Stoddart: "Die Formel 1 ist in der Krise"

Der Minardi-Boss wehrt sich gegen die Ecclestone-Idee, drei Autos einzusetzen, und hofft auf ein neues Concorde Agreement

(Motorsport-Total.com) - Weil die Formel 1 2005 im schlimmsten Fall nur noch sieben Teams aufbieten kann, wurde zuletzt die Idee, ab sofort pro Team drei Autos zuzulassen, wieder aufgegriffen - Bernie Ecclestone hat diese Möglichkeit in einem Telefonat mit Niki Lauda besprochen. Laut Minardi-Boss Paul Stoddart wäre dies aber nur eine Notmaßnahme, keine langfristige Lösung für die kommerziellen Probleme der Königsklasse.

Titel-Bild zur News: Minardi-Teamchef Paul Stoddart

Minardi-Boss Paul Stoddart ist weiter strikt gegen Drei-Auto-Teams

Vom Jaguar-Ausstieg zeigte sich der Australier angesichts der jüngsten Entwicklungen in der Formel 1 jedenfalls nicht überrascht, wie er unserem Kollegen Chris Balfe von 'Pitpass' anvertraute: "Niemand sollte überrascht sein, denn was die Formel 1 im Moment nicht macht, ist, sich um ihre Zukunft zu kümmern. Wir sollten schon lange ein neues Concorde Agreement haben, aber alle reden immer nur davon, niemand unternimmt etwas."#w1#

Stoddart pocht auf ein neues Concorde Agreement

Stoddart glaubt, dass ohne baldige Einigung zwischen 'GPWC' und der Ecclestone/Banken-Fraktion Ford "nur der erste von vielen Herstellern" sein wird, der sich aus der Formel 1 zurückzieht: "Jaguar hat wohl ein Budget von 150 Millionen Pfund und kämpft damit gegen Toyota, wo sie eines der größten Budgets der Formel 1 haben, um den achten Platz. Das können Teilhaber nicht gutheißen. Man kann nicht so viel Geld ausgeben und im Gegenzug keine Resultate dafür sehen."

"Ich bin sicher, dass die Politik in der Formel 1 Ford nicht geholfen hat. Das heißt, vielleicht hat sie geholfen, aber bestenfalls bei der Entscheidung für einen Ausstieg", so der Minardi-Eigentümer, der sich gleichzeitig aber sicher ist, dass es nie zum Jaguar-Kollaps gekommen wäre, hätten die 'GPWC' und Ecclestone seinerzeit an ihrer Einigung festgehalten, die es in Form einer Absichtserklärung ja mehr oder weniger schon gegeben hat.

"Wenn man eins und eins zusammenzählt - großes Budget, fehlende Resultate, Unklarheit bezüglich der Zukunft, die Unfähigkeit, die 'GPWC' funktionierend zu machen, die Kämpfe mit Bernie und Max -, dann ist es kein Wunder, dass bei Ford irgendjemand in den Vereinigten Staaten gesagt hat, 'Scheiß drauf, genug ist genug'. Niemand gibt es je zu, aber die Formel 1 ist in der Krise. Wenn wir nicht bald etwas dagegen tun, wird es zu spät sein", warnte Stoddart vor zu viel Unbekümmertheit.

Ohne Privatteams wären auch große Hersteller Hinterbänkler

Darüber hinaus glaubt er, dass Privatteams wie Minardi immens wichtig dafür sind, dass die Hersteller in der Formel 1 bleiben: "Kein Hersteller kann und will in einer Rennserie bleiben, wenn er ständig Letzter wird. Sind die Privatteams weg, werden sich auch die Hersteller der Reihe nach verabschieden, denn die können schließlich am Montagmorgen keine Autos verkaufen, wenn sie am Sonntag mit ihren drei oder vier Autos Drittletzter, Vorletzter und Letzter geworden sind."

Teams mit drei Autos, wie sie Ecclestone schon 2005 durchbringen will, seien daher aus Stoddarts Sicht "das Ende der Formel 1, wie wir sie im Moment kennen", weil den Kleinen das Überleben noch schwerer gemacht würde, schließlich wäre es praktisch ein Ding der Unmöglichkeit, bei 15 statt zehn Top-Autos in die Punkte zu fahren. Schon dieses Jahr landete nur einmal ein Minardi-Pilot in den Punkten, als Baumgartner in Indianapolis glücklich Achter wurde.