• 09.09.2016 10:54

  • von Dieter Rencken & Roman Wittemeier

Zieht Daniil Kwjat den Kopf noch aus der Schlinge?

Die Formel-1-Zukunft von Red-Bull-Zögling Daniil Kwjat steht auf dem Spiel: Russe muss in den kommenden Rennen Formanstieg zeigen - Gasly macht Druck

(Motorsport-Total.com) - Daniil Kwjat hat die vergangene Formel-1-Sommerpause nach eigener Aussage dringend benötigt, um ein wenig Distanz zu den Geschehnissen zuvor zu bekommen. "Die Zeit war geprägt von Stress und Druck", meint der Russe, der nach seiner Degradierung vom Red-Bull- zum Toro-Rosso-Piloten unter genauester Beobachtung steht. "Mein Ziel ist es, in diesem Team zu bleiben", sagt er. Kwjat nutzte die vergangenen Rennen in Belgien und Italien, um "etwas im Schatten arbeiten zu können".

Titel-Bild zur News: Daniil Kwjat

Kam gut erholt und bester Laune aus der Sommerpause: Daniil Kwjat Zoom

Für das optimale Nutzen aller sich bietenden Chancen muss die Zusammenarbeit mit Team und Renningenieur passen. An diesem Punkt hat man in den vergangenen Wochen gearbeitet. "Weil wir in Spa und Monza aufgrund unseres Leistungsdefizits ohnehin nichts erreichen konnten, haben wir uns darauf konzentriert", erklärt Kwjat. Mit dem kommenden Grand Prix in Singapur steigt der Druck wieder an. Auf den nun im Kalender stehenden Strecken soll Toro Rosso für Überraschungen sorgen.

Die Chancen der kommenden Wochen muss vor allem Kwjat nutzen, um seinen Job für 2017 abzusichern. Denn bislang sei er "noch nicht wieder der Alte", meint Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko. "Wir wollten ihm bei Toro Rosso die Chance geben, sich von den Erlebnissen zuvor zu erholen. Aber er ist wie ein Magnet. Wenn etwas schiefläuft, dann passiert es bei ihm. Ob es Probleme mit den Reifen sind oder technische Defekte - immer trifft es ihn."

Technische Gebrechen: Daniil Kwjat zieht das Pech an

"In Monaco ein Elektronikdefekt, später in Baku ein kaputter Dämpfer", nennt Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost Beispiele für das Pech des Russen. "Wenn wir ihm ein vernünftiges Auto hinstellen, dann wird er auch wieder zu alter Stärke zurückfinden. Ich hoffe, das wird schon ab dem kommenden Rennen in Singapur der Fall sein." Selbst wenn sich Kwjat fängt, gibt es im aktuellen Umfeld keine Jobgarantie. Im Hintergrund arbeitet Talent Pierre Gasly am Gewinn des GP2-Titels, der ihm den Aufstieg ermöglichen soll.

Während Marko sagt, es gebe selbst im Falle des GP2-Titelgewinns keine Formel-1-Garantie für Gasly, meint Red-Bull-Teamchef Christian Horner: "Pierre bereitet uns mit seinen Leistungen in der GP2 Kopfschmerzen, denn er macht alles richtig. Aber im Moment ist es Daniil Kwjats Cockpit. Es liegt an ihm selbst, bis Jahresende sein Bestes zu zeigen, denn bei Toro Rosso muss die Entscheidung erst am Jahresende fallen. Wir alle wollen Daniil eine weitere Saison in der Formel 1 sehen."

"Von meiner Seite aus ist alles klar, denn ich bekenne mich zu hundert Prozent zu Toro Rosso und zur Red-Bull-Familie", gibt Kwjat ein klares Bekenntnis zu seinem aktuellen Team ab. Das klang vor einigen Wochen anders, als der Russe sich nach eigener Aussage auch abseits der Red-Bull-Familie nach Möglichkeiten umschaute. Toro Rosso oder gar nichts also? "In der Formel 1 kann immer alles passieren", so Kwjat lächelnd. Er könne "ein drittes Auge gebrauchen", um auch andere Optionen zu sehen.