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A.J. Foyt: Eine Legende wird 80 Jahre jung

Fast vier Jahrzehnte lang als Fahrer und anschließend als Teambesitzer erfolgreich: US-Rennlegende A.J. Foyt macht die 80 voll und hat einen großen Wunsch

(Motorsport-Total.com) - Man schreibt den 16. Januar 1935. Im texanischen Houston erblickt Anthony Joseph Foyt das Licht der Welt. Was zu diesem Zeitpunkt noch niemand ahnt: Einer der erfolgreichsten und vielseitigsten Rennfahrer in der Geschichte des Motorsports wurde geboren.

Titel-Bild zur News: AJ Foyt

A.J. Foyt blickt auf eine bewegte Karriere als Fahrer und Teambesitzer zurück Zoom

Vater Tony verdient sein Geld mit dem Aufbau von Rennwagen. So ist der Weg von Anthony Joseph, den später alle Welt nur A.J. nennen sollte, von Beginn an vorbestimmt. Seinen Wunsch Rennfahrer zu werden, äußerst der junge Texaner noch bevor er eingeschult wird. Einige Jahre später bricht er die High-School vorzeitig ab, um sich als Mechaniker das nötige Fachwissen für eine Karriere im Motorsport anzueignen.

Wie die Karriere so vieler US-amerikanischer Rennfahrer beginnt auch jene von Foyt auf den Dirt-Tracks. Über Erfolge am Steuer von Midgets und Sprint-Cars arbeitet er sich in die IndyCar-Szene nach oben. Im Alter von 23 Jahren startet Foyt im Jahr 1958 erstmals bei den berühmten 500 Meilen von Indianapolis, die zu diesem Zeitpunkt allerdings noch zur Formel-1-Weltmeisterschaft zählen. Bei seinem ersten Indy 500 scheidet er aufgrund eines Drehers aus. Ein Jahr später aber fährt er als Zehnter erstmals in die Top 10. Was folgt, ist eine Bilderbuchkarriere über fast vier Jahrzehnte.

Bilderbuchkarriere als Rennfahrer

Für das Indy 500 qualifiziert sich Foyt zwischen 1958 und 1992 nicht weniger als 35 Mal - bis heute Rekord. Einzig bei seinem letzten Versuch, 1993, scheitert er im gestandenen Alter von 58 Jahren an der Qualifikationshürde. Viermal (1961, 1964, 1967 und 1977) fährt Foyt beim Indy 500 in die Victory Lane - zusammen mit Al Unser und Rick Mears bis heute Rekord.

Al Unser, AJ Foyt, Rick Mears

Haben je vier Indy-500-Siege auf dem Konto: Al Unser, A.J. Foyt und Rick Mears Zoom

Unter dem Dachverband des "United States Automobile Club" (USAC) holt Foyt sage und schreibe 67 IndyCar-Siege und sieben Titel (1960, 1961, 1963, 1964, 1967, 1975 und 1979). Beides sind bis heute absolute Rekordmarken. Doch Foyts Erfolge gehen weit über die IndyCar-Szene hinaus.

1967, im Jahr seines dritten Indy-500-Sieges und fünften IndyCar-Titels, geht er zudem bei den 24 Stunden von Le Mans an den Start. Es ist Foyts erste und einzige Teilnahme am Langstreckenklassiker an der Sarthe. Zusammen mit Dan Gurney fährt der Texaner am Steuer eines Ford GT40 von Carroll Shelby auf Anhieb zum Sieg.

1972, fünf Jahre nach seinem Le-Mans-Sieg, gewinnt Foyt das größte Rennen im NASCAR-Kalender, das berühmte Daytona 500. In den Jahren 1976 und 1977 setzt er sich zweimal in Folge die Krone des IROC-Champions auf, bevor er seine Siegesserie bei großen Rennen mit zwei Triumphen bei den 24 Stunden von Daytona (1983 und 1985) sowie einem Sieg bei den 12 Stunden von Sebring (1985 zusammen mit Bob Wollek am Steuer eines Porsche 962) abrundet.

Neben seinem Daytona-500-Sieg im Jahr 1972, den er mit einem Ford Mercury aus dem Team der Wood Brothers errang, holt Foyt bei mehr als 100 NASCAR-Rennen zwischen 1963 und 1994 sechs weitere Siege. Seinen letzten Start am Steuer eines Stock-Cars absolviert er im Alter von 59 Jahren auf historischem Boden in Indianapolis: Beim ersten Brickyard 400 der Geschichte steuert Foyt einen Ford Thunderbird seines eigenen Teams A.J. Foyt Enterprises und bringt diesen auf Platz 30 ins Ziel.


Fotostrecke: Die Karriere von A.J. Foyt

Selbst in der Truck-Serie der NASCAR, die erst im Jahr 1995 aus der Taufe gehoben wird, geht Foyt sporadisch an den Start. Unterm Strich bringt er es im Verlauf seiner langen und erfolgreichen Karriere auf zwölf Titel in verschiedensten Kategorien. Er ist der einzige Fahrer, der sowohl die 24 Stunden von Le Mans, die 24 Stunden von Daytona, das Daytona 500 und das Indy 500 gewonnen hat. Foyts größter Konkurrent in all den Jahren ist der fünf Jahre jüngere Mario Andretti. Interessant: Foyt ist der Patenonkel von John Andretti, dem Neffen seines großen Rivalen.

AJ Foyt

Nicht nur auf der IndyCar-, auch auf der NASCAR-Bühne feierte Foyt Erfolge Zoom

Wer wie Foyt fast 40 Jahre lang professionellen Rennsport betreibt, bleibt auch von Unfällen nicht verschont. Die beiden schwersten in der Karriere des Texaners ereignen sich in der CART-Serie. Beim Michigan 500 des Jahres 1981 crasht er in der 81. von 250 Runden mit seinem Coyote-Cosworth derart heftig, dass er um ein Haar einen Arm eingebüßt hätte. Bis zum Indy 500 des darauffolgenden Jahres ist Foyt wieder soweit fit, um seine Serie an ununterbrochenen Starts im "Brickyard" fortzusetzen.

Foyts zweiter schwerer Crash ereignet sich 1990 in Elkhart Lake. In der 25. von 50 Runden schießt sein Lola-Chevy am Ende der Start/Ziel-Geraden ohne Bremswirkung über das Kiesbett hinaus und landet außerhalb der Streckenbegrenzung im Unterholz. Foyt zieht sich schwere Beinverletzungen zu. Genau wie im Falle seines Michigan-Crashs neun Jahre zuvor ist er aber rechtzeitig wieder fit, um beim Indy 500 des darauffolgenden Jahres in der Startaufstellung zu stehen.

Zweite Karriere als Teambesitzer

Nachdem er bei seinem Comeback, dem Indy 500 des Jahres 1991, aus der ersten Startreihe losfährt, muss Foyt mit einem Aufhängungsschaden die Segel streichen. Anschließend geht er in der CART-Serie nur noch sporadisch an den Start, um sich ab 1993 hauptsächlich auf seine Aufgaben als Teambesitzer zu konzentrieren. Sowohl in der IndyCar- als auch in der NASCAR-Szene hat Foyt jahrelang einen eigenen Rennstall am Start. Jener in der IndyCar-Serie floriert bis heute. In der Saison 2015 greifen Takuma Sato und Jack Hawksworth ins Lenkrad.

Die Liste der Fahrer, die über die Jahre auf Teilzeit- oder Vollzeitbasis für A.J. Foyt Enterprises ins Lenkrad greifen, liest sich wie das Who-Is-Who der IndyCar-Szene: Johnny Rutherford, Chip Ganassi, Al Unser, Robby Gordon, Bryan Herta, Eddie Cheever, Al Unser Jr., Ryan Hunter-Reay, Paul Tracy und viele mehr. Auch Adoptivsohn Larry Foyt und Enkel A.J. Foyt IV greifen ins Lenkrad.

AJ Foyt, AJ Foyt IV

Enkel A.J. Foyt IV fuhr von 2003 bis 2005 für das Team seines Großvaters Zoom

Als größte Erfolge in der Geschichte von A.J. Foyt Enterprises stehen neben Foyts viertem Indy-500-Sieg (1977) der Titelgewinn von Scott Sharp in der ersten Saison der Indy-Racing-League (IRL; 1996) sowie ein zweiter IRL-Titel zwei Jahre später durch Kenny Bräck in den Geschichtsbüchern. Bräck gewinnt zudem im Jahr 1999 das Indy 500 und sorgt damit streng genommen für Foyts fünften Sieg beim "Greatest Spectacle in Racing", seinen ersten als reiner Teambesitzer.

Kein Kind von Traurigkeit

In der NASCAR fährt Foyt genau wie in der IndyCar-Szene zunächst Jahre lang selbst für sein Team, bevor er das Steuer an Fahrer wie Rick Mast, Dick Trickle, Ron Hornaday, Mike Wallace und schließlich an seinen Adoptivsohn Larry Foyt übergibt. Die Erfolge halten sich anders als bei den IndyCars aber in Grenzen.

Dass Foyt kein Kind von Traurigkeit ist, beweist er unter anderem in der IRL-Saison 1997 "eindrucksvoll": Nachdem sein Fahrer Billy Boat beim ersten IndyCar-Rennen auf dem Texas Motor Speedway zunächst zum Sieger erklärt wird und Davey Hamilton im zweiten Foyt-Boliden für einen vermeintlichen Doppelerfolg sorgt, tritt Arie Luyendyk auf den Plan.

Der Niederländer, seines Zeichens Indy-500-Sieger der Jahre 1990 und 1997, ist der festen Überzeugung, dass ihn die Rennleitung irrtümlich mit einer Runde Rückstand führte. Als er wütend in die Victory Lane schreitet, wo Boat gerade feiert, platzt Foyt der Kragen: Er verpasst Luyendyk eine, hat sich aber getäuscht. Nach einer Auswertung der Daten wird Luyendyk tatsächlich zum Sieger erklärt. Den Pokal freilich gibt Foyt nicht mehr her...

Arie Luyendyk

Arie Luyendyk bekam in Fort Worth 1997 Foyts rustikalen Charakter zu spüren Zoom

Heute lässt es Foyt ruhiger angehen. Zusammen mit Ehefrau Lucy lebt er nach wie vor in Houston. Tochter Terry, die beiden Söhne A.J. III und Jerry sowie Adoptivsohn Larry stehen längst auf eigenen Beinen. Gleiches gilt für seinen Enkel A.J. IV. Dessen Karriere als Rennfahrer ist allerdings ähnlich jener von Larry bei weitem nicht so erfolgreich, wie es A.J. selbst vorgemacht hat. Während A.J. IV, der inzwischen einen Sohn (AJ V) hat, noch fährt, leitet Larry heute zu großen Teilen die Geschicke von A.J. Foyt Enterprises.

Gesundheitliche Sorgen und ein großer Wunsch

Derweil muss sich der Teamgründer in seinen späten Siebzigern diversen Operationen unterziehen, unter anderem am Rücken und an der Hüfte. Im November 2014 hat Foyt eine Herzoperation zu überstehen, von dessen Nachwirkungen er sich noch nicht vollständig erholt hat. Eines aber hat sich der Jubilar fest vorgenommen: Beim Indy 500 am 24. Mai möchte er natürlich vor Ort sein.

"Ich hatte in meiner Karriere viele Unfälle und habe mich immer recht schnell davon erholt. Diesmal ist es aber etwas ganz anderes. Es ist kein Unfall, sondern ein gesundheitliches Problem", spricht Foyt gegenüber 'indycar.com' auf die Tatsache an, dass es infolge seiner Herzoperation im November zu Komplikationen kam, die ihn nach vorübergehender Entlassung aus dem Krankenhaus erneut in selbiges zwangen. Inzwischen befindet er sich wieder zu Hause.

AJ Foyt, Takuma Sato, Jack Hawksworth, Larry Foyt

2015: Larry Foyt leitet das Foyt-Team, für das Takuma Sato, Jack Hawksworth fahren Zoom

"Ich bin einer dieser Typen, die einfach nicht ruhig daliegen können, aber genau das ist es, was ich jetzt tun muss. Es treibt mich schier in den Wahnsinn", gesteht Foyt und fügt an, was sein größter Wunsch ist: "Bis zum Indianapolis 500 möchte ich wieder gesund sein. Dieses Rennen hat mich groß gemacht und dieses Rennen liebe ich über alles."

Die IndyCar-Fans zählen darauf, dass Foyt wie schon nach seinen beiden schweren Unfällen 1981 und 1990 rechtzeitig zum Indy 500 wieder fit ist. Der inzwischen 80-Jährige will seine zahlreichen Anhänger nicht enttäuschen und verspricht: "Ich werde dort sein - komme, was wolle."