Teamvorschau Formel E 2015/2016: Die Verfolger

Dragon, DS Virgin, Mahindra und Venturi: In der heutigen Teamvorschau für die neue Saison der Formel E dreht sich alles um die aussichtsreichsten Verfolger

(Motorsport-Total.com) - Am Samstag startet die Formel E in Peking in ihre zweite Saison. Für das neue Jahr hat sich in der Elektrorennserie einiges geändert. Zwar ist das Auto im Grunde noch das gleiche wie in der ersten Saison, doch über den Sommer durften die Teams den ersten Entwicklungsschritt in Angriff nehmen: den Antrieb. Es gibt verschiedene Konzepte, die sich die zehn Teams für 2015/2016 ausgedacht haben. Wir stellen euch in den Tagen vor dem Saisonauftakt die Rennställe noch einmal genauer vor. Heute: die Verfolger!

Titel-Bild zur News: Bruno Senna, Stephane Sarrazin

Venturi und Mahindra gehören zum breiten Verfolgerfeld Zoom

Dragon

Land: USA
Fahrer 1: Jerome D'Ambrosio (Belgien)
Fahrer 2: Loic Duval (Frankreich)
Teamchef: Oriol Servia
Fahrzeug: Venturi VM200-FE-01
Platzierung Vorjahr: 2. (171 Punkte)

Als Vizemeister des Vorjahres sollte Dragon eigentlich zum Favoritenkreis zählen, doch das Team um die amerikanische Motorsportgröße Jay Penske war bei Bekanntgabe der Hersteller einer von nur zwei Rennställen, der sich von Anfang an gegen eine eigene Entwicklung des Antriebs entschieden hat. Als einziges Team kauft Dragon den Antrieb bei einem anderen Hersteller ein, nämlich Venturi.

"Venturi war für uns am sinnvollsten", erklärt Teammanager Oriol Servia, schließlich besitzen die Monegassen schon jahrelange Erfahrung mit Elektrofahrzeugen. "Außerdem war es das einzige System, das in Sachen Performance und Zuverlässigkeit ein ähnliches Paket wie im vergangenen Jahr liefert." Doch wie sich das Paket bei Dragon bewährt, bleibt abzuwarten. Bei der Saisonvorbereitung war der Rennstall zumeist im soliden Mittelfeld zu finden.

Bei den Fahrern setzt Dragon auf Kontinuität: Jerome D'Ambrosio, der dem Team in Berlin einen (nachträglichen) Sieg verschaffte, wird ebenso an Bord bleiben wie Loic Duval, der nebenbei in der Langstrecken-WM an den Start gehen wird. "Es ist wichtig, dass man zwei gute Fahrer hat, weil man das Team nach vorne bringen möchte. Wir wollen uns gegenseitig pushen, und außerhalb des Autos verstehen wir uns gut", ist D'Ambrosio glücklich über die Paarung.


Formel E: Team Dragon vor Saison 2

Jerome D'Ambrosio und Loic Duval wollen an ihrem Aufwärtstrend in der zweiten Hälfte der erstens Saisons festhalten Weitere Formelsport-Videos

Auch Duval freut sich über den weiteren Verbleib bei Dragon: "Ich bin wirklich glücklich, und Kontinuität ist in dieser Meisterschaft ziemlich wichtig", sagt er. Kontinuität würde sich auch Dragon wünschen, war man doch das Team, das bei den letzten drei Rennen die mit Abstand meisten Punkte holte. Beim Saisonfinale stand man gar mit beiden Fahrern auf dem Podest. "Wir hatten eine gute zweite Saisonhälfte, auch weil die Kommunikation zwischen Fahrern und Ingenieuren sehr gut funktioniert hat", lobt Duval.

DS Virgin

Land: Großbritannien
Fahrer 1: Sam Bird (Großbritannien)
Fahrer 2: Jean-Eric Vergne (Frankreich)
Teamchef: Alex Tai
Fahrzeug: Virgin DSV-01
Platzierung Vorjahr: 5. (133 Punkte)

Die französisch-britische Kombo muss auf jeden Fall zu den Geheimfavoriten für die neue Saison gezählt werden, denn das ohnehin bereits starke Virgin-Team, das im Debütjahr zwei Siege einfahren konnte, hat sich nun die Unterstützung eines großen Herstellers gesichert: Zum Saisonfinale in London verkündete Citroen, dass man mit seiner Marke DS Partner des Teams von Richard Branson wird.

"Ich habe keinen Zweifel daran, dass diese Partnerschaft großartigen Erfolg haben wird", erklärt der Unternehmer, dessen Projekte zumeist erfolgreich ablaufen. Für das Unterfangen hat Citroen nichts dem Zufall überlassen: Die Entwicklung des neuen Antriebs läuft bereits seit Beginn des Jahres und früh machten Bilder eines Geheimtests in Frankreich die Runde durch die Medien. "Wir haben schon viel Arbeit vor dem Test in Donington erledigt", nickt Sam Bird.

"Die Jungs bei DS und Virgin haben einen fantastischen Job gemacht, hoffentlich können wir mit einem starken Paket in die Saison starten", ergänzt der Brite, der nach dem Sieg beim Saisonfinale mit viel Selbstvertrauen in die Sommerpause gegangen war. Einen Testtag konnte Bird in Donington als Schnellster beschließen, und auch sonst war sein Team stets in der Nähe der absoluten Spitze zu finden.


Formel E: Team DS Virgin vor Saison 2

DS Virgin gilt mit Sam Bird und Jean-Eric Vergne als Geheimfavorit. Weitere Formelsport-Videos

Als zweiten Piloten verpflichtete man für die neue Saison einen Fahrer, der bereits in der Vorsaison für Furore gesorgt hat. Für Jaime Alguersuari, der seine Rennfahrerkarriere beendet hat, holte man sich Jean-Eric Vergne ins Boot, der bereits bei seinem Debüt in Punta del Este auf die Pole-Position fahren konnte und später noch zwei weitere Poles folgen lassen konnte. Auf seinen ersten Formel-E-Sieg wartet der Franzose allerdings noch.

Mahindra

Land: Indien
Fahrer 1: Bruno Senna (Brasilien)
Fahrer 2: Nick Heidfeld (Deutschland)
Teamchef: Dilbagh Gill
Fahrzeug: M2Electro
Platzierung Vorjahr: 8. (58 Punkte)

"Ich habe meine Zeit bei Venturi genossen, wir hatten auch den Speed, von daher war es keine einfache Entscheidung, aber Mahindra und Dilbag haben mich überzeugt, dass sie wissen, was sie tun. Darum bin ich gewechselt", sagt Nick Heidfeld, der sich dem indischen Team zur zweiten Formel-E-Saison anschließt. Der Deutsche ist der wichtigste Wechsel bei Mahindra, wo er den glücklosen Karun Chandhok ablösen wird.

"Ich sehe hier eine gute Zukunft, die sehr erfolgreich sein wird", sagt der Mönchengladbacher weiter und will beim Team alle nötigen Zutaten vorfinden, nachdem er bei Venturi häufig vom Pech verfolgt wurde. An seiner Seite findet er 2015/2016 Bruno Senna wieder, mit dem er einst schon gemeinsam in der Formel 1 arbeitete. Der Brasilianer bleibt auch für die kommende Saison an Bord und möchte mit dem Team bergauf gehen, nachdem es zuletzt eher rückwärts ging.

"Wir waren nicht adäquat mit Ressourcen ausgestattet", erklärt Teamchef Dilbagh Gill das Loch, in das Mahindra nach den ersten Saisonrennen gefallen war. Doch bei den Indern hat man reagiert und sich unter anderem auch vom Carlin-Team getrennt, das für die Renneinsätze verantwortlich war. Stattdessen arbeitet man nun mit Campos zusammen, die schon NextEV zum Titelgewinn geführt haben.


Formel E: Team Mahindra vor Saison 2

Nick Heidfeld will an der Seite von Bruno Senna wieder neu angreifen Weitere Formelsport-Videos

Beim Antrieb setzt der Hersteller nicht komplett auf eine Revolution, sondern möchte eher auf dem Gelernten der Vorsaison aufbauen: "Der Mahindra ist eine Weiterentwicklung des vergangenen Jahres. Wir besitzen den gleichen McLaren-Motor mit ein paar Upgrades", erklärt Senna. "Er läuft kühler und hat mehr Umdrehungen, was wichtig ist. Wir haben ein neues Getriebe mit einem Gang weniger, und dadurch ist das Auto schneller."

Venturi

Land: Monaco
Fahrer 1: Stephane Sarrazin (Frankreich)
Fahrer 2: Jacques Villeneuve (Kanada)
Teamchef: Nicolas Mauduit
Fahrzeug: VM200-FE-01
Platzierung Vorjahr: 9. (53 Punkte)

Venturi wurde im vergangenen Jahr unter Wert geschlagen. Mehrfach stand Nick Heidfeld vor dem Sieg, doch immer wieder kam etwas dazwischen. Beim Saisonfinale fuhr auch Stephane Sarrazin als Sieger über die Ziellinie, bevor ihn eine Strafe zurückspulte und Venturi doch ohne den ersehnten Sieg blieb. Ein erneuter neunter Platz in der Gesamtwertung wäre in der kommenden Saison aber nicht mehr akzeptabel.

Denn die Truppe aus Monaco setzt große Hoffnungen in den neuentwickelten Antrieb. "Wir wollen den effizientesten Antrieb im Feld haben, denn das wird uns in eine Situation bringen, in der wir um Rennsiege fahren können", erklärt Teamchef Nicolas Mauduit. Die Expertise besitzt Venturi in jedem Fall, denn die Monegassen haben mit ihren Elektrofahrzeugen schon mehrere Weltrekorde aufgestellt.

Auch die Konkurrenz scheint von der Stärke Venturis überzeugt zu sein, denn das Dragon-Team sicherte sich die neue Technologie des Herstellers, obwohl man auch andere Optionen im Feld hatte. Somit kann Venturi gleich doppelt von der gewonnenen Erfahrung auf der Strecke profitieren. Apropos Erfahrung: Eine wichtige neue Komponente findet sich auch auf der Fahrerseite wieder, denn dort konnte man einen ganz besonderen Coup landen.


Formel E: Team Venturi vor Saison 2

Neben Stephane Sarrazin ist Jacques Villeneuve der Hingucker bei Venturi. Weitere Formelsport-Videos

Als Ersatz für Nick Heidfeld setzt man in der neuen Formel-E-Saison auf die Dienste eines Formel-1-Weltmeisters: Jacques Villeneuve steigt in die Serie ein und hat mehr vor, als nur locker im Feld mitzurollen. Der exzentrische Kanadier ist der neue Star im Feld und hat mit Venturi große Taten geplant. Stephane Sarrazin an seiner Seite kann zudem auf seiner Erfahrung der Vorsaison aufbauen und bei der Entwicklung helfen.