• 20.09.2004 10:11

  • von Fabian Hust

Sauber: "Jacques will es allen nochmals zeigen"

Peter Sauber erklärt, warum er Villeneuve verpflichtet hat und welche Ziele er sich mit dem Ex-Weltmeister vorgenommen hat

(Motorsport-Total.com) - Durch die Verpflichtung von Jacques Villeneuve ist dem Sauber-Team ein echter Coup gelungen. Mit Heinz-Harald Frentzen hatte man zuletzt einen ehemaligen Vize-Weltmeister unter Vertrag, mit dem Kanadier wird kommendes Jahr ein Ex-Weltmeister für das Team aus Hinwil fahren. Damit ist Sauber 2005 neben Ferrari das einzige Team im Feld, das einen Formel-1-Weltmeister im Auto sitzen hat.

Titel-Bild zur News: Peter Sauber

Sauber: Villeneuve soll ein konkurrenzfähiges Auto bekommen

Der 33-Jährige wird aber ohne Zweifel für einige Schlagzeilen sorgen, ist der Franco-Kanadier doch dafür bekannt, kein einfacher Charakter zu sein. Hat dies Peter Sauber bei seiner Verpflichtung berücksichtigt? "Jacques ist eine starke Persönlichkeit mit Ecken und Kanten. Das weiß ich, aber Sorgen mache ich mir deswegen keine", so der Schweizer gegenüber 'F1Total.com'. "Einerseits sind wir ein gut organisiertes, gefestigtes Team, anderseits hat die Vergangenheit gezeigt, dass sich Fahrer bei uns besonders wohl fühlen und gut entfalten können. Ich freue mich auf Jacques!"#w1#

Villeneuve macht Sauber für Sponsoren interessanter

Die Verpflichtung von Villeneuve dürfte sich positiv auf die Suche neuer Sponsoren auswirken, der Sauber-Teamchef gibt sich aber dennoch vorsichtig auf die Frage, welche Auswirkungen die Villeneuve-Verpflichtung auf die Sponsorensuche haben wird: "Das wird natürlich erst die Zukunft zeigen. Aber die Reaktionen unmittelbar nach der Ankündigung sind ein deutliches Zeichen dafür, dass wir durch ihn sehr viel Aufmerksamkeit erhalten und dadurch auch für unsere jetzigen wie auch für potentielle neue Sponsoren noch interessanter sind."

Jacques Villeneuve hatte angedeutet, dass es ihm in der Formel 1 nicht mehr auf das Geld ankommt, weil er in den letzten Jahren genug verdient hat. Deshalb bot sich der Rennfahrer den Rennställen angeblich für ein "Mini-Gehalt" an. Und auch Sauber musste für elffachen Grand-Prix-Sieger nicht übermäßig tief in die Tasche greifen, wie der 60-Jährige 'F1Total.com' versichert: "Jacques erhält bei uns ein 'Sauber-übliches' Gehalt, sowohl was das Fixum als auch den Punktebonus betrifft."

Peter Saubers Sinneswandel

Für viele Experten kam die Verpflichtung von Jacques Villeneuve etwas überraschend, auch wenn der 129-fache Grand-Prix-Teilnehmer das Werk in Hinwil besucht hatte. Aber eigentlich hatte Sauber angekündigt, dass er für 2005 eher wieder auf "frisches Blut" setzen möchte. Wie kam es zu dem Sinneswandel? "Ich habe mir viele Gedanken gemacht und bin zum Schluss gekommen, einen erfahrenen Piloten zu verpflichten. Ich bin überzeugt, dass der C24 ein gutes Auto sein wird, deshalb macht es auch Sinn, Piloten zu haben, die das Potenzial vom ersten Rennen an voll ausschöpfen können."

Ein junger Fahrer wäre billiger gewesen als Jacques Villeneuve aber unter dem Strich vielleicht doch die teurere Lösung, wenn die Lernkurve zu Beginn der Saison und ein wenig Übermut und Unerfahrenheit einige WM-Punkte kosten. Peter Sauber scheint überzeugt zu sein, dass der Rennwagen für 2005 - der erstmals komplett im eigenen Windkanal entsteht - ein großer Schritt nach vorne sein wird. Doch warum hat er sich für Villeneuve entschieden? "Für ihn habe ich mich entschieden, weil ich ihn für einen sehr guten Piloten halte und weil ich aufgrund unserer Gespräche sicher bin, dass er voll motiviert ist und es allen nochmals zeigen will."

Villeneuve-Unterschrift Auszeichnung und Verpflichtung zugleich

Der ehemalige Williams- und BAR-Pilot hat nach seinem Rauswurf bei seinem letzten Arbeitgeber Ende vergangener Saison erklärt, dass er in der Formel 1 nicht mehr "hinterherfahren" möchte. Bei allem Respekt vor der Arbeit von Sauber, es ist wohl eine große Auszeichnung für das Team, dass sich Villeneuve für zwei Jahre an das Team gebunden hat: "Und eine Verpflichtung zugleich!", ergänzt Sauber. "Natürlich wollen wir ihm ein Auto bereitstellen, das seinen Ansprüchen gerecht wird."

2001 erlebte Sauber mit dem vierten Rang in der Konstrukteurswertung die bisher beste Saison, die man natürlich liebend gerne wiederholen möchte, doch angesichts der erstarkten Konkurrenz von Renault und BAR-Honda wird es wohl schwierig sein, dieses Ziel zu erreichen. Was hat Peter Sauber also mit seinem Team und Jacques Villeneuve vor? "Unser Ziel ist es, den Abstand zur Spitze zu verringern. Konkreter kann ich das heute nicht definieren, zuviel ist im Moment in der Formel 1 in Bewegung."

Sauber freut sich auf den Wissenstransfer

Interessant ist, dass Jacques Villeneuve nun noch drei Rennen für Renault bestreitet - auf Michelin-Reifen - und wenige Wochen später bereits den Bridgestone-bereiften Sauber ausprobieren wird: "Wir haben Ende November einen Test in Barcelona geplant, und dort wird Jacques dann auch zum ersten Mal einen Sauber C23 fahren", erläutert Sauber. "Dass er jetzt noch drei Rennen in einem Renault bestreitet ist für uns aus technischer Sicht natürlich interessant. Aber das ist eine Abmachung zwischen Jacques und Renault, unser Vertrag beginnt ja erst am 1. November."