Bräck: "Wie eine Zeitkapsel"

Der Texas-Crash im Oktober 2003 hätte nicht nur die Karriere, sondern um ein Haar auch das Leben von Kenny Bräck beendet: Der Schwede erklärt, wie er damit umgeht

(Motorsport-Total.com) - Es ist ruhig geworden um Kenny Bräck. Um die Jahrtausendwende war der Schwede einer der Topstars im US-amerikanischen Formelsport. Zunächst in der Indy-Racing-League (IRL), wo er im Team von A.J. Foyt 1998 den Titel und ein Jahr später das Indy 500 gewann, später in der CART-Serie, wo er es unter Bobby Rahal und Chip Ganassi auf fünf Rennsiege und den Vizetitel 2001 (Team Rahal) brachte, und schließlich wiederum in der IRL, wo er in der Saison 2003 zum zweiten Mal in seiner Karriere für das Team von Bobby Rahal fuhr und noch einmal so richtig durchstarten wollte.

Titel-Bild zur News: Kenny Bräck

Kenny Bräck heute: Ein Lebemann, der gerne am Schlagzeug sitzt Zoom

Doch es kam anders. Beim IRL-Saisonfinale am 12. Oktober 2003 auf dem Texas Motor Speedway hatte Bräck einen der fürchterlichsten Crashs der Neuzeit. Nach Kontakt mit dem Ganassi-Boliden von Tomas Scheckter hob Bräcks Dallara-Honda am Ende der Gegengeraden ab und schleuderte in die Fangzäune. Nur mit viel Glück kam der Schwede mit dem Leben davon.

Im Anschluss an eine monatelange Rekonvaleszenz-Phase kletterte Bräck nur noch einmal ins Cockpit eines IndyCar-Boliden: Beim Indy 500 des Jahres 2005 fuhr er erneut für das Team von Bobby Rahal. Eine Zielankunft war ihm aufgrund eines Aufhängungsschadens aber nicht vergönnt. Knapp neun Jahre nach seinem letzten Rennen erinnert sich Bräck an wichtige Momente seiner Karriere in den USA.

Als "peinlichsten Moment" bezeichnet der mittlerweile 47-Jährige gegenüber 'Autosport' "den Moment, als ich im Verlauf der Aufwärmrunde für mein erstes Indy 500 crashte, da war ich ganz sicher nicht stolz drauf". Bräck fuhr damals für das Team von Rick Galles und hatte sich für den 15. Startplatz qualifiziert. Mit seinem "peinlichen Fehler" war er aber nicht allein. Fünf Jahre zuvor schaffte Roberto Guerrero das Kunststück, als Indy-500-Polesitter in die Leitplanken zu krachen - in der Aufwärmrunde wohlgemerkt.

Kenny Bräck

Fort Worth 2003: Kenny Bräck kurz vor seinem dramatischen Crash Zoom

Beim Rückblick auf seine Karriere gibt es für Bräck wenig, was er bereut. "Sicherlich war es schade, dass wir in der Saison 1999 nicht zum zweiten Mal den IRL-Titel holten, aber wir gewannen in jenem Jahr das Indy 500", spricht er auf seine Zeit im Team von A.J. Foyt an. "Auch dass wir 2001 nicht den CART-Titel gewannen, war schade", spannt Bräck den Bogen auf seine erfolgreichste Saison im Team von Bobby Rahal. Nach vier Siegen - darunter der beim German 500 auf dem EuroSpeedway Lausitz - musste sich Bräck im Titelduell dem amtierenden CART-Champion Gil de Ferran (Penske) geschlagen geben.

Dennoch: "Wenn man unterm Strich alles zusammenzählt, hatte ich meine Erfolge. Es war eine tolle Zeit", bilanziert Bräck und offenbart, dass sich in seiner Trophäensammlung aus der damaligen Zeit neben den neun Siegerpokalen (fünf CART-Siege und vier IRL-Siege) auch ein paar ungewöhnliche Erinnerungsstücke befinden. "Ich habe noch immer den Helm, die Balaklava und das Lenkrad vom Crash, der mir beinahe das Leben kostete. Überall ist noch das Blut dran. Diese Dinge befinden sich in einer Vitrine und werden nicht angerührt. Die Vitrine ist so etwas wie eine Zeitkapsel", erklärt der Schwede.

Heutzutage genießt Kenny Bräck sein Leben in vollen Zügen: "Ich interessiere mich für Musik. Um abzuschalten, habe ich mit ein paar Freunden eine Band gegründet. Von Zeit zu Zeit spielen wir zusammen und genehmigen uns ein paar Bier."