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Haben die Spielberg-Siege Schubert die Saison verhagelt?

Schubert Motorsport war auf dem Red Bull Ring im ADAC GT Masters 2022 dominant - Hat der Doppelsieg danach zu einer Panikreaktion in der BoP geführt?

(Motorsport-Total.com) - "Sicherlich!", lautet die Antwort von Schubert-Teammanager Marcel Schmidt auf die Frage, ob der Doppelsieg am Red Bull Ring Schubert Motorsport im ADAC GT Masters letztlich eher kontraproduktiv gewesen ist.

Titel-Bild zur News: Schubert-Doppelführung in Spielberg: Wäre es ohne die Dominanz im Rest der Saison besser gelaufen?

Schubert-Doppelführung in Spielberg: Wäre es ohne die Dominanz im Rest der Saison besser gelaufen? Zoom

Das Traum-Wochenende vom 20. bis 22. Mai hat dem BMW-Team in der DTM mit Sheldon van der Linde den Weg zu Titel geebnet. Im ADAC GT Masters hingegen sackte das Team nach dem Doppelschlag von Ben Green und Niklas Krütten in Spielberg in die Mittelmäßigkeit ab und schaffte kein Podium mehr.

Endlose Querelen um die Einstufung des BMW M4 GT3 kennzeichneten die Rennen nach dem Red Bull Ring. Die Einstufung eines neuen GT3-Boliden ist nie einfach. In diese Unsicherheit kam der Schock für die BoP-Macher am Red Bull Ring. Hat also die GT3-Mutterorganisation zu panisch auf den Doppelsieg in Österreich reagiert?

"Es ist schwer zu sagen, ob [der Doppelsieg] jetzt wirklich einen großen Einfluss hatte. Im Endeffekt macht die SRO die BoP (Alle Abkürzungen im Langstrecken-ABC erklärt!), die sicherlich auch große Erfahrung darin haben, wie man solche Autos einstuft. Aber wirklich förderlich war es wahrscheinlich nicht", sagt Schmidt gegenüber 'Motorsport-Total.com'.

Zumal der BMW zumindest am Sonntag in Spielberg nicht so überlegen gewesen ist, wie es die Ergebnisse haben aussehen lassen. "Man sieht den Topspeed von unserem Auto, was aber sicherlich nicht alles ist", sagt Schmidt.

Dries Vanthoor machte im Land-Audi zwischenzeitlich binnen kürzester Zeit 1,5 Sekunden auf den Junioren-BMW gut. Nur ein Fehler beim Boxenstopp, der zu einer Strafrunde führte, warf Vanthoor und Jusuf Owega zurück.

Die Rundenzeiten (Sonntag) von Runde 5 bis 13 im Vergleich: Schubert (schwarz und weiß), Land-Motorsport (blau) und Joos (gelb-grün)

Die Rundenzeiten (Sonntag) von Runde 5 bis 13 im Vergleich: Schubert (schwarz und weiß), Land-Motorsport (blau) und Joos (gelb-grün) Zoom

Immer weniger Ladedruck in der Spitze

Danach wurde dem M4 GT3 sukzessive Ladedruck in den oberen Drehzahlregionen gestrichen. Dabei hatte Jesse Krohn schon in Oschersleben angemahnt, dass man eigentlich unten herum mehr "Bums" bräuchte. Diesen hat Schubert nie bekommen, stattdessen wurde oben fortlaufend weggenommen.

"Schön wäre eine gangabhängige Boost-Regelung", findet Schmidt. "Dass man wirklich aus den niedrigen Ecken raus vielleicht etwas mehr Leistung generieren kann, und oben raus, in den höheren Gängen, man vielleicht etwas Boost wegdreht. So hätten wir diesen riesigen Topspeed-Vorteil nicht mehr, wären aber aus den Ecken raus konkurrenzfähiger."

Schon der BMW M6 GT3 war ein echter "Dampfhammer" auf den Geraden. Er hatte seine Schwächen in engeren Kurven. Der M4 GT3 sollte genau diese Schwäche abstellen, wurde nun aber von der BoP wieder in sein altes Problem gedrängt.

"Das ist eine Philosophie, die auch mit BMW abgesprochen ist. Beziehungsweise: Das ist die Philosophie von BMW", sagt Schmidt über den hohen Topspeed. Es ist das Überbleibsel eines Traumas mit dem Z4 GT3, dem einst die Straightline-Performance gefehlt hat und daher ein leichtes Opfer auf den Geraden war.

Der Ladedruck des BMW M4 GT3 in Oschersleben (blau) und am Lausitzring (orange) im Vergleich

Der Ladedruck des BMW M4 GT3 in Oschersleben (blau) und am Lausitzring (orange) im Vergleich Zoom

"In der DTM ist es ein bisschen einfacher [in Sachen Balance of Performance], weil man während des Wochenendes noch Anpassungen vornehmen kann. Die SRO, beziehungsweise das ADAC GT Masters ist da relativ fixiert. Am Beginn des Wochenendes ist eigentlich klar, wo die Reise hingeht. Deswegen glaube ich schon, dass es das eine oder andere Mal vielleicht nicht ganz gepasst hat."

Junioren top, Profis Flop

Green und Krütten entwickelten sich zu den Stars der Saison, was mit dem Junior-Titel für Green gekrönt wurde. Mit dem Doppelschlag waren sie auf einen Schlag dem Publikum bekannt. "Dass sie auf Anhieb den Werksfahrern so einheizen können, gerade am Red-Bull-Ring, war sicherlich nicht so zu erwarten", sagt Marcel Schmidt zu ihrer Performance.

"Wir haben in beide gewisse Hoffnungen gehabt und uns schon etwas dabei gedacht, als wir die Jungs mit ins Team geholt haben. Sie haben sehr schöne Ausrufezeichen gesetzt. Die Pace speziell von Ben am Nürburgring mit der schnellsten Rennrunde und einem extrem starken Qualifying ... Er hat schon überrascht, muss man sagen."

Nick Catsburg und Jesse Krohn hingegen erlebten eine Saison, die absolut nicht nach Plan lief. Angetreten, um Meister zu werden, landeten sie in der Tabelle weit hinter ihren Teamkollegen abgeschlagen auf den Plätzen 16 und 18.

"Es war nicht alles on point, wie man es sich eigentlich gedacht hatte. Von Fahrer-Seite, auch von Team-Seite. Es ist ein neues Auto, und man lernt immer wieder dazu", sagt Schmidt zu seinem Profi-Fahrzeug. Trotzdem: Ein kümmerliches Podium aus der ganzen Saison war für eine Fahrerpaarung wie Catsburg/Krohn, die jeder vor der Saison auf dem Zettel gehabt hat, zu wenig.

Ben Green und Niklas Krütten zählten zu den positiven Überraschungen der Saison

Ben Green und Niklas Krütten zählten zu den positiven Überraschungen der Saison Zoom

Fast stellvertretend für die Saison steht das Rennen, das alles hätte drehen können: Catsburg führte im Regenrennen auf dem Lausitzring überlegen, als die BoP für ein Mal keine große Rolle spielte. Nur um dann alles beim Boxenstopp mit dem defekten Funk wegzuwerfen. Der Frust war riesig.

Funkproblem nicht endgültig geklärt

Diesbezüglich rätselt Schubert übrigens noch immer: "Es gibt grundsätzlich verschiedene Varianten, an was es gelegen haben könnte. Aber das Problem ist so bei dem Fahrzeug nicht noch einmal aufgetreten. Und das Seltsame war ja auch: Direkt, nachdem er über die Start-Ziel-Linie rübergefahren ist, hat es wieder funktioniert. Das Ganze ist etwas mysteriös."

"Man muss aber auch sagen: Wir haben auch das eine oder andere Mal Probleme bei anderen Fahrzeugen gehabt, auch in anderen Serien. Von daher ist da sicherlich noch Arbeit nötig, um das Ganze auszusortieren. Wir arbeiten daran, aber im Moment haben wir noch keine hundertprozentigen Lösungen."

Als negatives Sahnehäubchen gab es beim Finalrennen in Hockenheim auch noch eine teaminterne Kollision, als Krohn dem Juniorenauto ins Heck fuhr. "Wir haben das ganze Jahr unser Potenzial nicht abrufen können. Jetzt bin ich auch noch mit meinen Teamkollegen kollidiert, was überhaupt nicht zu entschuldigen ist", sagt der Finne.

"Während der gesamten Saison hatten wir mit Reifenschäden oder anderen Dingen zu kämpfen. Da war auch eine Menge Pech dabei, sonst wäre viel mehr möglich gewesen."

Das Funkproblem bei Jesse Krohn und Nick Catsburg auf dem Lausitzring ließ sich nicht aufklären

Das Funkproblem bei Jesse Krohn und Nick Catsburg auf dem Lausitzring ließ sich nicht aufklären Zoom

Was also bleibt den der Saison 2022 von Schubert im ADAC GT Masters? Schmidt bilanziert: "Was die Juniormeisterschaft von Ben angeht, sind wir happy. Im Großen und Ganzen war es ein Hoch und Runter über die Saison. Das eine oder andere Mal hätten wir sicherlich ein paar mehr Punkte einfahren müssen. Aber grundsätzlich sind wir unseren Erwartungen ein bisschen hinterhergefahren."

Ob Schubert Motorsport auch 2023 ein Doppelprogramm aus DTM und ADAC GT Masters fährt, steht momentan noch nicht fest.