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"Roaring Sixty": Bobby Rahal wird 60 Jahre jung
Bobby Rahal machte sich als Fahrer wie auch als Teamchef einen Namen - Bringt Sohn Graham den Rennstall des Vaters zurück in die Victory Lane?
(Motorsport-Total.com) - Bobby Rahal feiert am heutigen Donnerstag seinen 60. Geburtstag und ist in Sachen Motorsport umtriebig wie eh und je. Für die IndyCar-Saison 2013 hat der Teambesitzer von Rahal/Letterman/Lanigan Racing (RLL) seinen eigenen Sohn Graham unter Vertrag genommen. Sowohl im Falle von Teambesitzer Bobby als auch im Falle von Rennfahrer Graham datiert der letzte Sieg aus der Saison 2008. Gemeinsam peilt die Familienbande nun die Rückkehr in die Victory Lane an.

© IndyCar
IndyCar-Legende Bobby Rahal ist auch mit 60 Jahren noch heiß auf Siege
Angefangen hat jedoch auch bei Bobby Rahal alles mit seiner aktiven Karriere als Rennfahrer. Anders als bei seinen beiden Formel-1-Auftritten im Team von Walter Wolf - Watkins Glen und Montreal 1978 - stellten sich für Rahal in der US-Szene von Beginn an Erfolge ein. 1982 gab der Mann aus Medina im US-Bundesstaat Ohio sein CART-Debüt im Truesports-Team. In seiner ersten Saison brachte es der damals 29-Jährige auf zwei Siege und den Rookie-Titel.
Vier Jahre später ließ Rahal seinen ersten CART-Titel folgen. Im selben Jahr gewann er die 500 Meilen von Indianapolis, allerdings unter schwierigen Umständen. Teambesitzer Jim Trueman lag im Sterben und erlag nur elf Tage nach dem Indy-500-Triumph im Alter von nur 51 Jahren einem Krebsleiden. Rahal hielt dem Truesports-Team bis Ende der Saison 1988 die Treue und gewann 1987 einen weiteren CART-Titel.
Glorreiche CART-Zeiten als Fahrer

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Als Fahrer brachte es Bobby Rahal (hier in Long Beach 1987) auf drei CART-Titel Zoom
Nach einem Abstecher zum Galles/Kraco-Team, wo im Verlauf von drei Jahren zwei Siege und der Vizetitel 1991 heraussprangen, spannte Rahal zur Saison 1992 mit dem Geschäftsmann Carl Hogan zusammen und startete unter dem Banner von Rahal/Hogan Racing (RHR) fortan als Fahrer und Teambesitzer in Personalunion. Die erste Saison unter den neuen Voraussetzungen krönte Rahal auf Anhieb mit seinem dritten CART-Titel und fuhr beim vorletzten Saisonlauf in Nazareth letztmalig in die Victory Lane, wenngleich seine aktive Karriere noch bis einschließlich der Saison 1998 weiterging.
Doch nach drei Titeln innerhalb von sieben Jahren suchte Rahal für 1993 eine neue Herausforderung und begann die Saison mit einem Eigenbau-Chassis aus dem Hause Rahal/Hogan. Dieses erwies sich jedoch als äußerst diffizil. Nachdem Rahal mit diesem Auto an der Qualifikationshürde zum Indy 500 gescheitert war, wurde der RHR-Eigenbau in die Ecke gestellt und der Großteil der Saison 1993 wieder mit einem der bewährten Lola-Chassis in Angriff genommen.
Doch schon das darauffolgende Jahr hielt für Rahal das nächste Abenteuer bereit. RHR wurde als Partnerteam für das IndyCar-Debüt von Motorenhersteller Honda auserkoren. Die Saison 1994 gestaltete sich ausgesprochen harzig und nach Gesamtrang zehn für Rahal ging man nach nur einem Jahr der Zusammenarbeit getrennte Wege.
Für Honda stellten sich im zweiten Jahr erste Erfolge ein und auch Rahal, der inzwischen auf Mercedes-Motoren umgesattelt hatte, kehrte wieder in die Erfolgsspur zurück. Im gesamten Verlauf der Saison 1995 war der Routinier einer der stärksten Gegner des späteren Champions Jacques Villeneuve und schloss die Gesamtwertung auf Rang drei ab.
Trennung von Teilhaber Hogan und Neustart mit Bryan Herta

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Bryan Herta sorgte in Laguna Seca 1998 für den ersten Sieg für Team Rahal Zoom
Im Winter 1995/1996 trennten sich schließlich die Wege von Bobby Rahal und Carl Hogan. Letzterer spannte mit Roger Penske zusammen und bereitete das Auto für Emerson Fittipaldi vor. Der schwere Unfall des Brasilianers im August 1996 auf dem Michigan Speedway bedeutete jedoch nicht nur das Ende der langen und erfolgreichen Rennfahrerkarriere von "Emmo", sondern bedeutete auch, dass die Zusammenarbeit Hogan/Penske nach nur einem Jahr (Fittipaldi-Ersatz Jan Magnussen fuhr die Saison nur noch zu Ende) besiegelt war.
Mit Dario Franchitti, J.J. Lehto und Helio Castroneves probierte es Hogan in den folgenden drei Jahren auf eigene Faust, kam über vereinzelte Achtungserfolge aber nicht hinaus. Im Frühjahr 2001 starb Rahals ehemaliger Kompagnon Carl Hogan im Alter von 71 Jahren.
Unterdessen trat Rahal in den letzten Jahren seiner aktiven Karriere als alleiniger Teambesitzer auf und sammelte zumindest in dieser Rolle weitere Erfolge. Als Teamkollege wurde zu Beginn der Saison 1996 der junge Bryan Herta als Nachfolger für den glücklos agierenden Raul Boesel verpflichtet.
Der erste Sieg des inzwischen als Team Rahal firmierenden Rennstalls kam in Laguna Seca 1998. Anders als zwei Jahre zuvor im legendären Corkscrew-Duell mit Ganassi-Pilot Alex Zanardi ließ sich Herta im September 1998 nicht die Butter vom Brot nehmen und feierte den ersten IndyCar-Sieg für sich selbst und für Bobby Rahal als alleinigen Teambesitzer.
1998: Ende der aktiven Laufbahn

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Vorübergehend war Rahal (hier mit Scott Roembke) als CART-Präsident tätig Zoom
Das Ende der Saison 1998 markierte gleichzeitig auch das Ende von Bobby Rahals aktiver Laufbahn als Rennfahrer. In jedem seiner drei Erfolgsjahre (1986, 1987 und 1992) wies er seinen großen Konkurrenten Michael Andretti im Titelkampf in die Schranken. Seit 1999 konzentriert sich Rahal ausschließlich auf seine Aufgaben als Teambesitzer.
Nach seinem Rücktritt verpflichtete Rahal zunächst den Italiener Max Papis und ein Jahr später den Schweden Kenny Bräck als neue Speerspitzen des Teams. In der Saison 2000 bekleidete Rahal als vorübergehender CART-Präsident sogar eine Doppelfunktion, bevor er sich wieder voll und ganz seinen Aufgaben als Teambesitzer widmete. Beim German 500 des Jahres 2001 auf dem EuroSpeedway Lausitz holte das Rahal-Duo Bräck/Papis einen Doppelsieg. Freuen konnte sich darüber angesichts des grauenhaften Zanardi-Unfalls aber niemand.
Als im November 2001 zusammengezählt wurde, standen für Team Rahal sechs Saisonsiege (vier von Bräck und zwei von Papis) und der Vizetitel für den Schweden zu Buche. Derweil verlief ein kurzzeitiges Intermezzo von Rahal als Formel-1-Teamchef bei Jaguar ebenso erfolglos wie seine beiden Gastauftritte als Fahrer 23 Jahre zuvor. Mit den Piloten Jimmy Vasser (2002) und Michel Jourdain (2002 und 2003) ging das Engagement von Team Rahal in der CART- beziehungsweise ChampCar-Szene zu Ende.
Wechsel in die IRL und Jahre der Dürre

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Im Jahr 2004 gewann Buddy Rice für Rahal das Indy 500, dann ging es bergab Zoom
Beginnend mit der Saison 2004 trat das Team, das sich inzwischen Talkmaster David Letterman als neuen Teilhaber ins Boot geholt hatte, als Rahal/Letterman Racing in der Indy Racing League (IRL) an - und wie: Buddy Rice gewann in jenem Jahr drei Rennen, darunter das Indy 500. Ein Jahr später verhalf Teamchef Rahal seiner zuvor zwei Jahre lang in der Formel Atlantic aufgebauten Nachwuchspilotin Danica Patrick zum IndyCar-Einstieg. Die Amazone blieb dem Team zwei Jahre lang treu und wechselte anschließend ins Team des einstiegen Rahal-Konkurrenten Michael Andretti.
Genau wie Rahal, der es im Verlauf seiner 17 Jahre umfassenden Profi-Karriere auf insgesamt 24 Siege brachte, fungiert auch Andretti seit Jahren erfolgreich als Teambesitzer. Mit Sohn Graham im Cockpit würde Rahal Andretti liebend gern als Champion-Teamchef der IndyCar-Serie ablösen. Komplett neu ist die Vater-Sohn-Konstellation der Rahals übrigens nicht: Beim Indy 500 des Jahres 2010 fuhr Graham für das Team von Vater Bobby, das in den zurückliegenden acht Jahren nur einmal in die Victory Lane fuhr (mit Ryan Hunter-Reay in Watkins Glen 2008). Rahal jun. beendete seinen einmaligen Gaststart für das Team seines Vaters auf Platz zwölf.
Nach David Letterman sieben Jahre zuvor stieß im Winter 2010/2011 der Ex-Newman/Haas-Teilhaber Mike Lanigan als weiterer Anteilseigner zum Rahal-Team hinzu. Im Anschluss an drei schwierige Jahre (2009 bis 2011), in denen man jeweils nur einen Einsatz beim Indy 500 stemmen konnte, markierte die IndyCar-Saison 2012 die erste volle für das Rahal-Team seit 2008.
Mit Sohn Graham zurück in die Erfolgsspur?
Takuma Sato schlug sich am Steuer des RLL-Boliden beachtlich und schrammte beim Indy 500 im Mai 2012 nur knapp an einem Sensationssieg vorbei. Doch Satos Angriff auf den führenden Ganassi-Piloten Dario Franchitti misslang und der Japaner fand sich statt in der Victory Lane in der Mauer von Turn 1 wieder.

© IRL
Familienbande: 2013 vertraut Bobby Rahal auf Sohn Graham als Fahrer Zoom
Als Dritter in Sao Paulo und Zweiter in Edmonton schaffte es Sato im Saisonverlauf immerhin zweimal aufs Podium. Doch da Bobby Rahals 24-jähriger Sohn Graham im B-Team von Chip Ganassi keine Zukunft sah und im November offiziell bei RLL andockte, musste Sato seinen Platz räumen.
Nach den Todesfällen 1986 (Jim Trueman) und 2001 (Carl Hogan) sowie dem Unfalltod seines Fahrers Paul Dana in Homestead 2006 musste Bobby Rahal erst kürzlich den Verlust eines weiteren langjährigen engen Vertrauten hinnehmen. Scott Roembke, der die Geschicke des Rennstalls seit der Saison 2000 als Teammanager leitete, verstarb im September 2012 im Alter von 50 Jahren.
Ans Aufhören denkt Rahal aber noch lange nicht. Neben dem IndyCar-Engagement fungiert RLL seit 2009 zudem als Einsatzteam für BMW in der GT-Klasse der American-Le-Mans-Series (ALMS). Zwei Titelgewinne (2010 und 2011) stehen bisher auf der Habenseite. In der am 16. März mit den 12 Stunden von Sebring beginnenden ALMS-Saison 2013 setzt RLL nach vier Jahren mit dem M3 erstmals zwei Z4 ein.
Und was sagt der Jubilar selbst? "Ich bin wirklich erfreut darüber, wie sich die Dinge sowohl für das ALMS- als auch für das IndyCar-Team zusammenfügen. Es dürfte ein aufregendes Jahr werden", so der nimmermüde Bobby Rahal via Twitter.

