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Geschichten rund um das 97. Indy 500
In Indianapolis steigt das Rennfieber: Von Ed Carpenter über die elf US-Boys, die vier weiblichen Piloten, Oriol Servia und das Australien-Duo
(Motorsport-Total.com) - Seit Sam Hornish Jr. im Mai 2006 hat kein US-Boy mehr den IndyCar-Saisonhöhepunkt von Indianapolis gewinnen können. In diesem Jahr steht nun ein waschechter Lokalmatador auf der Pole-Position: Ed Carpenter wohnt rund 20 Kilometer entfernt vom Speedway und sagt: "Es macht gerade eine Menge Spaß, einfach nur mit den Leuten zu sprechen und zu sehen, wie aufgeregt alle sind." Vielleicht geht für den 32-jährigen Owner/Driver am Sonntag ja ein Wunschtraum in Erfüllung, denn "ich habe mein Leben lang davon geräumt, dieses Rennen zu gewinnen."

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Riesenjubel nach der Pole: Holt Ed Carpenter zum großen Schlag aus? Zoom
Keine Frage: Die Zeiten, in denen der Stiefsohn von Ex-IRL-Chef Tony George mit einigen kritischen Blicken angesehen wurde, dürften endgültig vorbei sein. Natürlich bekam der völlig unschuldige Carpenter jahrelang einen kleinen Teil der Missachtung ab, für das, was George durch seinen Anteil am Split angerichtet hatte. Nun ist der Ovalspezialist das Sinnbild für den klassischen Kampf David gegen Goliath geworden, der es am Sonntagabend mit den "Big Boys" von Andretti Autosport, Team Penske und Chip Ganassi Racing aufnehmen kann.
So sieht es auch IndyCar-Legende A.J. Foyt, der das Indy 500 in seiner Karriere gleich viermal gewinnen konnte: "Früher war es so, dass 90 Prozent der Teilnehmer aus den USA kamen. Und jeder hatte seine eigene Fan-Basis dabei. Die sagten sich: Unser Junge fährt in Indianapolis und da wollen wir dabei sein." Vielleicht kann Carpenter dieses alte Indy-Gefühl wieder aufleben lassen. Der letzte Indy-500-Triumphator von der Pole-Position war übrigens Helio Castroneves im Mai 2009. Auch Scott Dixon (2008) und eben Hornish (2006) glückte dies.
Insgesamt stehen in diesem Jahr elf US-Amerikaner im Feld. Die Chancen auf einen Sieg eines US-Boys sind also so gut wie schon lange nicht mehr. "Vielleicht sehen wir ja den Beginn einer neuen Dynastie", orakelt Eddie Cheever, der selbst 14 Mal in Indianapolis startete und 1998 gewann. Damit meint er in erster Linie das Duo Marco Andretti und Graham Rahal. "Ganz klar, wir brauchen mal wieder einen amerikanischen Sieg und wenn Marco oder ich gewinnen könnten, dann würde das der gesamten IndyCar-Szene helfen", sagt Graham Rahal.
Über US-Boys und die Ladies

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Startreihe eins: Marco Andretti, Carlos Munoz und Ed Carpenter Zoom
Doch auch hinter diesen beiden Aushängeschildern tut sich etwas: Mit Rückkehrer A.J. Allmendinger und vor allem schnellen Youngsters wie Josef Newgarden (Fisher-Honda) und Conor Daly (Foyt-Honda) bildet sich eine neue Generation an Piloten, die nicht sofort in Richtung NASCAR schielen. "Es muss nicht immer NASCAR sein", sagt Allmendinger mittlerweile. "Auch die IndyCars können eine starke Serie sein. Das Racing hier ist phänomenal, es braucht nur jemanden, der den Leuten die ganzen Geschichten erzählt."
Und dann gibt es ja noch den amtierenden IndyCar-Champion Ryan Hunter-Reay, dessen Titelgewinn im klassischen Politiksumpf der IndyCars so gnadenlos unterging. Auch Hunter-Reay stellt sich zu 100 Prozent hinter die Serie. "Ich wollte schon als kleines Kind ein IndyCar-Fahrer sein", sagt der Andretti-Pilot. "Jetzt haben wir zwar einen amerikanischen Champion, aber da muss noch viel mehr gemacht werden. Ich bin bereit dazu, eine Führungsposition einzunehmen und den IndyCars weiterzuhelfen."
Die Highlights vom Bump-Day
Eine Besonderheit des Indy 500 sind die vier weiblichen Starterinnen. Simona de Silvestro (KV-Chevrolet) und Ana Beatriz (Dale-Coyne-Honda) genießen dabei einen Luxus, denn sie wissen einen dauerhaften Sponsor im Rücken. Pippa Mann (Dale-Coyne-Honda) und vor allem Last-Minute-Girl Katherine Legge (Schmidt-Honda) haben ihren Start quasi selbst organisiert. "Ich habe einen Sponsor hinter mir, mit dem ich schon ein paar Jahre zusammenarbeite", sagt de Silvestro. "So sollte es auch sein."
"Aber wenn du siehst, wie der Deal von Katherine zustande kam, dann sind das schon extrem schwierige Bedingungen. Ich freue mich sehr, dass sie es geschafft hat, aber so sollte es eigentlich nicht sein." Immerhin: "Wir alle sind hier, weil wir uns über unsere sportlichen Erfolge empfehlen konnten", versichert Pippa Mann. So sieht es auch de Silvestro: "Wir sind zu Viert und das ist immer noch eine kleine Gruppe. Aber wir haben gezeigt, dass wir mithalten können. Ich glaube nicht, dass dies immer noch eine große Neuigkeit ist. Der Schlüssel ist die Tatsache, dass wir wettbewerbsfähig sind."
Über Spanien und Australien

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Oriol Servia und sein gesamtes DRR-Team: Ein Abschiedsfoto? Zoom
Für Oriol Servia wird der Sonntag ein trauriger Tag werden. Nach dem Indy 500 steht der 38-jährige Spanier aller Wahrscheinlichkeit nach auf der Straße. Grund: Sein Dreyer/Reinbold-Team muss mangels Sponsoren wohl die Tore schließen, wenn nicht noch ein kleines Finanzwunder geschieht. Nach der Pleite von Newman/Haas ist es bereits das zweite Mal, dass Servia direkt in einen Zwangsstopp verwickelt ist. "Meine Freundin wohnt seit ein paar Jahren in Costa Rica und hat mir schon einige Male gesagt, dass ich doch dorthin kommen sollte", sagte Servia.
"Wer weiß, vielleicht bin ich bis zum Saisonstart 2014 dort." Das wäre schade, denn zuletzt holte Servia mit den Plätzen sechs (Long Beach) und vier (Sao Paulo) zwei starke Resultate. Das Team von Dennis Reinbold und Robbie Buhl wurde in der Saison 2000 gegründet, Sarah Fisher fuhr in Kentucky 2002 als erste Frau auf eine IndyCar-Pole. Noch gilt das Prinzip Hoffnung, denn für das Indy 500 der Saison 2014 hat DRR bereits einen Sponsor und will daher den überlebenswichtigen Teil der Mannschaft behalten.
Will Power (Penske-Chevrolet) und IndyCar-Rückkehrer Ryan Briscoe (Ganassi-Honda) haben am Sonntag eine ganz andere Aufgabe zu erledigen. Noch nie konnte ein Australier das Indy 500 gewinnen, obwohl die Aussies in der Vergangenheit auch Motorsport-Legenden wie Jack Brabham oder Alan Jones nach Indianapolis schickten. Und seit dem Sieg des Neuseeländers Scott Dixon (2008) sitzt der Stachel beim großen Nachbarn auf dem fünften Kontinent einigermaßen tief.
"Als Erstes musst du auf dein Material aufpassen und in den letzten zehn Runden im Geschehen sein", verrät Briscoe sein Rezept. "Dann wird es einen großartigen Kampf geben und am Ende dieses langen Rennens hat sich das Ergebnis schon einige Male komplett verändert." Will Power vertraut auf die gute Vorbereitung bei Team Penske. "Wir haben viele Kilometer abgespult und ich bin mit unseren Vorbereitungen sehr zufrieden", sagt Power. "Mehr war nicht möglich. Jetzt brauchen wir am Carb-Day am Freitag noch einen guten Shakedown und dann werden wir am Sonntag unser Bestes geben."

