• 07.06.2015 13:00

  • von Dominik Sharaf

Zweifel an Fanumfrage: "Wollen Sie weniger Überholmanöver?"

Das GPDA-Vorhaben stößt bei den Teamverantwortlichen auf Lob und Interesse, jedoch wundert sich so mancher über die Verallgemeinerbarkeit der Ergebnisse

(Motorsport-Total.com) - Das Formel-1-Paddock erwartet mit Spannung die Ergebnisse der weltweiten Fanumfrage, die die Fahrervereinigung GPDA am Rande des Monaco-Grand-Prix vor zwei Wochen initiiert hat. Die Ultima Ratio versprechen sich von dem Projekt jedoch längst nicht alle Insider. Zu den Skeptikern gehört Graeme Lowdon, der sich darüber wundert, ob die Resultate durch die Formulierung der Fragen nicht verzerrt werden. "Bei Umfragen ist immer das Design entscheidend", weiß Manors Sportdirektor.

Titel-Bild zur News: Nico Hülkenberg

Nico Hülkenberg und die Fans: Die GPDA interessiert, was sie denken Zoom

Lowdon verweist darauf, dass die Teilnehmer nicht mit möglichen Konsequenzen konfrontiert würden, wenn sie zu Änderungswünschen befragt werden. "Ich habe eine Statistik gesehen, in der es hieß, die Fans wollten die Rückkehr der Tankstopps. Das hat mich überrascht", berichtet der Brite, der offenbar ein Gegner der Idee ist. "Denn würde man die Frage stellen: 'Wollen Sie nur noch die Hälfte der Überholmanöver auf der Strecke sehen?" - dann würden die Ergebnisse anders aussehen."

Dennoch hält er die Meinungsforschung für relevant, weil sie sich um das wichtigste Kapital der Branche dreht: "Das Wichtigste, was die Formel 1 hat, ist ihre Fanbasis", betont Lowdon. "Man spricht über sie, als sei sie eine einzelne Person, aber es sind doch Millionen und Abermillionen von Menschen. Von ihnen geht alles aus. In jeder Branche ist es deshalb wichtig zu wissen, was der Endverbraucher will." Denn es geht nicht nur um Spaß und Freizeitvergnügen, sondern auch um viel Geld.

Lotus-Geschäftsführer Matthew Carter weiß: "Umso mehr Zuschauer wir haben, umso größer ist die finanzielle Unterstützung und umso mehr Sponsoren können wir uns sichern. So finanzieren wir unser Geschäft." Schließlich sind TV-Verträge nur lukrativ, wenn die Einschaltquoten hoch sind. Werbetreibende greifen nur tief in die Tasche, wenn ihre Schriftzüge von genügend potenziellen Konsumenten wahrgenommen werden. Und Promoter zahlen nur immense Gebühren, wenn sie ihre Tickets teuer absetzen können.


Fotos: Großer Preis von Kanada


Die Vielfalt der Formel-1-Fans würdigt Mercedes' Co-Teamchef Paddy Lowe: "Das Tolle ist die Bandbreite des Publikums, die vom Gelegenheitszuschauer bis zum Enthusiasten reicht, der darauf sinnt, alle technischen Feinheiten zu verstehen. Das bereichert den Sport und deshalb ist er seit so langer Zeit so populär." Er wünscht sich, dass die zweite Gruppe in Zukunft mehr geboten bekommt, indem Details der Ingenieurskunst transparenter dargestellt werden.