• 22.05.2014 14:21

  • von Pete Fink

Karam und Hawksworth: Die Rookies machen mobil

Die Rookie-Fraktion macht auf sich aufmerksam: Mit Sage Karam und Jack Hawksworth haben es zwei Indy-Lights-Piloten ins Indy 500 geschafft

(Motorsport-Total.com) - Zwei Rookies stechen unter den sieben Neulingen im diesjährigen Indy 500 etwas heraus: Sage Karam (Dreyer/Reinbold-Chevy) und Jack Hawksworth (Herta-Honda), die sich in der Vorsaison noch in der Indy-Lights-Serie verdienten. Karam holte dort mit drei Saisonsiegen den Titel, Hawksworth wurde mit ebenfalls drei Erfolgen Gesamtvierter. Die Gemeinsamkeit der beiden: Keiner konnte im Winter ernsthaft damit rechnen, ein IndyCar-Cockpit zu ergattern.

Titel-Bild zur News: Jack Hawksworth

Jack Hawksworth führt im Training zum Indy 500 eine Gruppe von Fahrzeugen an Zoom

Im Fall Hawksworth ging die vermutete Chancenlosigkeit sogar soweit, dass der 23-jährige Brite damit kokettierte, seinen Rennfahrerhelm gänzlich an den Nagel zu hängen. 2011 wechselte er in die USA, gewann 2012 die Star-Mazda-Series und war 2013 nicht zufrieden mit seinem Schmidt/Peterson-Dallara. Ohne auf Details eingehen zu wollen, sagte er nur klipp und klar: "Da lief einiges gar nicht so, wie ich mir das vorgestellt hatte und daher gab es auch nicht gerade die besten Beziehungen mit dem Team."

Hawksworth stellte also seinen Karriereplan um und wollte sich seinen Lebensunterhalt als privater Fitness-Coach verdienen. "Ich hätte keinen Cent darauf verwettet, dass ich dieses Jahr irgendwo zum Fahren kommen würde", sagt er im Rückblick. Keine Lobby, kein Geld und keine Perspektive - die Sache schien gegessen. Doch dann kam ein Anruf von Bryan Herta, dessen Herta-Honda eigentlich in Richtung Luca Filippi oder J.R. Hildebrand gehen sollte.

Nach einem Februar-Test in Sebring war Teambesitzer Herta so angetan vom unbekümmerten Briten, dass er ihm zur Überraschung vieler die Startnummer 98 anvertraute. Hawksworth dankte es ihm mit zwei Top-10-Startplätzen in St. Petersburg und Long Beach (8./5.). Im schwierigen Regenrennen vom Barber Motorsports Park brachte er den Herta-Honda auf Rang 12 ins Ziel. Die logische Folge dieser guten Leistungen, bei denen am Ende nur das Ergebnis fehlte, kam in Indianapolis.

Von der High-School ins Indy-Cockpit

Sage Karam

Sage Karam: Erst der High-School-Abschluss, jetzt die Indy-Premiere Zoom

Mit Startplatz zwei und 31 Führungsrunden lag Hawksworth tatsächlich auf Kurs zumindest für eine Podestplatzierung, bevor ihm eine suboptimale Benzinstrategie die Tour vermasselte. Am Ende reichte es noch zu Rang sieben, was eindeutig die Formulierung "unter Wert geschlagen" auf den Plan ruft. So ist auch der Optimismus nachzuvollziehen, wenn der Youngster sagt: "Wir glauben daran, dass wir es mit den großen Jungs aufnehmen können. Wir sehen uns nicht als Außenseiter, wir sind Wettbewerber."

Daran ändert auch auch sein Trainingscrash im Indy 500 nichts. Hawksworth geht vom guten Startplatz 13 aus ins Rennen. Etwas weiter hinten steht Sage Karam, der im Indy 500 seine IndyCar-Premiere feiert. Karam fuhr seinen DRR-Chevy in der Qualifikation auf Nummer sicher und damit als 31. in die letzte Startreihe. Er wird gefördert von Dennis Reinbold, Davey Hamliton (Kingdom Racing) und natürlich vor allem von Chip Ganassi, bei dem er einen Vertrag als Entwicklungsfahrer besitzt.


Fotostrecke: Indy 500: Die 33 Fahrzeuge

"Sage ist ein großes Talent", sagt Ganassi über den 18-Jährigen aus Nazareth im US-Bundesstaat Pennsylvania. Karam hat bei Ganassi in Daytona und Sebring zwei ordentliche Sportwageneinsätze absolviert und darf nun IndyCar-Luft schnuppern. Der Hobby-Wrestler und Freund von Gil de Ferrans Tochter Anna hat dabei doppeltes Glück: Er ist frisch gebackener High-School-Absolvent, die Abschlussfeier am Freitag verpasste er, weil er sich für das Qualifying zum Indy 500 vorbereitete.

Im Gegensatz zu Hawksworth muss Karam noch seine IndyCar-Reife unter Beweis stellen. An den sieben großen Trainingssitzungen und dem heiklen Quali-Wochenende blieb er fehlerfrei. Der gelb-schwarze Dreyer/Reinbold-Chevy, übrigens das ehemalige Einsatzauto von Panther Racing, hat bislang keinen einzigen Kratzer abbekommen. Nun steht ihm am Sonntag im 98. Indy 500 die nächste ganz große Prüfung bevor. Chip Ganassi und Co. werden ganz genau hinsehen.