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Wirtschaftliche Verantwortung und sportliche Herausforderung
Ob Leitfigur Sauber, Avantgardist Fernandes oder Racing-Liebhaber Whitmarsh: Die Teamchefs der Formel 1 widmen sich Sport und Business
(Motorsport-Total.com) - An den Kommandoständen geben sie auf ganz unterschiedliche Weise den Ton an. Ob als "kleiner Napoleon" mit Stoppuhr wie einst Jean Todt bei Ferrari; ob als alternder Schürzenjäger mit aufgeknöpftem Hemd, blauer Brille und grenzwertigen Methoden wie früher Flavio Briatore bei Benetton und Renault; oder als smarter Manager wie Ron Dennis in den großen Tagen bei McLaren. Daran, dass die Teamchefs in der Formel 1 verschiedene Führungsstile pflegen, hat sich nichts geändert.

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Sechs Teams, sechs Führungsstile: Die Teams handhaben es unterschiedlich
In das Lager der Exzentriker gehört vor allem Tony Fernandes. "Er hat gewissermaßen mit allen Regeln gebrochen. Und es scheint zu funktionieren", sagt Riat Asmat über seinen Boss, was in den Ohren des Caterham-Chefs mit Vorliebe für ungewöhnliche Maßnahmen wie ein Lob klingen dürfte. "Er ist mit vollem Einsatz dabei", insistiert Geschäftsführer Asmat. Eric Boullier hingegen gehört zu den zurückhaltenderen Erscheinungen im Formel-1-Business, was Gerard Lopez nicht zu seinen Ungunsten auslegt. Im Gegenteil: Der Finanzinvestor und Gründer von Lotus-Besitzer Genii Capital findet, dass der Franzose am Kommandostand einen guten Job macht: "Er managt das Team, wie es ein Teamchef tun sollte", erklärt der Lopez, der sich gut vertreten fühlt.
Peter Sauber vor dem Rückzug?
Sauber-Geschäftsführerin Monisha Kaltenborn weiß: "Das Team hat eine heikle Zeit hinter sich, besonders seit 2010." Peter Sauber stünde als Gründer für Stabilität und Kontinuität, was in dieser Zeit von großer Wichtigkeit gewesen sei. "Jeder sieht, dass er angefangen hat, sich zurückzuziehen", so Kaltenborn über den 68-Jährigen. "Das Reisen zu all den Rennen genießt er nicht mehr besonders und es kommt auf ihn an, ob er eine Veränderung will." Die Rolle Saubers in seiner Hinwiler Mannschaft schätzt Kaltenborn trotzdem weiter hoch ein: "In unserer speziellen Situation ist es wichtig, dass er da ist."
"Bei uns genießt es der Teamchef, zu allen Rennen zu reisen", meint Martin Whitmarsh über seine Rolle bei McLaren. "Ob die Mannschaft es gerne sieht, wenn er dabei ist, weiß ich nicht", schmunzelt der 53-Jährige, der in Woking offenbar nicht immer einen leichten Stand hat: "Wir Teamchefs denken immer, wären nah dran. Aber meistens necken uns die Angestellten doch."
Domenicali: Delegieren statt Regieren
In Maranello sehnt sich einer offenbar mehr nach Dolce Vita als nach Racing. Es wäre vorteilhaft, einen Teamchef zu haben, der nicht zu jedem Rennen reisen würde, findet Stefano Domenicali: "Das hieße, er hätte einen sehr, sehr guten Stellvertreter. Das ideale Szenario für die Zukunft." Schon jetzt kümmert sich Ferraris Teamchef nicht um jedes Detail in der Box der Roten: "In technische Belange bin ich nicht wirklich involviert. Ich delegiere diese Dinge. Das Team ist eine Einheit", beschwört Domenicali den Teamgeist, sieht in einer Formel-1-Equipe aber nicht vorrangig eine Sportmannschaft: "Organisation, Sponsoring, Marketing und Verwaltung - es ist eine Firma, die Teil von etwas Größerem ist."
Ausgerechnet bei Red Bull, dass sich nach außen gerne als jung und trendy verkauft, hält der Teamchef die Organisation für konservativ: "Ich bin bei allen Rennen. Wir haben eine ziemlich altmodische Struktur", sagt Christian Horner, der seinen Job zu lieben scheint: "Es gibt praktisch nie einen ruhigen Moment. Aber das ist Teil der Herausforderung. Du fährst jeden Tag zur Arbeit und weißt nicht, was dich erwartet. Es geht um Sport und Geschäft", so der Red-Bull-Rennleiter. Die Rolle am Grand-Prix-Wochenende sei eine ganz andere als die, die ihm unter der Woche in der Fabrik zukäme: "Ein Job mit vielen Facetten", resümiert der Brite.

