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  • 21.05.2015 16:36

  • von Dominik Sharaf

Alex Wurz plädiert für Fanumfrage: "Konkurrenz ist Hollywood"

Der Boss der Fahrergewerkschaft ist überzeugt, dass die Formel 1 noch sexy ist, begreift sie jedoch als krisengeschütteltes Luxusprodukt: "Man muss wenig ändern"

(Motorsport-Total.com) - Im Kampf um eine attraktivere Formel 1 will die Fahrergewerkschaft GPDA die Fans nach ihren Wünschen und ihrer Kritik an der Königsklasse befragen. Das ist der Kern eines bei einer Sitzung am Rande des Spanien-Grand-Prix gefassten Beschlusses des Gremiums, der in Monaco im Detail vorgestellt werden soll. "Die Leute, die Fans müssen befragt werden", unterstreicht der GPDA-Vorsitzende Alexander Wurz im 'ORF'.

Titel-Bild zur News: Alexander Wurz

Alexander Wurz findet, dass die Formel 1 weiter viel Potenzial besitzt Zoom

Der Österreicher verdeutlicht die Notwendigkeit anhand der von der Strategiegruppe angedachten Wiedereinführung des Nachtankens während des Rennens. Er fragt sich, ob das durch den Wegfall des Sparens von Sprit erhöhte Tempo gewünscht ist oder ob es nicht vielmehr um die Zweikampf-Action geht: "Wollen wir nur die schnellsten Autos sehen, auch wenn es weniger Überholmanöver gibt?", überlegt Wurz, misst dem Thema aber nicht die Priorität zu, die ihm derzeit in den Medien zuteil wird.

Er stellt klar: "Man kann es gut oder schlecht reden, aber ich glaube nicht, dass hier die Antwort liegt, um Millionen von Zuschauern zu gewinnen. Sie liegt in Anreizen für die Promoter, vielleicht darin, das Geschäftsmodell der Formel 1 anzupassen." Was das Regelwerk angeht, hält Wurz die Beletage zu Beginn der Turbo-Hybridära für gut aufgestellt und sieht keinen Bedarf für große Reformen zur Saison 2017, von denen derzeit jeder in der Szene spricht. "Man muss wenig ändern", so Wurz.

Wirtschaftskrise erschüttert Formel 1 gewaltig

Er wünscht sich, dass die Formel 1 weniger versucht, die gebotene Show auf der Rennstrecke zu ver(schlimm)bessern, sondern sich besser vermarktet: "Es ist ein Verdrängungswettbewerb um die Freizeit, die die Menschen aufbringen. Hier haben wir Konkurrenzkampf gegen Hollywood, gegen andere Sportarten wie Fußball. Dieser Ansatz wäre mir lieber." Wurz betrachtet die Serie nach eigener Aussage als Luxusprodukt, das für Menschen, die es sich leisten können und wollen, eine kostspielige Angelegenheit ist.

Fehlt den Leuten das Geld, dann bekommt die Formel 1 das schnell zu spüren, zum Beispiel in Form ausbleibender Ticketkäufe. "Wir sind in einer Wirtschaftskrise", unterstreicht Wurz. "Europa hinkt im Wachstum hinten nach und alle Zweige für Freizeitgestaltung im oberen Preissegment leiden im Augenblick." Das könnte vor dem Hintergrund sinkender Einschaltquoten bei den TV-Übertragungen und an einigen Strecken einbrechender Ticketverkäufe eher ursächlich sein als die gebotene Show.


Fotos: Großer Preis von Monaco


Soziale Medien: Wachstumseffekt wird übersehen

Wurz hält es für möglich, dass diese Zahlen über die wahre Reichweite hinwegtäuschen, da sie neue Kommunikationskanäle ausblenden und nicht abbilden, mit welcher Intensität sich Menschen mit dem Geschehen auseinandersetzen. "Die Effizienz der Reichweite steigt noch immer, weil wir mit der Hilfe der sozialen Medien den richtigen Fan mehr und tiefer erreichen", ist der 41-Jährige, der selbst beim Kurznachrichtendienst Twitter sehr aktiv ist, sicher.

Sergio Perez, Lewis Hamilton

Cool, schnell, ein bisschen gefährlich: Gute Zutaten für ein Freizeitvergnügen Zoom

Wurz glaubt, dass das Grundrezept weiter stimmig ist: "Es ist genau das, was die Leute wollen: Es ist cool, Mann und Maschine gegeneinander, es ist schnell, es ist ein bisschen gefährlich und hat eigentlich alle Mischungen." Wären da nicht die Aktiven, die selbst bei den Regeln mitbestimmen dürfen und sich auf diesem Wege jeden erdenklichen, finanziellen oder sportlichen Vorteil mit harten Bandagen sichern wollen: "Dann beginnen die politischen Querelen und das artet manchmal aus in Beschmutzung des eigenen Nestes."