Teamvorschau Formel E 2015/2016: Die Favoriten

(Motorsport-Total.com) - Am Samstag startet die Formel E in Peking in ihre zweite Saison. Für das neue Jahr hat sich in der Elektrorennserie einiges geändert. Zwar ist das Auto im Grunde noch das gleiche wie in der ersten Saison, doch über den Sommer durften die Teams den ersten Entwicklungsschritt in Angriff nehmen: den Antrieb. Es gibt verschiedene Konzepte, die sich die zehn Teams für 2015/2016 ausgedacht haben. Wir stellen euch in den Tagen vor dem Saisonauftakt die Rennställe noch einmal genauer vor. Heute: die Favoriten!

Abt

Land: Deutschland
Fahrer 1: Lucas di Grassi (Brasilien)
Fahrer 2: Daniel Abt (Deutschland)
Teamchef: Hans-Jürgen Abt
Fahrzeug: Abt Schaeffler FE01
Platzierung Vorjahr: 3. (165 Punkte)

"Wir werden in diesem Jahr viel stärker sein", kündigt Lucas di Grassi an. Schon in der vergangenen Saison lieferte sich das einzige deutsche Team im Feld einen guten Kampf an der Spitze, doch am Ende musste man sich sowohl in der Fahrer- wie auch in der Konstrukteurswertung geschlagen geben. In dieser Saison soll das anders werden, denn Abt lechzt nach dem Titel in der Formel E.

Dafür hat sich der Rennstall gut verstärkt. Vor allem Technologiepartner Schaeffler soll mit seinem neuen Antrieb für den großen Erfolg sorgen, zudem kann man auch auf die Expertise von Audi zählen, die seit Jahren mit Abt verbunden sind. "Es ist einfach eine gute Gruppe, die wir da beieinander haben und die in den vergangenen Monaten einen hervorragenden Job gemacht hat", lobt Daniel Abt, der ebenso wie Teamkollege Lucas di Grassi an Bord bleibt.

Der Brasilianer war in der Debütsaison die Erfolgsgarantie von Abt. Er holte sich in Peking den ersten Formel-E-Sieg der Geschichte und hätte ohne Disqualifikation auch in Berlin triumphiert, zudem war er bis zum letzten Saisonrennen im Titelkampf involviert. Jetzt will er richtig angreifen: "Bei uns hat sich eine Menge verändert, denn durch unseren neuen Antrieb benötigen wir viel mehr Leute, die an den einzelnen Systemen arbeiten. Es ist immer schwierig, die Leute zu einer Familie zu machen, aber sie verstehen sich, ohne irgendetwas zu sagen."

Daniel Abt fehlte im Lauf der Saison hingegen immer wieder das Quäntchen Glück. Zu häufig wurde er in Zwischenfälle verwickelt, obwohl der Speed eigentlich da war. "Er hatte zwar die Performance, doch manchmal fehlte es ihm an Erfahrung. Dieses Jahr hat er die Erfahrung, um eine starke Performance zu zeigen", glaubt di Grassi. Und auch beim Team selbst sollte die Performance gegeben sein, schließlich stellte man bei den Testfahrten in Donington gleich mehrere Rundenrekorde auf.

NextEV

Land: China
Fahrer 1: Nelson Piquet jun. (Brasilien)
Fahrer 2: Oliver Turvey (Großbritannien)
Teamchef: Steven Lu
Fahrzeug: NextEV TCR FormulaE 001
Platzierung Vorjahr: 4. (152 Punkte)

Zwar verlief die Vorbereitung für das ehemalige China-Team nicht nach Maß, dennoch muss der Rennstall um Formel-E-Meister Nelson Piquet jun. natürlich zu den Favoriten gezählt werden. Dass das Team die nötige Qualität besitzt, hat man in der vergangenen Saison bewiesen, als der Brasilianer zum ersten Champion gekrönt wurde, doch nun muss man beweisen, dass man auch in Sachen Weiterentwicklung mithalten kann.

Mit NextEV hat das Team einen wichtigen Partner an Bord, der sich mit Elektrofahrzeugen im asiatischen Bereich bereits auskennt, und mit Campos bleibt auch der erfahrene Rennstall an Bord, der bereits 2014/2015 die Renneinsätze des Teams organisiert hat. Und vor allem bleibt auch Meister Piquet Teil des Teams: "Ich wurde von vielen großen Teams, Herstellern und Organisationen angefragt, aber ich wollte bei dieser guten Gruppe bescheidener Leute bleiben. Sie haben mir die erste Möglichkeit gegeben, bevor es jemand anderes tat", so der Brasilianer.

"Wegen ihnen bin ich hier. Wir haben zusammen die Meisterschaft gewonnen, sie glauben an mich und sie respektieren mich. Ich schulde ihnen etwas." Doch auch er selbst weiß, dass die Saison 2015/2016 viel härter für sein Team werden wird: "Es gibt viele Teams mit mehr Budget und einer größeren Präsentation, aber wir haben bewiesen, dass wir sie auch als kleines Team schlagen können", steckt er nicht bereits vorher auf.

Zumindest könnte man in der Teamwertung nun eine bessere Chance haben, denn in der abgelaufenen Saison war China zumeist ein Ein-Mann-Team: Piquet holte alleine 144 der 152 Saisonzähler. Mit Oliver Turvey bekommt er allerdings nun einen Mann an die Seite, der schon beim Saisonfinale in London seinen Wert unter Beweis gestellt hat und für den sich der Champion stark gemacht hat.

Renault e.dams

Land: Frankreich
Fahrer 1: Sebastien Buemi (Schweiz)
Fahrer 2: Nicolas Prost (Frankreich)
Teamchefs: Jean-Paul Driot/Alain Prost
Fahrzeug: Renault Z.E 15
Platzierung Vorjahr: 1. (232 Punkte)

Das Ziel ist klar: Titelverteidigung. Wer im ersten Jahr das Rennen unter den Teams deutlich für sich ausmacht, möchte auch im zweiten Jahr nicht weniger erreichen. e.dams zählt wieder zu den absoluten Topfavoriten im Feld und hat schon bei der Saisonvorbereitung in Donington gezeigt, dass mit den Franzosen zu rechnen sein wird. "Wir wissen, dass wir liefern müssen", sagt Teamgründer Alain Prost. Denn das Paket verspricht eine Menge.

Ein wichtiger Schlüssel ist natürlich die Verbindung zu Renault, die bereits im vergangenen Jahr beteiligt waren, nun aber weiter ins Geschehen eingreifen. "Wir sind nun mehr Renault als im Vorjahr", nickt Prost. "Der Plan war klar: Sobald es an die Entwicklung geht, wollen wir einen großen Partner an Bord haben, und ein Konstrukteur wie Renault ist natürlich der bestmögliche Partner, den wir haben können."

Es sind Worte, an denen man sich messen lassen wird, denn viel erfolgreicher kann man kaum noch werden. Das Team holte 2014/2015 die meisten Rennsiege (vier) und die meisten Pole-Positions (fünf). Nur in einer Statistik musste man sich geschlagen geben: beim Fahrertitel, den Sebastien Buemi um einen Punkt denkbar knapp verpasste. "Jetzt wollen wir auch bei den Fahrern einen Schritt höher", gibt sich der Schweizer kämpferisch.

Die Vorzeichen stehen gut, denn mit Nicolas Prost bleibt auch der zweite Fahrer an Bord und sorgt so für Kontinuität. "Wir pushen uns gegenseitig, und es ist gut, einen konkurrenzfähigen Teamkollegen zu haben", sagt Buemi. Garantien gibt es im Motorsport aber dennoch nicht: "Wir können nichts vorhersagen, denn selbst beim Testen wissen wir nicht, was die anderen machen", sagt er. Und die Konkurrenz hat genau im Blick, wen es zu schlagen gilt.