Jackie Stewart: "Indianapolis ist ein besonderer Ort"

Formel-1-Legende Jackie Stewart spricht über das Indy-Debüt von Jean Alesi und blickt auf seine eigenen Erfahrungen als Pilot im Brickyard zurück

(Motorsport-Total.com) - Die Ankündigung von Jean Alesi, im kommenden Jahr bei den 500 Meilen von Indianapolis an den Start zu gehen, sorgt auch im Formel-1-Fahrerlager für Aufsehen. Einer, der sich sehr gut in die Lage des Franzosen hineinversetzen kann, ist der dreifache Ex-Weltmeister Jackie Stewart, der in den 60er Jahren selbst am Indy 500 teilnahm.

Titel-Bild zur News: Jackie Stewart

Jackie Stewart gewann im Jahr 1966 um ein Haar als Rookie das Indy 500...

"Ich war schon etwas überrascht, dass er sich für diesen Schritt entschieden hat", sagt Stewart mit Blick auf die Ankündigung Alesis. "Andererseits muss man auch sagen, dass es eine ganze Reihe von Fahrern in Jeans Alter gibt, die nur bei diesem einen Rennen an den Start gehen."

"Das Gute für ihn ist, dass er den gesamten Monat Mai Zeit im Auto verbringen wird und sich so intensiv auf das Rennen wird vorbereiten können, weiß Stewart. Der alljährliche Saisonhöhepunkt der IndyCar-Serie - der in den Jahren 1950 bis 1960 insgesamt elf Mal als offizieller WM-Lauf der Formel 1 gewertet wurde - zieht sich inklusive Rookietest, Freien Trainings, Pole-Day, Bump-Day, Carb-Day sowie dem 500-Meilen-Rennen selbst über einen ganzen Monat hin.

"Indianapolis ist ein besonderer Ort, an dem es nahezu keinen Raum für Fehler gibt", wirft Stewart aus Fahrersicht einen Blick in den berühmten "Nudeltopf". "Wenn du aber einmal dort gewesen bist, lernst du den Ort zu schätzen", sagt er nicht nur mit Blick auf seine aktiven Teilnahmen als Fahrer.

Unglaubliches Pech beim Indy-500-Debüt

"Ich habe 1966 und 1967 am Indy 500 teilgenommen", erinnert sich der Schotte, der sein Debüt um ein Haar in der Victory-Lane beendet hätte. "1966 lag ich acht Runden vor Schluss in Führung, als meine Ölrücklaufpumpe den Dienst quittierte." Den Sieg holte sich damals Graham Hill, während sich Stewart mit dem "Rookie of the Year"-Titel trösten musste. "Meine Belohnung für den Rookie-Titel war, dass ich ein Jahr lang mit Rindfleisch versorgt wurde. Schließlich hat die Landwirtschaft in Indiana einen hohen Stellenwert", erinnert sich Stewart mit einem Lachen.

Im folgenden Jahr wurde der Schotte ebenfalls von einer defekten Ölrücklaufpumpe um die Früchte seiner Arbeit gebracht. "Ironischerweise ging bei meinem zweiten Start 1967 genau dasselbe Bauteil zu Bruch, als ich vor A.J. Foyt auf Platz zwei im Rennen lag." Der Indy-Sieg in jenem Jahr ging übrigens an Foyt, der so zu seinem dritten von insgesamt vier Indy-Siegen kam.

"1968 hatte ich ebenfalls einen Start geplant, brach mir aber kurz zuvor beim Formel-1-Grand Prix von Spanien das Handgelenk", blickt Stewart zurück. Den Drang, noch einmal nach Indy zurückzukehren, verspürte er im Anschluss nicht mehr. "Ab der Saison 1969 habe ich mich voll und ganz auf die Formel 1 konzentriert", sagt er. Mit Erfolg: 1969 holte sich der Schotte seinen ersten von drei WM-Titeln in der Königsklasse. Zwei weitere folgten in den Jahren 1971 und 1973.

Einer der Gründe, warum es Stewart nach seinem verpassten dritten Start nicht mehr an den Brickyard zurückzog, war unter anderem der Sicherheitsaspekt: "Bevor ich das erste Mal dort antrat, drehte sich jedes der Interviews, die mit mir geführt wurden, um die Unfälle dort", blickt er mit Grausen zurück. "In diesem Zusammenhang muss man wissen, dass ich mich erst später verstärkt für mehr Sicherheit im Rennsport eingesetzt habe."

Inzwischen hat sich auch in Indianapolis der Sicherheitsstandard deutlich erhöht, dennoch gehört das Indy 500 bis heute nicht zuletzt aufgrund seiner hohen Durchschnittsgeschwindigkeit als eines der letzten großen Rennen. Jean Alesi wird Ende Mai versuchen, der erste ehemalige Formel-1-Pilot seit 1993 zu sein, der die 500 Meilen siegreich beendet. Damals gelang dies dem Brasilianer Emerson Fittipaldi in Diensten des Penske-Teams.

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