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Power oder Hunter-Reay: Wer holt sich den IndyCar-Titel?

Will Power (Penske) und Ryan Hunter-Reay (Andretti) kämpfen am Wochenende in Fontana um den IndyCar-Titel - Beide rechnen sich gute Chancen aus

(Motorsport-Total.com) - Die Piloten der IndyCar-Serie blicken mit Spannung dem Saisonfinale entgegen und wie schon in den zurückliegenden sechs Jahren entscheidet sich erst dort, wer die Saison als Champion abschließen wird. Die Konkurrenten diesmal sind Will Power (Penske-Chevrolet) und Ryan Hunter-Reay (Andretti-Chevrolet). Eines haben der Australier und der US-Amerikaner gemeinsam: Für beide wäre es der erste IndyCar-Titel.

Titel-Bild zur News: Ryan Hunter-Reay, Will Power

Ryan Hunter-Reay und Will Power drückten der Saison ihren Stempel auf Zoom

Ort der Titelentscheidung ist in diesem Jahr das Zwei-Meilen-Oval in Fontana. Gefahren wird in der Nacht von Samstag auf Sonntag (Grüne Flagge um 2:50 Uhr MESZ) unter Flutlicht. Nach 14 von 15 Saisonrennen kommt Power mit einem Vorsprung von 17 Punkten auf Hunter-Reay auf den Superspeedway in Kalifornien, wo zuletzt im Jahr 2005 ein IndyCar-Rennen ausgetragen wurde.

Tabellenführer Power ist seit dem Jahr 2005 in den USA unterwegs, bestritt in Fontana aber noch nie ein Rennen. Verfolger Hunter-Reay wäre auf dem kalifornischen Oval anlässlich des ChampCar-Saisonfinales 2003 angetreten. Dieses wurde aufgrund von Waldbränden in der Region aber kurzfristig abgesagt. In puncto Fontana-Erfahrung hat also keiner einen Vorteil und auch in Bezug auf das Alter trennen die beiden Kontrahenten gerade einmal zweieinhalb Monate. Beide sind 31 Jahre alt, doch nur einer von beiden wird nach den 500 Meilen in Fontana über seinen ersten IndyCar-Titel jubeln.

Powers Hoffnung: Aller guten Dinge sind drei

Nachdem Power den IndyCar-Titel sowohl im Jahr 2010 als auch im Jahr 2011 jeweils erst beim Finale an Dario Franchitti verlor, will er es bei seinem dritten Anlauf unbedingt besser machen. Vor zwei Jahren, als das Saisonfinale in Homestead ausgetragen wurde, setzte der Penske-Pilot sein Auto kurz vor Schluss in die Mauer, was Franchitti die Möglichkeit eröffnete, doch noch abzustauben.

Im vergangenen Jahr kam Power nach langer Führung im Saisonverlauf mit knappem Rückstand auf Franchitti zum Saisonfinale nach Las Vegas. Da das Rennen nach dem tödlichen Unfall von Dan Wheldon nicht gewertet wurde, kam der Ganassi-Pilot zu seinem zweiten Titel in Folge. Zum Zeitpunkt des Abbruchs war Franchitti anders als der in den Massencrash verwickelte Power noch unterwegs und hätte auch im Falle eines Neustarts die besten Karten gehabt.

Will Power

Holt sich Will Power im dritten Anlauf seinen ersten IndyCar-Titel? Zoom

Angesichts von 17 Punkten Vorsprung auf Hunter-Reay ist das Ziel für Power diesmal scheinbar zum Greifen nah. Steht er nach 250 Runden in Fontana entweder als Sieger oder als Zweitplatzierter in der Ergebnisliste, dann hat der Penske-Pilot seinen ersten IndyCar-Titel im Sack. "Ich habe vollstes Vertrauen in das Team. Die Autos sind jedesmal sehr gut und ich habe tolle Teamkollegen. Ich glaube, für mich ist jetzt die Zeit gekommen, einen Titel zu gewinnen", gibt sich der Tabellenführer betont optimistisch.

Sollte Power weiter hinten als auf Platz eins oder zwei einlaufen, muss er hoffen, dass Titelkonkurrent Hunter-Reay nicht mehr als 17 Punkte auf ihn gutmacht. In diesem Zusammenhang kann der Australier auf die Schützenhilfe seiner Penske-Teamkollegen Helio Castroneves und Ryan Briscoe zählen. Eine Stallregie wird für den Fall der Fälle von Penske-Präsident Tim Cindric als wahrscheinlich bezeichnet: "Das wird ein Thema sein, mit dem wir uns im Rennverlauf ganz sicher beschäftigen werden. Unser oberstes Ziel ist es, die Meisterschaft zu gewinnen."

Nach seinen beiden knapp verpassten Gelegenheiten in den Jahren 2010 und 2011 gegen Franchitti gibt Power vor dem Duell mit Hunter-Reay zu Protokoll: "Ich habe meine Lektion aus den beiden vergangenen Jahren gelernt und diese lautet: Ich muss einfach ins Ziel kommen."

Hunter-Reay der Herausforderer

Hunter-Reay wittert dank seines Sieges beim vorletzten Saisonlauf in Baltimore noch einmal Morgenluft und ist ebenfalls guter Dinge, am Wochenende in Fontana seinen ersten IndyCar-Titel einzufahren. Um dies zu schaffen, müsste der Andretti-Pilot gewinnen und Power dürfte nicht besser als auf Platz fünf abschneiden. Holt sich Hunter-Reay die Bonuspunkte für Pole-Position und meiste Führungsrunden, wäre er auch bei einem vierten Platz des Penske-Piloten der neue IndyCar-Champion und der erste US-Amerikaner seit Sam Hornish Jr. im Jahr 2006, dem der Titel in der höchsten US-Formelrennserie gelingt.

Um dies zu schaffen muss Hunter-Reay in Fontana auf jeden Fall 17 Punkte oder mehr auf Power gutmachen. Die Oval-Bilanz im bisherigen Saisonverlauf spricht klar für den Andretti-Piloten. Sowohl in Milwaukee als auch auf dem Iowa Speedway holte sich Hunter-Reay den Sieg. Insgesamt konnte er im Verlauf seiner Karriere bereits viermal im Oval triumphieren, während für Power nur ein einziger Sieg (Fort Worth 2011) abseits der Rundkurse zu Buche steht.

Ryan Hunter-Reay

Oder tritt Ryan Hunter-Reay doch noch aus dem Schatten des Tabellenführers? Zoom

"Es dürfte in Fontana wohl ziemlich aufregend werden", mutmaßt Hunter-Reay, wohlwissend, dass er den Titel nicht aus eigener Kraft gewinnen kann: "Wir brauchen etwas Hilfe von Will. Er braucht einen schlechten und wir brauchen einen guten Tag, damit es für uns noch reicht. Es wird auf jeden Fall ein spannender Kampf."

Neben dem IndyCar-Titel, der natürlich das große Ziel ist, geht es für Hunter-Reay in der Nacht von Samstag auf Sonntag auch noch darum, die A.J.-Foyt-Trophy für den punktbesten Ovalfahrer des Jahres zu erringen. Mit einem Sieg könnte der Andretti-Pilot bei optimalem Verlauf der Dinge gleich beide Titel einfahren. "Ein 500-Meilen-Rennen in einem großen Oval wie Fontana sollte auch für die Fans einige reizvolle Momente parat haben", ist Hunter-Reay überzeugt.

Michael Andretti schiebt Will Power die Favoritenrolle zu

Unterdessen schiebt Teamchef Michael Andretti die Favoritenrolle klar in Richtung Tabellenführer Will Power: "Will muss nicht mehr tun, als direkt hinter uns ins Ziel zu kommen. So wird er wohl auch fahren. Wir hingegen müssen gewinnen und hoffen, dass noch ein paar Jungs zwischen uns liegen."

In diesen Tagen schießen sich die Titelfavoriten mit letzten Testfahrten in Fontana auf das Saisonfinale an Ort und Stelle ein. Da am Rennwochenende derselbe Motor wie bei den Testfahrten verwendet werden muss, erwägt Andretti am Auto von Hunter-Reay einen freiwilligen Wechsel und damit die Inkaufnahme einer Rückversetzung um zehn Plätze in der Startaufstellung, um für einen Motorschaden so gut es geht gerüstet zu sein.

Michael Andretti

Für Teamchef Michael Andretti wäre es der vierte Titel nach 2004, 2005 und 2007 Zoom

"Wir müssen uns erst anschauen, wie viele Meilen wir nach den Tests abgespult haben. Es besteht die Chance, dass wir eine Strafe in Kauf nehmen. Das wissen wir aber noch nicht mit Sicherheit", sagt Andretti. Ein ähnlicher Schachzug ist auch im Penske-Team denkbar. Sowohl Hunter-Reay als auch Power bestreiten die Fontana-Tests mit ihrem jeweils fünften Motor. Sechs Triebwerke stehen jedem Fahrer im Saisonverlauf zu.

Auf dem Papier haben auch Helio Castroneves (Penske-Chevrolet) und Scott Dixon (Ganassi-Honda) noch Chancen, den IndyCar-Titel 2012 zu gewinnen. Diese sind jedoch sowohl für den Brasilianer als auch für den Neuseeländer beim Teufel, sobald Tabellenführer Power das Rennen in Angriff nimmt und sich damit zumindest die zehn Meisterschaftspunkte für Platz 26 sichert.

Das Rennwochenende in Fontana beginnt am Freitag mit dem ersten Freien Training um 19:45 Uhr MESZ (10:45 Ortszeit). Dreieinhalb Stunden später um 23:15 Uhr MESZ steigt das Qualifying. Anschließend steht in der Nacht noch ein zweites Freies Training auf dem Plan, bevor in der Nacht von Samstag auf Sonntag um 2:50 Uhr MESZ die Grüne Flagge zum alles entscheidenden MavTV 500 über 250 Runden fällt.