• 20.05.2011 12:11

  • von Roman Wittemeier

Zwischengas-Verbot: Marussia-Virgin hätte profitiert

Marussia-Virgin-Teamchef John Booth macht kein Geheimnis aus der Tatsache, dass sein Team von einem kurzfristigen Zwischengas-Verbot profitiert hätte

(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 hat auch 2011 ihre Diskussion über technische Kniffe. Waren es in den vergangenen Jahren die Doppeldiffusoren oder F-Schächte, sind in diesem Jahr die neuen Auspuffsysteme im Zentrum von Debatten. Die FIA stuft das automatische Zwischengas, das den Abgasstrom konstant hält, sobald der Pilot vom Gas geht, als aerodynamisches Hilfsmittel ein.

Titel-Bild zur News: Jerome D'Ambrosio

Marussia-Virgin und der Auspuff: Bisher haben die Briten das System nicht im Griff

Ursprünglich sollten die Motoreinstellungen, die einen solch konstanten Luftstrom ermöglichen, schon zum bevorstehenden Grand Prix in Spanien verboten werden. Doch der Aufschrei der Topteams war laut, ein Aufschub bis zum Kanada-Grand-Prix die Folge. "Charlie Whiting hat diese Systeme als bewegliche aerodynamische Elemente eingestuft. Damit liegt er wohl richtig", sagt Marussia-Virgin-Teamchef John Booth gegenüber 'Reuters'.

Gerüchten zufolge soll die FIA von aktuellen Formel-1-Teams auf diese Tatsache hingewiesen worden sein. Ob diese Beschwerden von Marussia-Virgin oder Williams kamen, ist unklar. Sicher scheint jedoch, dass es eines jener Teams war, die mit Cosworth-Motoren fahren. Die Briten haben das Motoren-Mapping noch nicht optimal auf die neuen Auspuffsysteme zugeschnitten.

"Das Zwischengas-Verbot würde uns weniger hart treffen als die Topteams, weil wir im Bereich Motoren-Mapping erheblich zurück liegen", sagt Booth. Marussia-Virgin hatte ein neues Auspuffsystem in Istanbul ausprobiert - ohne Erfolg. Laut Timo Glock gab es erhebliche Verschiebungen in der Fahrzeugbalance. Offenbar hat man das Problem in den vergangenen Tagen nicht in den Griff bekommen.

"Nun hat man das Verbot zunächst um zwei Rennen aufgeschoben. Das ist für uns etwas enttäuschend", gibt Teamchef Booth offen zu. Marussia-Virgin war im ersten Freien Training in Barcelona weit hinter den Spitzenteams zurück, Glock überwand nicht einmal die 107-Prozent-Hürde. Wenn Red Bull und Co. den Auspuffvorteil nicht hätten, würde es für das britische Team sicherlich leichter...

¿pbvin|512|3705||0|1pb¿Gleichzeitig müssten die Topteams auf die Suche nach alternativen Abtriebselementen gehen. "Wir sollten das erst einmal in der Technischen Arbeitsgruppe besprechen", sagt Red-Bull-Teamchef Christian Horner gegenüber 'Autosport'. Allerdings habe er seine Zweifel, ob man dort eine Einstimmungkeit der Teams herstellen könnte.

"Es wäre auf jeden Fall zunächst die richtige Bühne, um einen Dialog zu führen. Ob wir dann Änderungen in diesem oder im nächsten Jahr bekommen, das müssen wir mal sehen", sagt der Brite. Sicher ist: Die Topteams möchten kein Verbot während der laufenden Saison. "Es ist vor allem nicht schön, dass man dadurch Zeit verliert, dass man sich Gedanken um kurzfristige Alternativen machen muss."

Die FIA will die Möglichkeit von Zwischengas nicht gänzlich verbieten. Allerdings sollen die Drosselklappen beim Bremsvorgang nur noch maximal zu zehn Prozent geöffnet werden. Angeblich operiert Red Bull derzeit mit 45 Prozent Gas, um den Abgasstrom konstant zu halten. Bei Renault sollen es sogar satte 95 Prozent sein. Die Franzosen würden also den heftigsten Rückschlag verspüren.