• 03.02.2010 14:44

  • von Roman Wittemeier

Vietoris: "Der nächste Schritt soll folgen"

DAMS-Pilot Christian Vietoris im Interview über die Chancen in der GP2, den Weg von Nico Hülkenberg und die Aussichten als Fahrer im Gravity-Kader

(Motorsport-Total.com) - Christian Vietoris durchläuft die Formelserien seit Jahren mit konsequentem Blick aufwärts. Der 20-Jährige aus Gerolstein absolviert derzeit die Saison in der GP2-Asia, anschließend folgt mit dem Topteam Racing Engineering der Schritt in die GP2-Hauptserie. Vietoris gehört dem luxemburgischen Gravity-Management an, dessen Eigner Gerard Lopez kürzlich große Anteile des Formel-1-Teams von Renault übernommen hat. Welche Chancen diese Konstellation bieten könnte, erklärt Vietoris im Interview mit 'Motorsport-Total.com'.

Titel-Bild zur News: Christian Vietoris

Auf dem Weg voran: Christian Vietoris erhofft sich gute Resultate in der GP2

Frage: "Christian, vor dir liegt das zweite Wochenende der GP2 Asia in Abu Dhabi. Beim ersten Auftritt dort hast du einen sechsten Rang und einen Sieg geholt. Das war gut - für deine Ansprüche auch gut genug?"
Christian Vietoris: "Ja, wenn man die Voraussetzungen sieht, dann schon. Immerhin bin ich damit jetzt Zweiter in der Meisterschaft. Allerdings war das Qualifying wirklich nicht gut, das gibt es noch Potenzial zur Verbesserung. Mein Team DAMS hat sich noch einmal verstärkt, wir haben neue Ingenieure an Bord. Das macht bisher alles einen guten Eindruck. Ich bin sicher, jetzt können wir noch einmal einen Schritt nach vorne machen."#w1#

Frage: "Was würde das für ein Schritt nach vorne sein? Peilst du gleich zwei Siege an?"
Vietoris: "Zumindest möchte ich erst einmal am Samstag besser abschneiden. Das war beim letzten Wochenende nicht so gut, auch schon in der Qualifikation nicht. Von daher muss die Zielsetzung sein, speziell am Samstag mehr Punkte mitzunehmen."

Frage: "Wie fühlt sich das Dasein in der GP2 Asia an? Es ist doch eher nur eine Durchgangsstation auf dem Weg in die GP2-Hauptserie..."
Vietoris: "Ich fühle mich wohl, habe mit dem Team auch schon ein paar Tests für die Hauptserie erledigt. Das ist eine gute Mannschaft, die werden auch in der Hauptserie weit vorne sein. Das macht alles einen guten Eindruck. In der GP2 Asia sind sie Titelverteidiger, daher kann es nur das Ziel sein, jetzt ganz nach vorne zu kommen."

Frage: "Die Hauptserie wirst du aber nicht mit DAMS, sondern mit Racing Engineering bestreiten. Wie groß wird der Umstieg sein?"
Vietoris: "Vom Auto her ist der Unterschied nicht allzu groß, obwohl man dann bald rund 100 PS mehr hat. Ich glaube, die Umstellung bezüglich des Teams wird eher spürbar sein. Die Arbeitsweise ist anders. Das habe ich schon beim Test festgestellt. Vielleicht kann ich dazu beitragen, dass man die guten Ansätze kombiniert. Vielleicht kann ich von DAMS gute Ideen mit zu Racing Engineering mitnehmen. Vielleicht können wir davon beide profitieren."

Christian Vietoris

Beim ersten Auftritt in Abu Dhabi konnte Christian Vietoris den Sprint gewinnen Zoom

"Racing Engineering ist definitv eines der Topteams. Die waren im vergangenen Jahr sehr erfolgreich, im Jahr davor haben sie den Titel geholt (mit Giorgio Pantano; Anm. d. Red.). Ich bin sehr glücklich, dass ich die Möglichkeit habe, bei denen zu fahren. Ich hoffe, dass ich diese Chance bestmöglich nutzen werde."

Frage: "Deine Kollegen aus dem Gravity-Kader Ho-Pin Tung und Jerome D'Ambrosio haben das große Los gezogen, dürfen Formel-1-Testpilot bei Renault sein und fahren die GP2-Serie im offiziellen Nachwuchsteam DAMS. Wurmt dich das?"
Vietoris: "Ich hätte natürlich auch gern den Sprung in die Formel 1 geschafft, auch wenn es nur als Testfahrer ist. Aber die beiden sind nunmal vor mir. Die fahren jetzt schon das dritte Jahr in der GP2, haben viel mehr Erfahrung. Von daher ist die Entscheidung irgendwie gerechtfertigt. Ich hoffe, dass ich mit Erfolgen diesen Schritt auch bald machen kann. Das muss nicht unbedingt mit Renault sein. Vielleicht ist es sogar besser, mit einem anderen Team diesen Schritt zu machen."

"Die beiden Kollegen haben diesen Aufstieg verdient. Tung und D'Ambrosio haben von uns Gravity-Fahrern die meiste Erfahrung. Ich kann nur versuchen, mit künftigen Erfolgen in der GP2 diesen Sprung ebenfalls so schnell wie möglich zu schaffen."

"Nico Hülkenberg hat gezeigt, dass alles möglich ist." Christian Vietoris

Frage: "Du hast dich bisher konsequent durch die Nacwuchsserien gearbeitet. Was stellst du dir für die erste Saison in der GP2 vor?"
Vietoris: "Am liebsten würde ich natürlich sofort mit um die Meisterschaft kämpfen. Als Ziel habe ich mir die ersten Drei gesetzt. Nico Hülkenberg hat aber gezeigt, dass alles möglich ist. Formel BMW habe ich gewonnen, in der Formel 3 war ich Zweiter und jetzt in der Asia-Serie bin ich auch auf Platz zwei. Die Resultate sind also schon ganz gut gewesen bislang. Ich hoffe, dass es so weitergeht und ich meine Ziele erreiche."

Frage: "Das Gravity-Management hat über den neuen Renault-Teilhaber Gerard Lopez einen sehr direkten Draht in die Formel 1. Rechnest du dir dadurch Vorteile aus?"
Vietoris: "Ja, das war sicherlich einer der wichtigen Schachzüge im vergangenen Jahr. Ich bin sehr glücklich, dass ich auf den Gravity-Zug aufspringen konnte. Die haben dort natürlich sehr spezielle Vorstellungen und große Erwartungen, die ich erfüllen will. Aber jetzt haben sie sogar mehr oder weniger ein eigenes Formel-1-Team. Das bietet natürlich großartige Aussichten. Ich muss jetzt zeigen, dass ich auch einen Platz in der Formel 1 verdient habe. Darauf konzentriere ich mich."