Dale Coyne und Justin Wilson: Fit für die Zukunft!
Justin Wilson und Dale Coyne gelang in Watkins Glen ein Paukenschlag: Eines der kleinsten IndyCar-Teams will das Establishment noch einige Male ärgern
(Motorsport-Total.com) - Die Reihe der Gratulanten war lang: Roger Penske sprach etwa von "einem guten Freund und Wettbewerber", für dessen ersten Sieg er sich "sehr freue." Aus den Reihen von Chip Ganassi Racing war ebenfalls zu vernehmen, dass man einem entgangenen Watkins-Glen-Sieg aus guten Gründen nicht hinterher trauere.

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Justin Wilson gewann in Watkins Glen zum ersten Mal für Dale Coyne Racing
"Er hat sein Programm in diesem Jahr richtig verbessert und das ist nun das Resultat", kommentierte Ganassi-Rennmanager Mike Hull. "Er ist ein Teambesitzer, der die Initiative ergriffen hat und genau dieser Schlag von Teambesitzern macht im Motorsport den Unterschied." Für den amtierenden Champion Scott Dixon wiederum war es "einfach fantastisch für den Sport."#w1#
Der so hoch gelobte war natürlich Dale Coyne, dessen Underdog-Team mit dem Piloten Justin Wilson dem IndyCar-Establishment um Roger Penske und Chip Ganassi ein Schnippchen schlug. Zum ersten Mal in der Saison 2009 stand kein Penske- oder Ganassi-Pilot oben auf dem Siegerpodest. Auch niemand aus den Reihen von Andretti/Green Racing oder Newman/Haas.
"Es ist so cool zu beobachten, dass auch kleine Teams gewinnen können", freute sich Dixon ganz ehrlich. "Natürlich waren sie bestens vorbereitet, denn sie waren hier beim Testen. Ihr Fokus sind die Rundkursrennen und sie sind, in dem was sie tun, auch richtig gut. Und wenn man einen Piloten wie Justin in seinen Reihen weiß, dann ist alles möglich."
Mutiges Zeichen im Winter

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Justin Wilson gelang in Watkins Glen eine IndyCar-Sternstunde Zoom
Dazu natürlich noch Bill Pappas, der als Renningenieur bei Chip Ganassi früher unter anderem für die Autos von Jimmy Vasser, Juan Pablo Montoya oder Bruno Junqueira verantwortlich zeichnete. Diese Kombination Wilson/Pappas war es maßgeblich, die Dale Coyne nun zum so lange ersehnten ersten großen Sieg führte.
"Justin war frei, Bill war frei", erinnerte sich Coyne an den vergangenen Winter. "Meine Frau Gail und ich haben intensiv diskutiert und wir haben uns dazu entschlossen, das finanzielle Risiko auf uns zu nehmen und die einzelnen Puzzlestücke zusammenzufügen."
Ein mutiges Zeichen also, dem nun ein zweites folgte. "Es ist doch toll, dass ein Team mit unseren Ressourcen und unserem Budget in dieser Serie ein Rennen gewinnen kann." Würde es nach Coyne gehen, sollte es dabei nicht bleiben. Stichwort neue Teams. "Viele Mannschaften aus verschiedenen Serien können hierher kommen. Sie bekommen die notwendigen Teile, sie können die Piloten anheuern und sie können den Job erledigen."
2001 beinahe bankrott

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Ein überglücklicher Dale Coyne beim Siegerinterview von Watkins Glen Zoom
Das seit 23 Jahren sieglose und chronisch unterfinanzierte Team von Dale Coyne Racing ist das US-Paradebeispiel für den Begriff Durchhaltevermögen. "Selbst in den Jahren, in denen wir gar keinen Sponsor hatten, haben wir nur noch härter gearbeitet. Das hat sich heute ausgezahlt"
Speziell die Saison 2001 hätte Dale Coyne Racing beinahe umgebracht. "Bei den ChampCars waren die Kosten für einen Motor unbezahlbar geworden", erinnert sich der Teamchef. "Die Budgets waren genauso verrückt wie die Rechnungen. Das waren ganz harte Zeiten, denn wir arbeiten ja nicht auf dem Level von Roger Penske. Wir haben überlebt und aus der Lektion von 2001 gelernt."
Coyne änderte unter anderem die Fahrerstrategie und versuchte das Image des "Wer bezählt, fährt"-Teams abzulegen: "Wir haben uns Top-Piloten wie Mario Dominguez, Cristiano da Matta oder auch Bruno Junqueira geholt." 2007 holte Junqueira in der letzten ChampCar-Saison einige Podestplatzierungen. "Ich kann mich bei Bruno gar nicht genug bedanken, denn er hat uns in diesen Jahren sehr geholfen."
Zweiter Streich Toronto?

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Auch Bruno Junqueira fuhr einige Jahre für Dale Coyne Racing Zoom
Doch ein Ende ist noch nicht in Sicht. Im Gegenteil. Bereits am kommenden Wochenende könnte in Toronto ein zweiter Streich folgen, denn auf dem Stadtkurs in Kanada hieß der Sieger des Jahres 2005 Justin Wilson. Das weiß auch Scott Dixon, der den langen Briten sehr wohl auf seiner Rechnung hat. "Sie waren bisher auf jedem Stadtkurs und auf jeder Rundstrecke ein Faktor. Er wird schwer zu schlagen sein."
So kann sich die IndyCar-Serie also darauf freuen, dass plötzlich ein kleines Team im Konzert der Großen mitspielen kann. Geht es nach Dale Coyne, dann bleibt diese Kombination auch in der Saison 2010 unverändert. "Es gibt eine Option für das kommende Jahr", verriet der Teamchef und Wilson ergänzte: "Wir wollen hier etwas für die Zukunft aufbauen."
Die sieht nach Meinung von Dale Coyne übrigens sehr rosig aus. "Die IndyCars wird es noch eine sehr lange Zeit geben und sie werden auch immer gesünder werden. In diesen Zeiten ist es für jede Serie schwierig zu überleben, aber diese Serie wird überleben, sie wird sogar noch viel stärker werden. Ich freue mich auf die Zukunft. Wir sind bereit und wir wollen noch ein paar Mal ganz oben auf dem Siegertreppchen stehen."

