Fanboost und Live-Gaming: Die verrückten Ideen der Formel E

Mit einem völlig neuen Konzept wartet die Formel E auf ihren Start: Alejandro Agag erklärt, wie der Fanboost und das Liverennen am PC funktionieren soll

(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 hat es mit DRS und doppelten Punkten beim letzten Saisonrennen vorgemacht, doch die Formel E treibt die verrückten Innovationen auf die Spitze. Ungläubige Reaktionen folgten auf die Ankündigung von Serienpromoter Alejandro Agag, die neue Elektroserie wolle beispielsweise mit einem Fanvoting bestimmen, welcher Fahrer im Rennen einen Zusatzboost bekommen soll.

Titel-Bild zur News: Alejandro Agag

Alejandro Agag will die Formel E von den anderen Serien abheben Zoom

Doch der Gegenwind bei solchen Ideen kommt nicht nur von Seiten der Fans. "Ihr solltet mal bei einigen FIA-Meetings dabei sein", grinst Agag im Gespräch mit der Agentur 'Reuters'. "Die Puristen in der FIA schauen auf uns und sagen: 'Bist du komplett verrückt?' Aber wir denken, dass es sehr wichtig ist. Wir müssen anders sein", erklärt der Spanier. Und dies stützt Agag neben dem völlig neuen Elektrokonzept der Serie auch auf die Gimmicks drumherum.

Dafür hat der Promoter zwei Ideen in petto: "Eine ist Gaming und die andere der Zusatzboost via Social Media." Spukten diese Ansätze bislang nur als mögliche Hirngespinste durch die Gegend, so wird Agag langsam konkret, wie diese Features aussehen sollen. Zum Thema Gaming hat der Formel-E-Chef seine ganz eigenen Vorstellungen. Fans sollen sich noch während des Rennens live mit den Piloten auf der Strecke messen können.

Ein virtuelles Meisterschaftsrennen

Mittels GPS wird die Position der Fahrer genau ermittelt werden können, während PC-Spieler zuhause vor dem Rechner quasi in das Rennen gebeamt werden. Auf die Fahrer der Formel E hat dies natürlich keine Auswirkungen. Zunächst sollen virtuelle Fahrer kleinere Aufgaben erhalten, da die Aufmerksamkeitsspanne doch recht gering eingeschätzt wird. Gamer können sich zu jeder Zeit an jeder Position ins Rennen einklinken und beispielsweise die Aufgabe erhalten, so viele Fahrer wie möglich zu überholen. Dafür soll ihnen als Nicht-Profirennfahrer ein kleiner Performancevorteil zur Verfügung stehen.

Ab der zweiten Saison 2015 soll das Konzept auch auf Spielekonsolen ausgeweitet werden und eine parallele Meisterschaft ausgefahren werden. "Wir hätten gerne ein virtuelles Rennen. Unsere 20 echten Fahrer gehen dann in den Simulator mit, sagen wir, den fünf besten Kindern des Videospiels und dann fahren sie das letzte Rennen des Jahres im Videospiel." Laut Agag soll dieses Rennen dann auch Punkte für die Formel-E-Meisterschaft geben, wenn auch weniger als für ein echtes Rennen. "Also bauen wir dann ein virtuelles Rennen in die Meisterschaft ein", beschreibt der Promoter.


Formel-E-Demoevent in Las Vegas

Fanboost für fünf Piloten

Doch das ist noch Zukunftsmusik. Im ersten Jahr der Formel E steht diese Option noch nicht zur Verfügung. Dafür soll der Fanboost schon von Beginn an ein Feature der neuen Serie sein. Eine Woche vor dem Rennen soll man online für den Fahrer voten können, der einen Extraschub erhalten soll. Eine Minute vor Rennstart wird dann bekanntgegeben, welche fünf Fahrer die meisten Stimmen auf sich vereinen konnten und von der Extrapower profitieren dürfen.

Um Manipulation zu verhindern, müssten Fans sich eventuell vorher registrieren - oder es könnte eine App zur Anwendung kommen. "Wir müssen noch ein paar Tests durchführen um zu sehen, wie viel Energie wir für den Fanboost im Auto lassen wollen - und wie das dann funktionieren sollen", erklärt Agag weiter. Allerdings soll es dabei nicht übertrieben werden: "Der Schlüssel ist, die Balance zwischen Interaktion der Fans und der Fairness des Resultats zu finden."

Lucas di Grassi, Alejandro Agag

Lucas di Grassi könnte bald virtuelle Gegner bekommen... Zoom

Das heißt, dass der Boost eventuell zwei zusätzliche Verteidigungs- oder Angriffsversuche zulassen könnte, am Ende aber nicht den Sieg entscheiden sollte - auch weil das System in den letzten Runden des Rennens verboten sein könnte. "Der Fanboost ist ein wichtiger Teil unseres Rennkonzeptes, weil es wieder für eine radikale Änderung steht, damit die Fans angezogen werden." Ob sich das System bewährt und wie die Formel E bei den Fans ankommt, das zeigt sich spätestens beim ersten Rennen in Peking im September.