• 26.09.2005 01:44

Theissen: "Hinten rumpelt es häufiger als vorne..."

BMW Motorsport Direktor Mario Theissen im Interview über das Pech seiner Piloten in Brasilien - Ärger über das verpatzte Qualifying

(Motorsport-Total.com) - Nach dem Qualifying am Samstag war BMW Motorsport Direktor Mario Theissen schon relativ sauer, doch nach der Startkarambolage im gestrigen Grand Prix von Brasilien erreichte der Frust einen neuen Höchststand. Immerhin war er dennoch gut genug gelaunt, um Fernando Alonso zum WM-Titel zu gratulieren, auch wenn er McLaren-Mercedes nun für die Konstrukteurs-WM favorisiert. Im Interview nach dem Rennen sprach der Deutsche mit einer 'F1Total.com'-Boxengassenreporterin über das enttäuschende Wochenende auf der Buckelpiste vor den Toren São Paulos.

Titel-Bild zur News: Mario Theissen

Aus Sicht von Mario Theissen war Brasilien ein Wochenende zum Vergessen

Frage: "Herr Theissen, das war ein schwarzes Wochenende für das BMW WilliamsF1 Team. Wie ist es zur Startkarambolage gekommen?"
Mario Theissen: "Soweit ich gesehen habe, hat David (Coulthard; Anm. d. Red.) Antonio (Pizzonia; Anm. d. Red.) von hinten getroffen. Der hat sich daraufhin quergestellt und ist dann mit dem linken Vorderrad in das Auto von Mark (Webber; Anm. d. Red.) reingerumpelt. Damit war das Rennen gelaufen."#w1#

Qualifying-Performance schuld an den Ausfällen am Start?

Frage: "Was geht einem in so einem Moment durch den Kopf? Frust in erster Linie?"
Theissen: "Ja, natürlich. Das ist natürlich ärgerlich, wobei für mich die Ursache des ganzen Problems im gestrigen Qualifying gelegen ist. Da haben beide Fahrer nicht die Performance des Vormittags wiederholen können, standen entsprechend weit hinten in der Startaufstellung - und erfahrungsgemäß rumpelt es hinten häufiger als vorne."

Frage: "Mark Webber ist dann noch mal rausgegangen, um sich eine bessere Startposition zu sichern..."
Theissen: "Das ist richtig. Er war noch in der Lage, zur Box zurückzufahren. Wir haben das Auto überprüft. Die Mechaniker haben in Rekordzeit den Kühler, den Unterboden, die Radaufhängung und das Bodywork ausgewechselt. Er ist dann wieder rausgegangen, um darauf zu bauen, dass der eine oder andere Fahrer noch ausfällt, sodass er im nächsten Qualifying in Japan später auf die Strecke muss. Es ist nur einer ausgefallen, aber immerhin: Er muss nicht als Dritter, sondern als Vierter losfahren."

Frage: "Fernando Alonso ist endgültig Weltmeister. Hat er den Titel verdient?"
Theissen: "Absolut! Es gönnt ihm jeder im Paddock diesen Titel. Er hat die ganze Saison über eine hervorragende Leistung gezeigt. Er hat angegriffen, wenn die Chance auf einen Sieg da war, er hat aber auch gewusst, wann er sich überlegt zurückhalten muss - das hat er heute wieder bewiesen. Er ist der jüngste Weltmeister, hat den Titel zwei Rennen vor Schluss eingefahren. Da kann man nur gratulieren."

Gerüchte bringen Alonso mit BMW in Verbindung

Frage: "Wäre Fernando Alonso auch ein Kandidat für BMW?"
Theissen: "Hier laufen einige Fahrer rum, die einmal ein Kandidat für BMW wären. Fernando Alonso hat sicher in dieser Saison einen enormen Sprung nach vorne gemacht. Er gehört zu den Topfahrern."

Frage: "In der Konstrukteurs-WM hat McLaren-Mercedes die Führung übernommen. Trauen Sie denen zu, dass sie mit dem schnellsten und besten Auto im Feld wenigstens diesen Titel durchbringen?"
Theissen: "Natürlich ist das McLaren-Mercedes zuzutrauen. Ich denke, die beiden haben gleiche Chancen. Das Rennen ist völlig offen. Es liegen nur zwei Punkte dazwischen, aber es sind noch zweimal 18 Punkte zu vergeben. Da kann noch viel passieren. Auf jeden Fall haben sie eine gute Chance."

Frage: "Juan-Pablo Montoya, einer Ihrer ehemaligen Fahrer, hat seinen Sieg aus dem Vorjahr wiederholt..."
Theissen: "Das ist schön für ihn. Er hatte keine einfache Saison - gerade in der ersten Saisonhälfte ging bei ihm einiges schief. Er läuft jetzt zur Normalform auf und kann das auch in Siege umsetzen. Es war sicher ein guter Tag für ihn heute."