Power holt auf: Sieg auch in Baltimore

Will Power gewinnt auf dem neuen Stadtkurs vor Oriol Servia - Tony Kanaan nach Warmup-Crash auf Platz drei - Bitterer zwölfter Platz für Simona de Silvestro

(Motorsport-Total.com) - Will Power hat am Labor-Day-Weekend die erste Ausgabe des Baltimore Grand Prix gewonnen. Auf dem 3,9 Kilometer langen Stadtkurs rund um das Baseball-Stadion der Baltimore Orioles setzte sich der Penske-Pilot nach 75 Runden nicht nur gegen Oriol Servia (Newman/Haas; 2.) und Tony Kanaan (KV/Lotus; 3.) durch, sondern und vor allem auch gegen Ganassi-Pilot und Tabellenführer Dario Franchitti, der Vierter wurde.

Titel-Bild zur News: Will Power

Will Power holte mit seinem sechsten Saisonsieg weiter auf Dario Franchitti auf

"Das war ein extrem hartes Rennen. Ich habe alles gegeben", sprach Power nach seinem sechsten Saisonsieg in die Mikrofone und schickte sogleich eine Drohung in Richtung Franchitti: "Das war heute die Fahrt eines Champions." Bei noch drei ausstehenden Rennen in Motegi, Kentucky und Las Vegas hat Power nur noch fünf Punkte Rückstand auf den Meister der vergangenen zwei Jahre.

Der dreifache IndyCar-Champion Franchitti war nach Platz vier bemüht, keine Schwäche zu zeigen. "Man muss einfach jede Woche sein Bestes geben. Das hat für mich in der Vergangenheit bereits dreimal funktioniert und so wird es auch diesmal sein."


Fotos: IndyCars in Baltimore


Viel Disziplin am Start

Am Start konnte Will Power den Vorteil seiner Pole-Position zunächst nicht nutzen. Neben ihm nutzte Graham Rahal seinen besten Startplatz der Saison, um sich auf der Außenbahn von Turn 1 direkt in Führung zu schieben. Entgegen der ursprünglichen Annahme kam das komplette Feld heil durch die erste Kurve.

Will Power, Graham Rahal

Will Power und Graham Rahal Seite an Seite in Turn 1 der ersten Runde Zoom

Zwei Kurven später war es mit der Herrlichkeit für Rahal vorbei. Power zog bei der Anfahrt zur Haarnadelkurve Turn 3 innen neben den US-Amerikaner in Diensten des Ganassi-Farmteams und übernahm mit einem astreinen Ausbremsmanöver Platz eins. In Runde 24 verpasste der führende Power die umstrittene Schikane auf der Start/Ziel-Geraden, woraufhin er verlangsamen musste, was Rahal wieder in Schlagdistanz brachte.

Die Tempo-Verzögerung beim führenden Penske-Piloten kam allerdings erst zustande, nachdem sich Rahal über Funk darüber beschwert hatte, dass der Australier im Anschluss ans Auslassen der Schikane nur unzureichend Tempo herausgenommen hatte.

Nach der ersten Runde der Boxenstopps unter Renntempo lautete die Reihenfolge an der Spitze Power vor Rahal, Franchitti, Ryan Hunter-Reay, Ryan Briscoe und Ernesto Viso. Der Venezolaner in Diensten des KV/Lotus-Teams hatte seinen Stopp am längsten hinaus gezögert und dadurch gegenüber seiner Startposition drei Plätze gutmachen können.

In Runde 32 sorgte Tomas Scheckter für die erste von nur zwei Gelbphasen des Tages, als er seinen in Kooperation von Dreyer & Reinbold und SH Racing eingesetzten Boliden in Turn 8 kuzrfristig abstellen musste. Nachdem er von den Streckenposten angeschoben wurde, konnte der Südafrikaner seine Fahrt fortsetzen, landete unter dem Strich mit vier Runden Rückstand aber nur auf Rang 22.

Chaos in Turn 3: Briscoe sorgt für Massenstau

Beim anschließenden Restart konnte Power seine Führung gegenüber Rahal und Franchitti verteidigen. Die beiden schärfsten Verfolger des Penske-Piloten machten sich das Leben gegenseitig schwer, als sie sich in Turn 1 gefährlich nahe kamen, woraufhin Franchitti seinen Wagen um ein Haar aus der Kontrolle verloren hätte. "Zwischen uns gab es keine Berührung", machte Franchitti seinem Kollegen aus dem Ganassi-Farmteam keinen Vorwurf.

Danica Patrick

Turn 3 wurde in Runde 38 für diverse IndyCars zum Parkplatz Zoom

Eine solche gab es allerdings nur wenig später in Turn 3 unmittelbar hinter dem Führungstrio. Penske-Pilot Ryan Briscoe zwang den vor ihm liegenden Andretti-Piloten Ryan Hunter-Reay in der Haarnadelkurve in einen Dreher, nachdem er auf das rechte Hinterrad des Loudon-Siegers aufgefahren war.

Der quer zur Fahrtrichtung stehende Bolide von Hunter-Reay sorgte daraufhin für einen Massenstau im Feld, im Zuge dessen nicht weniger als zwölf Fahrzeuge bis zum Stillstand abbremsen mussten. "Auf der Innenseite war noch Platz für zwei Fahrzeuge, aber Briscoe hat mich einfach umgedreht", urteilte Hunter-Reay.

Der Penske-Pilot sah dies freilich anders: "Die 28 (Hunter-Reay; Anm. d. Red.) hat mich erst geblockt, dann eine Lücke offengelassen, nur um dann doch wieder hereinzuziehen. Dass ich mit der Berührung für einen Stau im Hinterfeld gesorgt habe, tut mir leid."

Die Rennleitung brummte Briscoe für den Vorfall eine Durchfahrtsstrafe auf, die ihn ans Ende der Führungsrunde zurückwarf. "Das war schon sehr hart", so der Australier. "Die Strafe hat mein Rennen ruiniert. Ich bin vom Ergebnis schwer enttäuscht." Nach dem Absitzen der Penalty war für Briscoe nicht mehr als Rang 14 zu holen, während Hunter-Reay noch Platz acht nach Hause bringen konnte.

Strategie entscheidet das Rennen an der Spitze

Unterdessen sollte die ungewöhnlich lange Gelbphase an der Spitze die Vorentscheidung bringen. Während die Spitzengruppe auf der Strecke blieb, kamen die Fahrer ab Platz zehn liegend angeführt von Newman/Haas-Pilot Oriol Servia an die Box, um den zweiten Routinestopp zu absolvieren.

Will Power

Will Power lag am Sonntag in Baltimore 70 von 75 Runden in Front Zoom

19 Umläufe vor Schluss musste schließlich auch die Spitze zum letzten Mal die Boxengasse aufsuchen. Der Zweitplatzierte Graham Rahal eröffnete den Reigen der Stopps, kam jedoch nur auf Platz 14 wieder ins Feld zurück und verlor in der Folge im dichten Verkehr nicht nur den Anschluss nach vorn, sondern auch die Chance auf ein Top-Ergebnis. "Die Strategie der Offiziellen hat uns heute das Rennen gekostet. Warum dauerte die Gelbphase zehn Runden?", so Rahal fragend, der seiner Meinung nach "gemeinsam mit Will das Feld jederzeit im Griff hatte", letztlich aber mit Platz zehn Vorlieb nehmen musste.

Derweil blieb der führende Power einige Runden länger auf der Bahn und konnte sich aufgrund des kürzeren Tankstopps auch in Folge dessen vor Servia - der die Gruppe der unter Gelb stoppenden Fahrer anführte - wieder einreihen. In den Schlussrunden ließ Power nichts mehr anbrennen und fuhr seinen sechsten Saisonsieg sicher nach Hause. Der Triumph bedeutete für den erwiesenen Straßenkurs-Spezialisten gleichzeitig die 15. Podiumsplatzierung bei den vergangenen 19 Rennen auf Straßenkursen.

Servia war nach Platz zwei anders als vor drei Wochen in Loudon diesmal nicht unzufrieden. "Will war heute einfach zu stark. Dank unserer Strategie wusste ich aber, dass mir ohne Fahrfehler eine Podiumsplatzierung sicher war", so der Spanier.

Tony Kanaan nach dem Schock des Warmups auf dem Podium

Auf Platz drei landete KV/Lotus-Pilot Tony Kanaan, der auf dieselbe Strategie wie Servia zurückgriff. Für den Brasilianer war der Podestplatz nach dem schweren Crash im morgendlichen Warmup der gelungene Abschluss des Wochenendes. "Ich bin sehr glücklich. Diese Platzierung habe ich einer guten Strategie und jeder Menge harter Arbeit zu verdanken", sagte Kanaan mit Blick auf die Tatsache, dass seine Mechaniker im Anschluss an das Warmup das Ersatzauto seines Teamkollegen Ernesto Viso (15.) für ihn umbauen mussten.

Oriol Servia, Will Power, Tony Kanaan

Oriol Servia (2.), Will Power (1.) und Tony Kanaan (3.) feiern auf dem Podium Zoom

Kanaan musste das Rennen nach dem Crash am Morgen genau wie Helio Castroneves (17.) vom Ende des Feldes in Angriff nehmen - umso bemerkenswerter sein dritter Platz im Ziel. Für seinen brasilianischen Kumpel in Diensten des Penske-Teams lief es unterdessen nicht nach Plan. Im Zuge des Massenstaus in Turn 3 verlor Castroneves nach anschließender Reparatur an der Box eine Runde, während Kanaan bei dieser Gelegenheit auf der Innenseite der Strecke eine Lücke vorfand und so eine Menge Positionen gutmachen konnte.

Platz zwölf schwacher Trost für Simona de Silvestro

Hinter Dario Franchitti (4.) beendete Ganassi-Teamkollege Scott Dixon das Rennen auf Platz fünf. Der Neuseeländer ließ sich auch von zwei Reifenschäden im Verlauf des Rennens nicht aus der Ruhe bringen. Dahinter fuhr Andretti-Pilotin Danica Patrick auf Platz sechs. Die Amazone setzte genau wie Dixon auf einen Stopp unter Gelb und wurde so nach den Stopps der Konkurrenz nach vorn gespült.

Simona de Silvestro

Simona de Silvestro zeigte auf dem schwierigen Stadtkus ein starkes Rennen Zoom

In diesem Bereich des Klassements schien auch Simona de Silvestro einlaufen zu können. Die Schweizerin zeigte bei ihrem Comeback im HVM-Dallara ein starkes Rennen und lag rundenlang auf Platz vier. Nachdem der letzte Boxenstopp unter Grün - den sie strategiebedingt als Führende absolvierte - länger als geplant gedauert hat, fiel sie allerdings aus den Top 10 heraus und wurde schließlich mit Platz zwölf unter Wert geschlagen.

"Das Ergebnis war leider nicht das, was wir uns vorgestellt hatten", sagte de Silvestro und ärgerte sich, dass "wir nicht wie andere auch unter Gelb zum Stopp hereingekommen sind". Mit den allerschnellsten konnte de Silvestro an diesem Tag in Baltimore zwar nicht mithalten, "mit dem Großteil des Feldes allerdings schon", wie sie gleich mit mehreren Überholmanövern in der ersten Rennhälfte unter Beweis stellte und beim Interview im Ziel bekräftige.

Frühes Aus für Sebastien Bourdais

Zu den Piloten, die im Rennen bereits vorzeitig die Segel streichen mussten, zählte unter anderem Sebastien Bourdais. Der Franzose hatte sich im Qualifying am Samstag als Fünftschnellster den besten Startplatz seiner Saison gesichert. Nach nur zehn Runden musste er den Dale-Coyne-Dallara aber mit technischen Problemen an der Box abstellen und wurde als erster Ausfall im Rennen geführt. "Ich hatte plötzlich keine Kontrolle mehr über das Getriebe. Ich roch, wie etwas vor sich hin schmorte und dachte zunächst, es wäre der Wagen von Briscoe vor mir. Leider kam der Geruch aus meinem Fahrzeug", gab der enttäuschte Bourdais als Erklärung zu Protokoll.

Sebastien Bourdais

Sebastien Bourdais musste in Runde 10 auf Platz fünf liegend aufgeben Zoom

Andretti-Pilot Marco Andretti, für den das Rennen in Baltimore aufgrund der geringen Entfernung zur Heimat der Andretti-Familie in Nazareth, Pennsylvania ein Heimspiel darstellte, kam ebenfalls nicht über die Distanz. Der Sohn von Teamchef Michael Andretti musste seinen Dallara nach 40 Runden mit defekter Lichtmaschine abstellen. Teamkollege Mike Conway im vierten Andretti-Dallara kam mehreren längeren Aufenthalten an der Box aufgrund von technischen Problemen ebenfalls nicht ins Ziel.

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