• 20.09.2004 10:56

Zonta: Neue Strecke Chance für die "Nicht-Top-Teams"

Toyota-Pilot Ricardo Zonta analysiert den Kurs von Shanghai, spricht über Schlüsselstellen und Überholmöglichkeiten

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Diese Woche machen sich die Formel-1-Teams auf den Weg nach China, zum ersten China-Grand-Prix. Welche Eindrücke hast du von der neuen Strecke anhand der Karten und Simulationen gewinnen können?"
Ricardo Zonta: "Von dem, was ich bisher vom 'Shanghai International Circuit' gesehen habe, würde ich sagen, dass es eine Strecke für mittleren bis viel Abtrieb ist. Es ist keine Strecke für viel Abtrieb weil die Geraden sehr lang sind, aber es gibt auch ein paar sehr enge Sektionen. Es wird wichtig sein, dass man ein Auto hat, das beim Bremsen und insbesondere bei den Richtungswechseln sehr stabil ist. Es gibt auch ein paar Kurven, in denen die Traktion einen großen Unterschied ausmachen wird - vor allem vor den Geraden - wie den Kurven 3, 9, 13. Das gilt auch für Kurve 15, die eine Vollgaskurve vor der letzten Kurve auf die Start- und Zielgerade ist."

Titel-Bild zur News: Ricardo Zonta

Ricardo Zonta ist gespannt, wie es sich in Shanghai fahren wird

Frage: "Kannst du offensichtliche Überholmöglichkeiten ausmachen?"
Zonta: "Da sehe ich vor allem die letzte Sektion, vom Ausgang der Kurve 13 bis zum Ausgang von Kurve 16. Dort kann man am besten überholen. Andere offensichtliche Möglichkeiten zum Überholen gibt es nicht."#w1#

Frage: "Welche anderen Sektionen werden einen großen Unterschied ausmachen?"
Zonta: "Die ersten paar Kurven werden beim Überholen keine große Hilfe sein, aber sie werden ein echter Test für die Balance des Autos werden. Die ersten paar Kurven sind sehr langsam, sie werden im zweiten Gang durchfahren."

Frage: "Wie viel Spaß wird der Kurs deiner Meinung nach machen?"
Zonta: "Jede Kurve stellt eine andere Herausforderung dar, man kann aber erst sagen, ob sie Spaß machen oder nicht, wenn man vor Ort ist. Der Kurs sieht langsam aus, aber es könnte mehr Spaß machen, wenn man ihn aus der Sicht im Auto sieht. In jedem Auto, aber besonders in einem Formel-1-Auto, kann man Spaß beim Fahren haben, das hängt aber alles von der Haftung und der Balance ab."

Frage: "Wie verändert sich die Arbeit an einem Rennwochenende, wenn man an eine neue Strecke kommt?"
Zonta: "Wenn man an eine neue Strecke kommt, dann bedeutet dies nicht, dass man härter arbeiten muss, aber man muss eine andere Strategie anwenden. Die Fahrer verbringen ihre ersten paar Runden damit - normalerweise rund ein halbes Dutzend - um die Strecke kennen zu lernen."

Frage: "Welche besonderen Probleme ergeben sich, wenn man auf einer neuen Strecke fährt?"
Zonta: "Der Asphalt ist immer sehr rutschig bevor die Formel-1-Autos auf einer neuen Strecke gefahren sind, weil kein Gummi auf der Strecke liegt. Das bedeutet, dass die Balance des Autos zunächst nicht perfekt arbeitet, besonders während der ersten Trainingsstunde."

Frage: "Wie wirkt sich das auf die Auswahl der Reifen aus?"
Zonta: "Wir können am Vergleich der Reifen erst dann arbeiten, wenn diese erste Phase vorüber ist, der erste Gummi auf der Strecke liegt, das ist sehr wichtig. Sogar dann kann es sein, dass man wieder einen Schritt zurück machen muss und alles nach ein paar Runden erneut ausprobieren muss, weil die Strecke so rutschig ist und die Haftung zugenommen hat."

Frage: "Normalerweise gehen die Teams auf eine Strecke und verfügen über eine Menge Daten, auf die sie bauen können. Wie viel weiß man im Voraus, wenn man auf eine brandneue Strecke kommt?"
Zonta: "Natürlich haben wir in der Fabrik Simulationen, die einem eine Menge helfen, einem eine Idee für den benötigten Abtrieb und die erforderlichen Getriebeübersetzungen geben. Aber es gibt keine Möglichkeit, über die Haftung etwas zu wissen bis man vor Ort ist, denn nur wenn man das Auto fährt kann man dies spüren. Wir werden bis zum Ende des Freitag alle Informationen, die wir für das Rennen brauchen, sammeln, solange wir ausreichend fahren. Dabei werden wir auch Ryan im dritten Auto voll nutzen."

Frage: "Kann es sein, dass die Startaufstellung und die Ergebnisse weniger vorhersagbar sind als gewöhnlich wenn man auf eine neue Strecke kommt?"
Zonta: "Ich denke, dass neue Strecken die Ergebnisse eines Rennens öfters unvorhersagbar machen, denn die Arbeit, die das Team unternimmt um das Auto zu verbessern, kann einen größeren Unterschied ausmachen. Wenn du zu einer Strecke kommst, auf der die Teams die ganze Zeit testen, dann verfügen die erfahrenen Teams über ein Paket, das zu dieser Piste extrem gut passt. Aber wenn es einen neuen Kurs gibt, dann hat der Rest der Teams eine größere Chance und das gilt auch für Toyota."

Frage: "Was willst du vor dem Rennen in China machen?"
Zonta: "Ich werde am Dienstag in China ankommen und habe vor, dort etwas zu trainieren und mir auch Shanghai anzuschauen. Ich war schon zuvor einmal in China gewesen, aber nicht in Shanghai selbst, das wird also eine schöne Erfahrung für mich sein."