Sauber: "Viel hätte sich nicht geändert"
Auch ohne Schlamperei der Mechaniker wäre für Sauber-Petronas in Brasilien nicht viel möglich gewesen, glaubt der Teamchef der Schweizer
(Motorsport-Total.com) - Peter Sauber ärgerte sich gestern schon vor dem Grand Prix von Brasilien: Weil ein Mechaniker vergessen hatte, eine Reparatur an Jacques Villeneuves Auto zwischen Qualifying und Rennen zu melden, musste der Kanadier aus der Boxengasse ins Rennen gehen. Doch auch ohne diese Schlamperei wäre Saubers Meinung nach nicht viel mehr möglich gewesen als die Positionen elf und zwölf, die Massa/Villeneuve schlussendlich erreichten. Im Interview mit einer 'F1Total.com'-Boxengassenreporterin sprach er auch über den neuen Weltmeister.

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Seine 'Davidoff' rauchte Peter Sauber diesmal eher aus Frust als aus Freude...
Frage: "Herr Sauber, zwei verschiedene Strategien, aber aufgegangen ist keine..."
Peter Sauber: "Gut, man kann nicht von zwei verschiedenen Strategien sprechen, wenn einer dem Feld hinterherfahren muss. Das ist keine Strategie mehr! Ich glaube, dass Jacques (Villeneuve; Anm. d. Red.) sonst ein gutes Rennen gefahren wäre, wenn er von Position elf mit seiner Strategie losgefahren wäre. Nachdem klar war, dass er aus der Box starten muss, haben wir noch umgestellt. Er war ohnehin schon schwer, aber er bekam dann noch zusätzlich Benzin, weshalb er auch die zwei Minardis und Jordans nicht überholen konnte. Das ist sicher sehr unangenehm."#w1#
Punkten wären wohl ohnehin nicht möglich gewesen
"Es ist aber sehr schwer einzuschätzen, was von dieser elften Position aus möglich gewesen wäre. Christian Klien mit dem Red Bull ist ja auch nur Neunter geworden, obwohl er mit einem relativ schweren Auto von einem sehr guten Startplatz losgefahren ist. Daher muss man sagen, dass wir so oder so hinter Klien geblieben wären. Vielleicht wären wir Zehnter und Elfter statt Elfter und Zwölfter geworden, aber viel hätte sich nicht geändert."
Frage: "Warum musste Jacques Villeneuve eigentlich von hinten starten?"
Sauber: "Wir haben festgestellt, dass eine zehn Zentimeter lange Verbindungsstange des Stabilisators geklemmt hat. Also haben wir diese Stange ausgewechselt. Das darf man zwar prinzipiell machen, aber man muss es vorher anmelden. Das Auto steht ja bis zum Start im Parc Fermé. Man darf nicht daran arbeiten. Wie gesagt, normalerweise darf man dieses Teil ersetzen, aber es wurde nicht angemeldet. Das ist ganz klar ein Fehler des Teams. Dadurch hat man Jacques den Anschluss ans Feld verwehrt, was natürlich schlecht war."
Frage: "Felipe Massa war bei seinem Heim-Grand-Prix schon nach dem Qualifying ein bisschen enttäuscht. Wie sieht es nach dem Rennen aus?"
Sauber: "Felipe hätte ganz klar weiter vorne stehen müssen, auf jeden Fall vor Klien. Er kam schon in Runde 17 zum Tanken. Das ist relativ früh, und dafür war seine Startposition nicht gut genug."
Sauber hält Räikkönen für schneller als Alonso
Frage: "Fernando Alonso ist Weltmeister..."
Sauber: "Ja. Er ist sicher nicht nur der jüngste Weltmeister, sondern ganz sicher auch ein verdienter. Er ist ein ganz großes Talent, ein sympathischer Weltmeister. Das ist nicht selbstverständlich. Er hat auch Charisma - und ich finde es schön, dass wir auch mal einen anderen Weltmeister haben als in den vergangenen Jahren. Gut, dass es da mal einen Wechsel gibt. Man muss auch Renault ein ganz großes Kompliment aussprechen, denn die Formel-1-Weltmeisterschaft verlangt heutzutage zuverlässige Autos. Renault hat das exzellent geschafft und ist darum ganz sicher verdient Weltmeister."
Frage: "Haben Sie auch ein bisschen Mitgefühl mit Ihrem Ex-Fahrer Kimi Räikkönen?"
Sauber: "Gut, bei Kimi weiß man, dass das Talent so groß ist wie bei Alonso, wahrscheinlich sogar noch eine Spur größer, wie ich persönlich meine. Kimi wäre sicher auch ein verdienter Weltmeister, aber wie gesagt: Zuverlässigkeit gehört dazu, und die hatte McLaren in diesem Jahr nicht."
Frage: "Einen Titel hat Renault schon. Wer wird Ihrer Meinung nach den zweiten, den der Konstrukteure, holen?"
Sauber: "Wir haben das ja schon erlebt: Immer dann, wenn es um die Wurst geht, hat McLaren ein Problem am Auto oder mit dem Motor. Darum tippe ich auf Renault, denn Renault wird die Zuverlässigkeit bis zum letzten Rennen aufrechterhalten. Bei McLaren bin ich mir da nicht absolut sicher."

