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"Race winning overtake" beim Start: So kochte Mies Aitken ab

Christopher Mies überrumpelt Jack Aitken beim Start - Doch der amtierende Meister des ADAC GT Masters hat auf noch andere Weise zum Land-Sieg beigetragen

(Motorsport-Total.com) - Der Jubel bei Land-Motorsport kannte keine Grenzen, als Tim Zimmermann die Ziellinie überquerte. Nicht nur war es sein erster Sieg im ADAC GT Masters (dazu mehr in den kommenden Tagen), es war auch das Ende einer kleinen Durststrecke für Christopher Mies. Und dieser hat mit einem bärenstarken Manöver gleich beim Start entscheidend zum Sieg beigetragen.

Titel-Bild zur News: Christopher Mies vor Jack Aitken: Eine Runde zuvor gelang ihm das Sensationsmanöver

Christopher Mies vor Jack Aitken: Eine Runde zuvor gelang ihm das Sensationsmanöver Zoom

Normalerweise heißt es, dass man ein Rennen in der ersten Runde nicht gewinnen, aber verlieren kann. Doch in diesem Fall war es tatsächlich Mies' erfolgreiche Dive Bomb gegen Jack Aitken, die zum späteren Sieg beigetragen hat. Mit einem blitzsauberen Manöver bremste er sich in Kurve 1 vorbei.

"Ich glaube, er hat sich da selbst überrascht", sagt Aitken im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. "Er lag ziemlich weit zurück, sodass ich mich auf andere Fahrzeuge konzentriert habe." Mies hatte nicht den besten Start, doch genau das half ihm dabei, Aitken auf der Bremse abzukochen.

Der Williams-Formel-1-Pilot zollt Respekt: "Er kam so schnell an. Es war zu spät, die Tür zu schließen. So habe ich sie aufgelassen in der Hoffnung, noch die Linie kreuzen zu können, wenn er zu weit rutschen sollte. Aber letztlich war es ein gutes Manöver von ihm. Er hat es wohl selbst nicht erwartet, in die Position zu kommen."


Fotos: ADAC GT Masters: Lausitzring 2022, Sonntag


Mies beschreibt sein Manöver kurz und knapp: "Wir waren alle ein wenig überrascht, wie wenig Grip auf der Strecke ist. Aber soweit ich weiß, gab es keine Berührung. Deshalb war es cooles Racing."

Reifenschonen ermöglicht den Sieg

Danach sorgte der 33-Jährige mit all seiner Erfahrung dafür, dass Tim Zimmermann den Sieg später nach Hause fahren konnte. Er hing nach dem Manöver gegen Aitken hinter dem Porsche von Sven Müller fest. Doch er verzichtete er auf wilde Attacken - aus gutem Grund.

"Mit den Pirelli-Reifen muss man immer ein bisschen haushalten", erklärt der frischgebackene Vater. "Deshalb habe ich die Reifen geschont, dass Tim noch ein bisschen Gummi auf der Pelle hat. Ich habe gemerkt, dass ich eine etwas höhere Pace [als Müller] hatte, aber es war unheimlich schwer zu überholen, weil wir alle ungefähr den gleichen Speed hatten.

"Deshalb habe ich mich dazu entschlossen, den Reifen zu schonen, damit wir vielleicht auf der Outlap den gewissen Vorteil haben." Zimmermann bestätigt: "Die Reifen waren am Anfang sehr gut. Das hat er wirklich gut gemacht!"

Zunächst sei es ihm überhaupt nicht klar gewesen, dass er das Rennen angeführt hat, gibt er zu. "Ich habe die Ansage erst nach zwei, drei Runden bekommen. Dann habe ich den Jungs gesagt, dass sie mir jede Runde den Abstand [zu Albert Costa] durchgeben sollen. Manchmal habe ich eine Zehntel verloren, manchmal eine gewonnen. Wir waren ähnlich schnell unterwegs."

Doch in der Schlussphase änderte sich das Bild: "In den letzten drei bis vier Runden habe ich dann gemerkt, dass die Hinterachse stark abgebaut hat. Da habe ich versucht, das Ding so gut wie möglich nach Hause zu bringen." Aitken kam noch bis auf 1,072 Sekunden heran. Zimmermann betont jedoch, dass er alles unter Kontrolle gehabt habe.

Schubert-BMW wäre außer Reichweite gewesen

Damit war der zweite Saisonsieg für Land unter Dach und Fach. Gleichzeitig war es der Erste nach einer bisher nicht gerade einfachen Saison für die Startnummer 1. Doch Mies und Zimmermann hielten, was Letzterer bereits nach Zandvoort versprochen hatte. Gleichzeitig sorgten sie für den 50. Sieg im ADAC GT Masters für Audi.

Natürlich half auch das Boxenstopp-Malheur von Schubert Motorsport. Christopher Mies glaubt im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' nicht, dass er Jesse Krohn hätte überholen können: "Überholen ist schwer und der BMW ist schnell auf den Geraden. Dafür sind wir im ersten Sektor ein bisschen wendiger."


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"Überholen ist jedoch schwer, weil ich die Vorteile in den Kurven nicht ausspielen kann, wenn ich ein Auto vor mir habe, und ich mich nicht so platzieren kann wie ich möchte. Und auf den Geraden ist der BMW halt so schnell. Deswegen hätte ich ranfahren, aber mit Sicherheit nicht überholen können."