Zeitenjagd war für Bourdais noch kein Thema

ChampCar-Meister Sébastien Bourdais hatte an seinem ersten Testtag großen Rückstand, kann aber noch zulegen - Formel 1 frühestens ab 2008

(Motorsport-Total.com) - Mit mehr als drei Sekunden Rückstand auf die Spitze und 0,678 Sekunden auf seinen Teamkollegen Vitantonio Liuzzi konnte Sébastien Bourdais gestern an seinem ersten Testtag in Jerez de la Frontera die Erwartungen noch nicht erfüllen. Allerdings ist der ChampCar-Serienmeister davon überzeugt, heute und morgen erheblich zulegen zu können.

Titel-Bild zur News: Sébastien Bourdais

Sébastien Bourdais war gestern in Jerez noch nicht schnell genug unterwegs

"Von den Rundenzeiten her", erklärte er gegenüber 'autosport.com', "war das nicht repräsentativ. Für mich war es gut, aber wir hatten nur eine begrenzte Reifenmenge zur Verfügung - einen Satz am Morgen, einen zu Mittag, einen am Ende. Meine Bestzeit fuhr ich kurz vor Mittag. Das war ein guter Run, aber die Abstimmung war daneben. Ich dachte, das Auto würde untersteuern, dabei verhielt es sich neutral. Im letzten Run unterlief mir dann ein Fahrfehler."#w1#

Bourdais noch bis Freitag im Einsatz

Bourdais, der vor vier Jahren schon für Arrows und Renault getestet hat, allerdings nie eine ernsthafte Formel-1-Chance bekam, wartet schon lange auf eine Gelegenheit wie diese Woche, zumal er gestern Abend nicht aus dem Auto steigen musste, sondern noch bis inklusive Freitag weiterfahren darf. Dadurch hat er eine gewisse Einstellungsphase, die es sonst nicht gibt, was jedoch auch bedeutet, dass er spätestens bis Freitagabend seinen Speed unter Beweis stellen muss.

"Ich genieße es einfach mal, weil ich nicht weiß, wann es wieder passieren wird." Sébastien Bourdais

Vorerst macht er sich über solche Dinge aber keine Gedanken: "Ich genieße es einfach mal, weil ich nicht weiß, wann es wieder passieren wird. Für mich ist es ja das erste Mal, dass mir jemand drei Formel-1-Testtage ermöglicht", so der 27-Jährige, für den der Sitz übrigens erst am Dienstag direkt an der Strecke angepasst wurde, weil er wegen der Geburt seiner Tochter Emma nicht früher nach Europa fliegen konnte.

Den Kontakt zur Scuderia Toro Rosso hat sein Manager Nicolas Todt, Sohn des Ferrari-Teamchefs, über Gerhard Berger hergestellt. Was nun daraus wird, liegt ganz an Bourdais selbst: "Jetzt konzentriere ich mich einmal darauf, hier einen guten Test abzuliefern und einen guten Job für das Team zu machen", gab der ChampCar-Dominator zu Protokoll. "Wenn ich mich gut schlage, dann gibt es hier vielleicht eine Zukunft für mich."

Formel 1 frühestens ab 2008 ein Thema

Aber: "Ich befinde mich ganz bestimmt nicht in der Bewerbung um ein Formel-1-Cockpit für nächstes Jahr", stellte er klar. "Das macht die Dinge bei diesem Test viel einfacher, weil die anderen Fahrer nicht das Gefühl haben, dass ich eine Bedrohung für sie darstelle. Es ist viel angenehmer, unter solchen Bedingungen zu testen als in einer unsicheren Situation. Ich werde nächstes Jahr ja definitiv für Newman/Haas ChampCar fahren."

"Sie fühlen sich wie Formel-3-Motoren an - nicht von der Leistung her, aber vom Ansprechverhalten in den Kurven." Sébastien Bourdais

Zum Vergleich zwischen ChampCar und Formel 1 sagte Bourdais, dass er mit seinem Auto in den USA wesentlich mehr kämpfen müsse. Außerdem fiel ihm auf, dass die Formel-1-Motoren weniger Leistung haben als noch vor ein paar Jahren: "Sie fühlen sich wie Formel-3-Motoren an - nicht von der Leistung her, aber vom Ansprechverhalten in den Kurven. Das ist sehr linear, einfach zu fahren. Ich bin ja den Turbo gewohnt, der ganz brutal einsetzt..."

Darüber hinaus freundete er sich schon mit der Traktionskontrolle an, "mit der sich alles leicht erledigen lässt", wie der Scuderia-Toro-Rosso-Gastfahrer mitteilte. Dies solle jedoch keineswegs heißen, dass die Formel 1 einfach zu bewältigen sei: "Es ist nicht so, dass man locker schnell fahren kann, denn das letzte Bisschen an Performance findet man nur sehr schwer", gab Bourdais abschließend in das Mikrofon unserer Kollegen.