickyard wieder bei einem Rennen an. Der Brite, der in den vergangenen Wochen ausgiebige Testfahrten mit dem neuen IndyCar-Chassis von Dallara für die Saison 2012 unternommen hat, übernimmt auf dem Kentucky Speedway das Cockpit von Alex Tagliani bei Sam Schmidt Motorsports (SSM).

Im AFS-Dallara, der in Kooperation mit SSM eingesetzt wird, sitzt an diesem Wochenende Wade Cunningham. Der Rookie aus Neuseeland hatte im Juni auf dem Texas Motor Speedway in Fort Worth sein IndyCar-Debüt für SSM gegeben und hat auf dem Kentucky Speedway seinen zweiten Einsatz.

Im Team von Dreyer & Reinbold Racing (DRR) nimmt nach dem Unfall von Stammpilot Justin Wilson in Mid-Ohio inzwischen der vierte Fahrer dessen Cockpit ein. Nach Simon Pagenaud, Tomas Scheckter und Giorgio Pantano ist nun Townsend Bell am Zug. "Ich freue mich auf diese Gelegenheit und hoffe, dass sich Justin weiterhin gut erholt", so der US-Amerikaner, der in der Saison 2008 bereits sporadisch für DRR unterwegs war. Seither beschränkten sich die IndyCar-Aktivitäten Bells auf einen alljährlichen Start beim Indy 500.

Panther Racing schickt neben Rookie J.R. Hildebrand genau wie beim Saisonhöhepunkt in Indianapolis auch auf dem Kentucky Speedway einen zweiten Boliden mit Routinier Buddy Rice ins Rennen. Im Team von Rahal/Letterman/Lanigan (RLR) ist Pippa Mann zurück, nachdem sie ihren geplanten Start vor sieben Wochen in Loudon nach einem Trainingsunfall hat absagen müssen.

Pippa Mann

Pippa Mann ist in Kentucky eine von vier Frauen im Starterfeld Zoom

Im Aufgebot von Dale Coyne und Sarah Fischer finden sich ebenfalls zwei bekannte Namen wieder: Alex Lloyd übernimmt wie geplant für die Oval-Rennen den Coyne-Dallara von Sebastien Bourdais. Sarah Fisher schickt erneut Ed Carpenter ins Rennen, der in den beiden vergangenen Jahren in Kentucky jeweils auf Platz zwei ins Ziel kam.

Im Conquest-Dallara sollte an diesem Wochenende ursprünglich Dillon Battistini sein IndyCar-Debüt geben. Der Brite, der die IndyLights-Saison 2008 für Panther bestritten und mit den meisten Siegen abgeschlossen hatte, ist jedoch Stand Freitag noch nicht offiziell bestätigt. Wer den Boliden mit der Startnummer 34 aus dem Team von Eric Bachelart in Kentucky steuern wird, ist derzeit noch unklar.

Den ersten Fahrbetrieb gibt es am vorletzten IndyCar-Wochenende der Saison ausnahmsweise erst am Samstag. Um 18:00 Uhr MESZ gehen die 29 Piloten ins erste Freie Training von 75 Minuten Dauer. Um 20:45 Uhr MESZ folgt eine weitere, 60-minütige Session. Die Startaufstellung wird im Qualifying per Einzelzeitfahren über zwei fliegende Runden ermittelt (00:00 Uhr MESZ). Die Grüne Flagge zum Kentucky Indy 300 über 200 Runden fällt am Sonntag um 20:45 Uhr MESZ.

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