• 26.09.2005 05:57

  • von Inga Stracke

Zehnder: "Es wird nicht für einen Urlaub reichen"

Sauber-Teammanager Beat Zehnder im Interview über die Panne von Interlagos, den neuen Weltmeister und den für ihn stressigen Winter

(Motorsport-Total.com) - Als Teammanager von Sauber-Petronas ist Beat Zehnder eine der Schlüsselfiguren in der Zusammenführung des Hinwiler Rennstalls mit dem Automobilhersteller BMW. Ein dementsprechend stressiger Winter kommt auf ihn zu, wie er im Interview mit 'F1Total.com'-Boxengassenreporterin Inga Stracke verriet. Außerdem ging er auf das gestrige Rennen in Interlagos ein sowie auf den neuen Weltmeister Fernando Alonso, der sich gegen Zehnders Ex-Schützling Kimi Räikkönen durchgesetzt hat.

Titel-Bild zur News: Beat Zehnder

Beat Zehnder hätte sich eher einen Weltmeister Kimi Räikkönen gewünscht

Frage: "Beat, ihr habt mit der Taktik gepokert, mit Regen gerechnet und die beiden Fahrer mit unterschiedlichen Strategien ins Rennen geschickt. Dennoch hat es nicht zu Punkten gereicht. Wie fasst du das Rennen jetzt im Nachhinein zusammen?"
Beat Zehnder: "Ich glaube, dass jeder mit Regen gerechnet hat. Es ist wahr, wir hatten eine leicht unterschiedliche Taktik, wobei der große Unterschied an der Rundenzahl beim ersten Boxenstopp daher gerührt hat, dass Jacques (Villeneuve; Anm. d. Red.) aus der Box starten musste, weil wir einen dummen Fehler begangen haben. Also haben wir die Gelegenheit genutzt, um Jacques am Rennstart gleich ein bisschen mehr Benzin zu geben - auch in der Hoffnung, dass es irgendwann Mitte des Rennens mal regnet. Er hat es dann bis in die 24. Runde geschafft. Leider hat es erst nach dem Rennen zu regnen begonnen."#w1#

Villeneuve wäre recht flott unterwegs gewesen

"Sicher war es enttäuschend, denn Jacques hatte heute einen guten Speed. Er wurde zu Beginn des Rennens von den Minardis aufgehalten, kam an Doornbos nicht vorbei, der auf der Geraden sehr schnell war. Das hat ihm das Leben schwer und das Rennen kaputt gemacht."

Frage: "Was habt ihr bei Jacques Villeneuve eigentlich gemacht, das zur Strafversetzung geführt hat?"
Zehnder: "Wir hatten ein defektes Teil am Auto. Das wurde gewechselt, ohne dass wir die FIA informiert hatten. Es war sozusagen ein Formfehler. Die Techniker haben das Teil gewechselt, aber weder der Chefmechaniker noch der Technische Direktor oder ich wussten davon. Wir hätten nur einen schriftlichen Bericht an die FIA schicken müssen, dann hätten wir das wechseln dürfen. Das ist aber untergegangen, deswegen wurden wir bestraft."

Frage: "Fernando Alonso ist jetzt Weltmeister, euer Ex-Sauber-Petronas-Pilot Kimi Räikkönen ist schwer enttäuscht. Was sagst du zum WM-Ausgang?"
Zehnder: "Sicher wäre mir Kimi als Weltmeister lieber gewesen, weil ich ihn sehr gut kenne, aber ich muss sagen, dass Fernando ein würdiger Weltmeister ist. Er hat die ganze Saison über nur einen Fehler gemacht, nämlich in Montréal, als er in die Mauer geknallt ist. Ansonsten blieb er fehlerlos. Sie hatten ein sehr zuverlässiges Auto, auf jeden Fall zuverlässiger als der Mercedes. Kimi hatte ohnehin nur noch theoretische Chancen. Es hat niemand mehr damit gerechnet, dass Alonso das in den letzten drei Rennen noch aus den Händen gibt."

Zehnder erfreut über Abwechslung in der Formel 1

"Es war eine spannende Saison, und wir haben drei Rennen vor Schluss einen neuen Weltmeister - nicht wie in den vergangenen Jahren, als wir Mitte der Saison schon wussten, wer Weltmeister wird. Die Rennen waren auch spannend, jedenfalls spannender als in den letzten Jahren."

Frage: "Es stehen noch zwei Rennen an, Japan und China. Wie geht es bei euch jetzt weiter?"
Zehnder: "Das ganze Team fliegt am Montag nach Hause. Wir sind am Dienstagmorgen in der Firma, arbeiten dann bis Freitag und fliegen am Sonntag weiter nach Japan und von dort dann direkt weiter nach Shanghai. Dann ist das Ganze erledigt..."

Frage: "Vor dem Urlaub steht gerade dir als Teammanager mit den Überseerennen noch eine schöne Herausforderung im Bereich der Logistik bevor, nicht wahr?"
Zehnder: "Herausforderung kann man dazu nicht mehr sagen, denn nach elf Jahren geht das mit den Mechanikern Hand in Hand. Es ist wirklich keine große Herausforderung mehr. Es bedeutet ein bisschen mehr Arbeit. Zu sagen ist aber, dass es nicht für alle für einen Urlaub reicht, denn wir haben ja noch ein anderes Projekt. Wir wollen zwei Firmen zusammenführen, BMW und Sauber, daher wird es für mich sicher nicht für einen Urlaub reichen - zumindest nicht bis Dezember."